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Kracht, Christian & Niermann, Ingo: Metan (Buch)

Christian Kracht und Ingo Niermann
Metan
Rogner und Bernhard, 2007, Hardcover, 140 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-8077-1027-3

Von Christel Scheja

Was wäre, wenn der Mensch gar nicht die dominierende Lebensform auf der Erde wäre, sondern etwas ganz Anderes, mit dem niemand rechnet, weil man es mit seinem beschränkten und voreingenommenen Verstand einfach nicht erkennen kann und wahrhaben will?

Die Autoren Christian Kracht und Ingo Niermann sind dieser Lebensform auf der Spur, die sich immer mehr ausbreitet und doch nicht wirklich wahrgenommen wird: Das Metan. Produziert durch die Abgase von Lebewesen und Gerätschaften, die fossile Brennstoffe verwenden müssen nimmt es heimlich immer mehr zu. Und als anorganischer Stoff klassifiziert traut man ihm eines nicht zu - Intelligenz.
Doch das Metan ist gerissen und genauso geduldig. Es kann abwarten, denn es weiß, die Zeit arbeitet in seine imaginären Hände. Im Marianengraben vor Japans Küste im ewigen Eis der Antarktis und den Permafrostböden Sibiriens, in Erdhöhlen, Rindermägen, über Sümpfen, Schlammvulkanen und Reisfeldern ist das Getüm, das manchmal auch Gestalt annimmt, um die Menschen weiterhin in die Irre zu führen - „Commander J” ist einer dieser geheimnisvollen Agenten, die heimlich die Kontrolle des Metangetüms über Afrika, Asien und den Rest der Welt vertiefen. Denn warum sollten nicht wenige der in den letzten Jahrzehnten entstandenen Konflikte der Menschheit auf seinem Mist entstanden sein - und genau das braucht das Methan, das sich nicht selbst reproduzieren kann.
Es braucht heilige Rinder, Kriege und andere Katastrophen, um immer mehr von sich selbst frei zu setzen.
Und selbst die bisher noch unbehelligten Orte werden langsam aber sicher von ihm erobert, seien es die Gipfel des Himalaya oder die Gebirges Afrikas.


In kurzen, blitzlichtartigen Vignetten erzählen die Autoren, wie das Metan sich in unser Leben schleicht und es langsam aber sicher erobert, warum wir teilweise selbst an seiner Verbreitung schuld sind, und welche Krisen und Katastrophen es mehr oder minder direkt zu verantworten haben könnte.
Und das sind nicht nur Ausbrüche der Natur, sondern auch politische und gesellschaftliche Umwälzungen, die plötzlich und chaotisch über ein Land oder einen Ort herein brechen. Nicht immer wird ganz klar, was die Autoren eigentlich mit ihren kurzen Szenen ausdrücken wollen, scheinen sie doch keine Verbindung mit dem eigentlichen Thema zu haben und sinnlos in den Raum gestellt zu sein. Aber das täuscht, denn auch wenn sie nur eine Überleitungsfunktion haben, so runden sie nach und nach das schreckliche Bild und die Abgründe ab, die sich vor dem aufmerksamen Leser auftun.
Natürlich ist das Buch nur eine Satire, die in überspitzter Form menschliche Gepflogenheiten, Verhaltensweisen und Bequemlichkeiten ankreidet und gibt nicht unbedingt alle erwähnten Ereignisse exakt wieder, und sie schießen oft genug über das Ziel hinaus - aber man kommt auf Dauer doch ins Nachdenken und nicht immer reizen die Andeutungen und Schilderungen zum Schmunzeln.
Die Autoren haben sich Gedanken gemacht, und das sieht man auch dem Text nachfolgenden ausführlichen Bildteil an, der vor allem Menschen zeigt. Man sollte diese beim Lesen betrachten und auf sich wirken lassen.

Und nur wenn man wirklich bereit ist, sich auf die phantastischen Gedankengänge der Autoren einzulassen, kann man wirklich Spaß an dem Buch haben, da es auf gedanklich unbeteiligte Leser eher chaotisch, unzusammenhängend und ziemlich übertrieben wirkt.

hinzugefügt: July 10th 2007
Tester: Christel Scheja
Punkte:
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