Die Psi-Akten
Folge 11: Karibischer Fluch
ISBN 3-936614-94-6
Folge 12: Draculas Rückkehr
ISBN 3-936614-78-4
Folge 13: Kurzgeschichten zum Gruseln und Fürchten
ISBN 3-936614-92-X
Hörspiele, mit jeweils ca. 50-70 Minuten Laufzeit
Musikuntermalung: Jase Brandon
Titelbild: Timo Würz
Sprecher: Henry König, Wolfgang Strauss, Anna Carlson. Tom Broke, Jörg Adae, Thorsten Michaelis, Bernhard Völger, Thomas Nero Wolff, Jörg Ade, Bruno Apiz, Carola Ewert, Regina Lemnitz u. v. a.
Russel und Brandon Company, Mai 2007
Von Christel Scheja
Durch das steigende Interesse an Hörbüchern erleben auch die Hörspiele eine Renaissance. Nicht nur das die alten - noch mehr für Kinder gemachten - Werke von Europa, Karussell und anderen Verlagen wieder neu aufgelegt werden, kleinere und größere Labels produzieren jedes Jahr fleißig neue Hörspiele, vor allem im Horror und Mystery-Sektor.
Dabei kann man zwei größere Strömungen ausmachen. Ein Teil der Hörspiele versucht sehr erwachsen zu wirken und durch bestimmte Musik und Soundeffekte die Atmosphäre der Werke klassischer Phantastien wie Edgar Allan Poe, E.T.A. Hoffman oder H. P. Lovecraft wieder zu erwecken. Über allem liegt der Hauch unheimlicher Schwermut und drohender Verhängnis, bedeutungsschwere Worte führen zu Leid und Depression.
Die andere Strömung folgt der Tradition der klassischen Hörspiele, Heftromane und Comics. Wie einst in den inzwischen selig entschlafenen „Gespenster-Geschichten“ oder diversen Serien um Vampire, Dämonen und mutige Geisterjäger steht hier mehr das unheimliche Abenteuer im Vordergrund. Und auch wenn nicht immer das Gute am Ende siegt, so dominiert in diesen Hörspielen eher die Action als die Melancholie.
„Die Psi-Akten“ von der Russel und Brandon Company gehört zu letzteren. Und der Obertitel der Reihe, die aus voneinander unabhängigen Titeln besteht, verrät es schon: Zumeist bekommen es einfache Menschen mit den Mächten des Bösen, des Jenseits oder des Übernatürlichen zu tun.
Anne und Cole Parell genießen ihren Segeltörn, bis zu dem Augenblick, in dem sie eine Nebelwand in das Jahr 1722 und mitten unter wilde und gefährliche Piraten entführt. Ein „Karibischer Fluch“ hat von ihnen Besitz ergriffen, der nun die Erfüllung einer Aufgabe fordert. Ganz offensichtlich scheint der Kapitän des Schiffes, Steven Shadow mehr über sie zu wissen, denn er konfrontiert Anne mit einer unangenehmen Wahrheit, die sie zunächst gar nicht glauben will. Denn es kann nur eine Verwechslung sein, denn wie soll sie die Ehefrau eines gewissen Edward Teach gewesen sein?
Das Hörspiel erzählt zwar eine eigenständige Geschichte, ist gleichzeitig aber auch eine augenzwinkernde Hommage an „Fluch der Karibik“, was man ziemlich deutlich an Kapitän Shadow und seinen Kameraden merkt. Und es wartet mit einer netten Überraschung auf.
„Draculas Rückkehr“ ist eine der wenigen Geschichten, die Bram Stoker nicht nacherzählt sondern fortzusetzen versucht. Die Ereignisse aus Dracula sind für die Kinder der Harkers und Professor van Helsings Wirklichkeit. Vor allem Elisabeth Harker, glaubt fest daran, vor allem jetzt, nachdem sie immer wieder Visionen und Albträume hat. Ihr Bruder Stephen will ihr zunächst nicht glauben, wird dann aber eines besseren belehrt, als Dracula zurückkehrt und ihn zum ersten Opfer seiner blutigen Rache macht. Scotland Yard ist ratlos. Erst als Christopher van Helsing auftaucht, bekommt Inspektor Haloway eine Ahnung von dem, was ihn noch erwartet. Doch erst als er das Grauen selbst gesehen hat ist er bereit zu glauben und mit dem Parapsychologen auf die Jagd zu gehen.
Das Hörspiel verknüpft geschickt die literarische Vorlage mit seiner eigenen Geschichte und zitiert immer wieder gerne, um die Spannung noch ein wenig zu steigern. Denn man ist doch gespannt darauf, ob sich die Geschichte noch einmal wiederholt oder nicht. Und mit einem frechen Augenzwinkern wird gleich noch eine lockere Verbindung zu „Faith“, einer anderen Serie der Russell& Brandon-Company geknüpft.
Passend für eine Gruselserie feiert man nicht mit der zehnten, sondern der dreizehnten Ausgabe Jubiläum. So versammeln sich auf dieser CD dreizehn Minihörspiele, in denen kurze aber schauerliche Geschichten erzählt werden, etwa von den Taxifahrer, der eine Frau in der Nacht von Friedhof zu Friedhof gefahren wird; dem Kunden einer Hellseherin, der sich in Todesstarre versetzten lässt; dem Jungen, der sich in ein verfluchtes Haus wagt oder gar dem Besucher eines Restaurants, der seinen Hunger stillen möchte, aber sehr schnell bemerkt, das sowohl Gäste als auch Belegschaft andere Pläne mit ihm haben.
Böse, unheimlich, manchmal aber auch lustig, aber insgesamt recht makaber werden die etwa fünf bis acht Minuten langen Geschichten erzählt, die ganz auf die abschließende Pointe ausgerichtet sind. Bis auf ein oder zwei Ausnahmen sind die Geschichten ausnahmslos gelungen und wissen in den Bann zu schlagen, auch wenn man nicht unbedingt das Schicksal von dreizehn Seelen erzählt bekommt - denn im letzten Abschnitt fordert der Erzähler die Zuhörer und Fans auf, ihre Ideen und Kurzgeschichten einzureichen, denn vielleicht bieten diese ja die Grundlagen für neue PSI-Akten.
„Die Psi-Akten“ bieten auch Erwachsenen spannenden Hörgenuss, vor allem wenn man sich noch gut an die Heftromane der achtziger Jahre oder die heute legendären Comicreihen wie „Gespenster-Geschichten“ erinnert.
Die Macher spielen hemmungslos mit den gängigen Horrorklischees, treiben sie auf die Spitze, bleiben aber dennoch dem Genre treu. Die Geschichten mögen zwar simpel gestrickt sein, sind aber atmosphärisch und stimmungsvoll umgesetzt und man wird von der Spielfreude der Sprecher und Produzenten einfach mitgerissen. Und man kann sich nicht nur von den spannenden Geschichten unterhalten lassen sondern auch immer wieder angenehmen Grusel verspüren.
Deshalb wissen „Die Psi-Akten“ auch diesmal durchweg zu gefallen. Sie sind gelungen umgesetzt und bieten im Gegensatz zu anderen Reihen auch einmal Grusel-Abenteuer ohne Zynismus, Depression und Schwermut.