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S.T.A.L.K.E.R. - Shadow of Chernobyl 2: Inferno, Bernd Frenz (Buch)
S.T.A.L.K.E.R. - Shadow of Chernobyl 2
Bernd Frenz
Inferno
Panini Verlag, 2007, Taschenbuch, 268 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8332-1311-3
Von Carsten Kuhr
Rund um den verstrahlten Reaktor entstand in den letzten Jahren eine dreißig Quadratkilometer umfassende Sperrzone, in der Naturgesetze außer Kraft sind, in denen Mutationen Jagd auf alles Lebendige machen und Glücksritter nach Schätzen suchen. Steine, die tödliche Krankheiten zu heilen vermögen, Stoffe, die geistige Fähigkeiten verstärken, Materialien die alles wissenschaftlich Denkbare ad absurdum führen, das ruft potente Käufer auf den Plan. Doch es muss Desperados, Stalker genannt geben, die die Schätze aus der Sperrzone, die das Militär um das Gebiet errichtet hat, holen. Skrupellose Söldner, die über Leichen gehen, Geheimagenten die für ihre Regierungen spionieren und mutierte Lebewesen, die sich einen Spaß daraus machen, die Menschen zur Strecke zu bringen. Und wenn sie Glück haben, dann bleiben die Opfer auch tot – andernfalls stehen sie als intelligente Zombies wieder auf. Die Technik versagt zu oft, als dass sich größere Verbände ins Gebiet trauen, zudem die PSI-Katastrophe, die zu den Zuständen geführt hat, weiterhin verschleiert werden soll. Zu viele Mächtige haben viel zu viel zu verlieren.
Seit Jahren sitzt David Rothe nun bereits im Gefängnis. Er, der als einer der Ersten mit den unerklärlichen Kräften in Kontakt kam, der seine Eltern am Reaktor verlor und der seitdem selbst über PSI-Gaben verfügt wird vom todkranken Major Marinin reaktiviert und in die Sperrzone entsandt. Seine Mission: eine weitere Expansion der Zone verhindern, und das Geheimnis um den Herrscher der Zone und dessen Geschöpfe lüften. Auf seinem Weg durch ein bizarres, tödliches Land voller Gewalt begegnet David einer jungen, PSI-begabten Frau – Kim - und muss erkennen, dass es auch seine Auftraggeber auf ihn abgesehen haben ...
Bernd Frenz ist ein alter Fuchs im Unterhaltungsgenre. Seine „Maddrax“-Romane haben ihm eine treue Fangemeinde beschert, und er weiß, was diese von ihrem Frenz erwarten. Knallharte Action, temporeich aufbereitet mit einer Prise Horror-Szenario, und exakt dies bekommt der Leser satt.
Dabei sind die auftretenden Personen klar und eindeutig besetzt. Die gnadenlosen Glücksritter, die voller Gier und ohne Mitleid dem Reichtum nachjagen, die gnadenlosen Spezialeinheiten der osteuropäischen Länder denen jegliches Mitleid mit ihren Opfern ausgetrieben wurde, die Machos par Excellenze, deren Waffen ihr Liebstes ist – gewohnte Versatzstücke entsprechender Romane.
Immer wieder aber gelingt es Frenz hier ein wenig zu differenzieren, ein bisschen Tiefe in seine Gestalten einfließen zu lassen. Sei es der Glücksritter Igel, der ganz cool immer eine Sonnebrille vor den Augen menschliche Regungen offenbart, nur um zum Finale mit einer Überraschung aufzuwarten, oder Kim, die ebenso wie David ihre in der Zone verschleppte Mutter sucht. Diese Beiden, zwischen denen es zu einer - wenn auch sehr vorhersehbaren Beziehung - kommen muss, stehen klar mit Mittelpunkt der Handlung. In ihnen ruhen die Geheimnisse der Serie, durch ihre Augen blickt der Leser in eine gefährliche Welt.
Für mich aber war der vom Krebs gezeichnete Marinin die vielleicht interessanteste Figur. Er, der seine Familie an die Zone verlor, dessen unbequeme, sorgfältige Ermittlungen den Mächtigen ein Dorn im Auge sind, der innerlich zerrissen und dennoch einer der wenigen verlässlichen, ehrlichen Menschen rund um den Reaktor ist, rührt ob seines angedeuteten Schicksals den Leser an. Starrsinnig geht er allen Widerständen zum Trotz und den Krebs soweit irgend möglich ignorierend seinen Weg, hat einmal nicht nur den eigenen Vorteil im Kopf, sondern sucht Aufklärung um jeden Preis. Das ist ein Charakterkopf voller Widersprüche, voller bislang nur angedeuteter Ecken und Kanten. Eben weil Frenz hier mehr im Dunkeln lässt, als alles dezidiert auszubreiten ist der Kettenraucher, der David, der sich mit den übermächtigen Goliaths des Politapparates anlegt, so faszinierend.
Voller Tempo mit einem Setting, das den lebensbedrohliche Gefahr förmlich spüren lässt, rast die gewaltbetonte Handlung förmlich voran. Lediglich die Zombig wirken hier auf mich überflüssig, ja als Störfaktor. Ansonsten eine gelungene Umsetzung eines der erfolgreichsten Games der letzten Jahre.
hinzugefügt: August 7th 2007 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Panini Hits: 2628 Sprache:
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