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Fritz Lang Collection (Dr. Mabuse, der Spieler / Spione / Die Frau im Mond) (DVD)

Fritz Lang Collection
Enthält die Filme
- Dr. Mabuse, der Spieler
- Spione
- Die Frau im Mond

Von Thomas Harbach

Mit der „Fritz Lang Collection“ führt Transitfilm die Eigenproduktion von DVDs in Zusammenarbeit mit der Murnau Stiftung restaurierter Stummfilme fort. In den USA – bei „Kino on Video“ – sowie Ländern wie Spanien oder England sind einige dieser Meilensteine des deutschen Kinos schon auf DVD erschienen. Die Veröffentlichung insbesondere der Werke eines Ernst Lubitsch, Murnaus, Pabst oder eines Fritz Lang sind überfällig.

Nach der sehr schönen Präsentation von „Metropolis“ folgen in der vorliegenden Box auf insgesamt sechs DVDs – Hauptfilm und Features sind dabei getrennt – drei von Fritz Langs bekanntesten, kommerziell erfolgreichen Werken: „Dr. Mabuse, der Spieler“, „Spione“ und schließlich „Frau im Mond“. Insbesondere die Figur des Superverbrechers Mabuse wird Fritz Lang sein ganzes Schaffen über verfolgen. Das Erstaunliche an dieser Entwicklung ist der Bruch durch Langs Flucht über Frankreich in die Staaten. In seinen ersten vor der Machtergreifung der Nazis entstandenen Filmen hat er seine Faszination gegenüber großen, geheimnisvollen und im Dunkeln operierenden Organisationen auf beiden Seiten des Gesetzes zum Ausdruck gebracht. In den Nachkriegsfilmen dagegen zeigt er deutlich sein Misstrauen auch gegenüber jeglicher staatlicher Kontrolle und unterstreicht den Mut des Individuums im Kampf gegen die übermächtige Krake des Verbrechens. Dabei ist „Dr. Mabuse, der Spieler“ nicht die erste Adaption der faszinierend schillernden Könige des Verbrechens. In Frankreich beherrschte „Fantomas“ in einer Reihe von Kurzfilmen zusammen mit seinem Epigonen „Arsene Lupin“ die Leinwand. Mit den Romanen des Luxemburger Autoren Norbert Jacques hat Fritz Lang die Inspiration gefunden, seine bisherigen Sensationsfilme wie „Spiders“ in sein vom Ersten Weltkrieg und den sozialen Folgen für die brüchige Weimarer Republik gekennzeichnetes pessimistisches Welt bzw. Deutschlandbild zu integrieren. Wie weit Langs Einfluss mit diesem ersten Film reichen sollte, erkennt der Zuschauer an späteren Werken wie „Goldfinger“ – mit einem überragenden Gerd Fröbe – oder Mario Bavas poppigen „Danger Diabolik“, der zwar auf einer italienischen Comicfigur basiert, aber dessen Verbrecherheld Züge eines jungen Mabuse trägt. Der erste Weltkrieg mit seinem maschinellen Massentöten in den Schützengräben, der Teilung der Bevölkerung in Armut und Profiteure – hier sei insbesondere die Großindustrie genannt, deren Einfluss über den der Politiker und des Kaisers hinausgereicht hat – und schließlich dem Zerfall einer Ära hat Langs „Dr. Mabuse“-Bild geprägt. Nicht zuletzt hat er deswegen seinem Schurken so viele Gesichter gegeben. Hinter der Anonymität der Masken könnte sein sehr guter Schauspieler Rudolf Klein-Rogge jeden Typus verkörpern und an allen Hebeln der Macht gleichzeitig spielen.

In „Spione“ letztendlich verkörpert Rogge als Großverbrecher Haghi auf der einen Seite den ehrbaren Bankier, dann in seiner letzten Verkleidung den Clown, der dem lachenden Publikum den Eulenspiegel ins Gesicht hält und als dritte Inkarnation seiner offensichtlich gespaltenen Persönlichkeit den Leiter eines Verbrechersyndikats, der inzwischen sein Vergnügen, aber nicht mehr unbedingt sein Geld mit dem Verkauf von Industriegeheimnissen, der Ermordung von Persönlichkeiten der Öffentlichkeit und blanker Erpressung verdient. Diese Aktivitäten dienen im Grunde nur, um die perversen Neigungen des Schurken zu befriedigen, denn Geld hat er laut eigener Aussage mehr als genug. Für die Unordnung und das Chaos der Weimarer Republik steht Dr. Mabuse als Opportunist. Er ist gleichzeitig die Personifikation dieses politischen Chaos, der opportunistische Drahtzieher und der schlagende Beweis für die Hilflosigkeit der Ordnungsorgane.

Wie in vielen Fritz Lang Filmen ist Mabuse kein Mitglied der klassischen Verbrecherschicht und handelt nicht aus der Verzweifelung des Elends heraus. Dabei wird Langs Kommentar gegenüber den Verhältnissen noch zynischer. Auf der anderen Seite wird der Zuschauer auch wie bei vielen Filmen über Superverbrecher auf eine Ebene gezogen, in der alles nur aufgrund der finanziellen Mittel erlaubt ist. Die hinter vorgehaltener Hand kommentierte Dekadenz der oberen Zehntausend wird visuell umgesetzt und die Vorbehalte und Vorurteile der einfachen Menschen finden ihre Bestätigung. Mit seinem angesehenen Beruf als Psychoanalytiker – der seinen Patienten ihre Ängste und deren Masken „nehmen“ soll – und seiner an Magie grenzenden Fähigkeit der Hypnose lebt Mabuse die ansonsten eher unterdrückten Wünsche und Begierden der Menschen aus. Mittels seiner Organisation ist er in allen Schichten der Bevölkerung aktiv. So kann er auf der kleinsten Ebene Kartenspiele manipulieren. Auch Goldfinger wird in seiner Arroganz über ein Kartenspiel fallen, in dem er offensichtlich schummelt und James Bond auffällt. Seine nach besonderen Methoden ausgeklügelten Raubüberfälle sind derart spektakulär, dass sie in der Bevölkerung nicht mehr als profane Verbrechen, sondern Kunstwerke wahr genommen werden. Dieser allmächtigen Organisation stellt Fritz Lang zusammen mit seiner Ehefrau Thea von Harbou, die das Drehbuch geschrieben hat, den Staatsanwalt Menk – eine gute Rolle für Bernhard Geotzke – gegenüber. Wie es sich für die damalige Zeit gehört, beginnt Mabuses Reich zu wanken, als er eine Grenze überschreitet. Mit der Entführung der Gräfin Told, für die sich Menk sehr interessiert, motiviert er seinen Gegenspieler zu ungewöhnlichen Leistungen und bringt sich selbst in Schwierigkeiten.

Fritz Lang hat mit „Dr. Mabuse“ einen klassischen Vertreter des Pulp-Genres mit einer außergewöhnlichen, optisch auch heute noch eindrucksvollen Ausstattung geschaffen. Die Handlungsorte sind außergewöhnlich präzise gestaltet worden. Nichts wird dem Zufall überlassen. Ganz bewusst wollte der Regisseur seinem Film den Flair dieser aus heutiger Sicht goldenen zwanziger Jahren geben. Dabei ist er seiner Realität ungefähr fünf Jahre voraus. Es ist vielleicht kein Zufall, dass der von seiner Intention durchaus als Nachfolger zu „Dr. Mabuse, der Spieler“ geplante und inszenierte „Spione“ nicht mehr auf die opulente, fast erdrückende Optik setzt, sondern die dunkle Zeit der Nationalsozialisten in kargen Bildern – bis auf das Treppenhaus des Bankgebäudes, das aber an einen Hamsterkäfig erinnert, in dem Menschen hektisch von einem Ort zum anderen laufen, ohne jemals ans Ziel zu kommen – vorhersagt. Und das zu einem Zeitpunkt, als sich Berlin als die Hauptstadt des Vergnügens mit seinen Tanzpalästen und Neureichen gesehen hat.

Auch wenn „Dr. Mabuse, der Spieler“ mit einer Gesamtlaufzeit von 270 Minuten an einigen Stellen behäbig und langsam daherkommt, ist der Film im Grunde der Epigone der in den vierziger Jahren populär werdenden Film Noir Thriller. Der Held des Films trägt nicht die klassischen Züge eines modernen Edelmanns, er ist ein zielstrebiger Mensch, der auf seiner Mission immer wieder gegen die Versuchung ankämpfen muss. Er hat klare Vorstellungen und Ziele, die sich mit seiner Gegenwart nicht in Einklang bringen lassen. Über die Länge des Films zeigt Fritz Lang auf, dass im Vergleich zu den gelangweilten, versnobten und dekadenten Nebenfiguren – diese Charakterisierung schließt auch und gerade die weibliche Hauptperson mit ein – der Superverbrecher Mabuse der agilste und aktivste Charakter des Films ist. Fritz Lang braucht für die Darstellung der einzelnen Personen in ihrer natürlichen Umwelt eine sehr lange Exposition. Insbesondere zu Beginn des Films wäre ein schnellerer Schnitt und eine indirekte Erzählstruktur für den Fortlauf der nicht sonderlich komplexen Handlung förderlich. Da die Figuren alle nicht unbedingt sympathisch gezeichnet worden sind und selbst der spätere „Held“ sich erst dem Zuschauer beweisen muss, distanziert sich Fritz Lang unnötig vom Betrachter und bezieht ihn zu selten in das Geschehen ein. Diese Schwäche wird durch die überragende Optik und die glänzenden Kulissen, an denen man sich kaum sattsehen kann, ausgeglichen. Aber spätestens nach der ersten Hälfte des Films wünscht sich der Zuschauer deutlich mehr Tempo. Zu den besten Szenen gehört das Kartenspiel – das direkte Aufeinandertreffen – von Wenk und Mabuse. Dieser setzt seine hypnotischen Fähigkeiten ein. Fritz Lang hat diese Manipulation mit einem einfachen Trick optisch darstellt. Wenks Blickfeld verengt sich, der Hintergrund um Mabuse wird schwarz. Mabuses Kopf füllt schließlich den gesamten Bildschirm aus. An einer anderen Stelle des Films wird der Befehl, den Mabuse einem seiner willigen Helfer unter Hypnose gibt, als Laufschrift direkt vor ihm eingeblendet. Die Integration der Texttafeln in das laufende Geschehen wird in „Frau im Mond“ seinen Höhepunkt erreichen. Hier erhält der Zuschauer im gleichen Augenblick wie die Protagonisten - in diesem Fall die Mitglieder des Goldsyndikats – das Wissen um die Reise zum Erdtrabanten vermittelt. „Dr. Mabuse, der Spieler“ ist ein wichtiger Film, ein Meisterwerk des deutschen Stummfilms. Eine klassische Gangstergeschichte, der nur wenige spätere Werke wirklich etwas Originelles hinzufügen konnten. Gleichzeitig eine überaus kritische Reflektion der Zeit, in welcher der Film entstanden ist. Fritz Lang hat allerdings keine Belehrung, keine politischen Verbesserungsvorschläge im Visier, er will den Zuschauer an den Kinosessel fesseln und meisterlich unterhalten. Der Film verlangt ob seiner Länge sehr viel Geduld vom Zuschauer. Viele Ideen und Situationen wird Lang in seinen späteren „Mabuse“-Filmen mehr oder minder erfolgreich wieder aufnehmen. Hier kann man ihre Entstehung verfolgen. „Spione“ ist vielleicht der greifbarere Film, „Dr. Mabuse“ aber wirft einen langen Schatten auf das „Bild der Zeit“ – einer der Untertitel des Films. Und es ist kein schönes.

Unter dem Titel „Die Metamorphosen des Dr. Mabuse“ finden sich drei kleine Features mit einer Laufzeit von fünfzig Minuten. In „Mabuses Musik“ erklärt der Komponist Aljoscha Zimmermann seine Inspiration und die Zusammenarbeit mit Fritz Lang in wichtigen Passagen des Films. Über den Autor Norbert Jaques berichtet Michael Farin, der Herausgeber der „Mabuse“-Romane, die vor einigen Jahren im Rowohlt-Verlag in einer empfehlenswerten und mit vielen Zusatzinformationen versehenen Neuauflage erschienen sind. In „Mabuses Motive“ werden Farins Thesen weiter ausgeführt. Hier wird ein Bezug zu Fritz Langs anderen Filmen hergestellt. Dazu gibt es einige Hinweise auf weitere Epen dieser Zeit. Da viele dieser Filme nicht mehr vollständig vorliegen, zumindest diese einzige Möglichkeit, Informationen über sie zu erhalten. Zusätzlich finden sich auf allen drei Extra-DVDs noch Bildergalerien und Hinweise auf die Restaurierung.

Für viele gilt Fritz Langs dreizehnte Regiearbeit als eine seiner schwächsten. Er folgte auf „Metropolis“, mit dem sich die UFA aufgrund der unerwartet schwachen Zuschauereinnahmen übernommen hatte. Die Zusammenarbeit mit Fritz Lang wurde – zumindest rückschauend vorläufig – eingeschränkt. Dieser gründete eine eigene Produktionsfirma, um nach einer Anregung aus einem Artikel der Londoner Times einen „kleinen Film mit viel Action“ als Co-Produzent mit einem nicht zu überschreitenden Budget von 800.000,-- Mark, einem Sechstel von „Metropolis“ zu realisieren. In diesem wurde über die Aufdeckung eines Spionagerings berichtet, der sich hinter der Kulisse eines russischen Handelshauses versteckt hat. Nicht zuletzt aufgrund der Berichte über exotische Spione wie Mata Hari ist dieses Thema insbesondere in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen Gesprächsthema in der besseren Gesellschaft gewesen. In vielerlei Hinsicht ist „Spione“ aber auch eine interessante Neuinterpretation seines „Dr. Mabuse, der Spieler“ Films. Nicht nur in der Besetzung Rudolf Klein-Rogges als Bankier Haghi. Dieser verwaltet sein hinter der Fassade einer seriösen Bank getarntes Imperium als brutaler Despot, körperlich scheinbar versehrt und an den Rollstuhl gefesselt. An seinem voluminösen Schreibtisch – die Arbeitsfläche des Geheimdienstchefs wirkt dagegen wie ein klassisches Büro aus dem letzten Jahrhundert, notdürftig mit ein wenig Technik aufgemotzt – nutzt er moderne Kommunikationsmittel, um über seine verlängerten Agentenarme im Grunde jeden wichtigen Punkt der Außenwelt zu beobachten, wenn nicht zu kontrollieren. Rohrpostsysteme, Leuchtschriften und Schaltkonsolen dienen als zeitlose Datenüberträger und ermöglichen es Haghi, über weite Strecken des Films dem Geheimdienst immer einen Schritt voraus zu sein.

Gleich zu Beginn des Films in einer sehr sorgfältig geschnittenen Auftaktsequenz verdeutlicht Lang die Unfähigkeit der schwerfälligen Geheimdienste, auf diese neuartige, sehr flexible Art des Verbrechens und der Spionage zu reagieren. Höhepunkt dieser Hilflosigkeit ist die Ermordung eines Agenten mit einer elementaren Botschaft im Büro des Geheimdienstchefs. Während dieser verzweifelt sich fragt, welche Mächte hier am Werk sind, kommt es zu einem scharfen Schnitt, das Gesicht des Verantwortlichen wird eingeblendet und scheinbar handgemalt seine Antwort: „Ich“. Deutlicher lässt sich Langs Intention nicht darstellen, dem Publikum einen würdigen Nachfolger zu seinem Bahn brechenden Doktor Mabuse vorzustellen. Tauscht man den Namen Haghi mit Mabuse, könnte „Spione“ im Grunde eine natürliche Weiterentwicklung der im ersten Film angesprochenen Themen sein. Das einfache Verbrechen hat in der Zeit der Geheimabkommen und der wirtschaftlichen Verflechtungen ausgedient. Spionage und der Verkauf von Geheiminformation politischer und wirtschaftlicher Natur haben es abgelöst. Haghi setzt aber nicht nur auf blanke Gewalt. Sein bestes Pferd im Stahl ist die Agentin Sonja Barranikowa, die mit viel implizierten körperlichen Einsatz und ihrem verführerischen Auftreten den ehrbaren Männern ihre Geheimnisse entlockt und sie fast hörig an Haghi weiterleitet. Erst als sie den Agenten 326 kennen lernt – sicherlich ein interessantes Novum, die Agenten namenlos zu machen und durch Nummern zu ersetzen, eine Idee, die Ian Fleming in seinen „James Bond“-Romanen willig und fast dankbar wieder aufgenommen hat – sieht sie eine Chance, den Fängen Haghis zu entkommen. In der Rolle des verführerischen Vamps überzeugt in ihrem Debütfilm Gerda Maurus mehr, als später mit hochgestecktem Haar in einem unauffälligen Kostüm. Die erotischen Anspielungen sind überdeutlich. So macht sich eine weitere willige Helferin – sie sieht mädchenhafter aus, als Gerda Maurus, fast noch minderjährig - an einen älteren japanischen Diplomaten heran, schleicht sich fast devot mit der erfundenen Geschichte mit Misshandlungen im Elternhaus ein und liegt im flehentlich und willentlich zu Füßen. Auch die Dekolletees werden nicht nur beim Publikum, sondern auch dem Zensor einige Schweißtropfen auf der Stirn verursacht haben. Sex und/oder zumindest die Andeutung von Intimitäten sind für den über weite Strecken des Films in einem Rollstuhl sitzenden Haghi Mittel zum Zweck. Nicht selten deutet Fritz Lang zumindest bei ihm eine sadistisch-voyeuristische Tendenz an. Er spielt insbesondere mit seiner Staragentin, schenkt ihr Perlen, bettelt um ihre Hilfe und manipuliert sie einen Augenblick später wieder eiskalt. Fritz Lang bleibt mit seiner Kamera verhältnismäßig lange auf den exotischen Kleidern und erotischen Frauen. So zeigt er zum Anfang des Films das unwillige Opfer einer von Haghi Erpressungen im Opiumrausch. Es reicht nur nicht ein kurzer Zwischenschnitt auf das fotographische Beweismaterial, mit einem Zwischenschnitt wird die Szene lebendig und zeigt die Ekstase, welche die schöne Frau beim Genuss der Pfeife in entsprechender orientalischer Kleidung empfindet. Die Liebesgeschichte zwischen Sonja und dem Agenten 326 nimmt im Verlauf des Films vor allem in der wichtigen ersten Hälfte einen zu breiten und teilweise zu kitschig übertriebenen Raum ein. Mit Worten wie „Schenk mir diesen Abend“ – das endet in einer Box-/Tanzveranstaltung, wo Fritz Lang das Aufeinanderprallen von Gewalt und Sex in einer atemberaubenden Perspektive zeigt – ist sicherlich auch in den frivolen dreißiger Jahren keine Frau mit dieser weltlichen Erfahrung zu erobern gewesen. Der Spannungsbogen nimmt erst wieder Fahrt auf, als Haghi von dieser Romanze Wind bekommt und sie konsequenter nutzt, um Sonja zu weiteren Untaten zu bewegen. In Zwischenschnitten auf einzelne handlungstechnisch durchaus isoliert zu betrachtende Actionsequenzen kommt Agent 326 nach und nach seinem Ziel, Haghi zu verhaften immer näher. Lang konzentriert sich neben einigen im Vergleich zu „Metropolis“ allerdings bescheidenen architektonischen Entwürfen sehr viel stärker auf die Strukturen von Verbrechern. als auch Geheimdienstorganisationen. Für den Zuschauer ist es erstaunlich, mit wie viel Raffinesse und Entschlossenheit die einzelnen Agenten an die Informationen kommen und nicht selten den hilflosen Agenten eine Nase drehen. Insbesondere der „Held“ 326 kann davon ein Lied singen. Mit schnellen Zwischenschnitten und einer insbesondere für einen Stummfilm sehr beweglichen Kamera versucht Lang die Illusion von Hektik und Eile zu suggerieren. Insbesondere das hinterhältige Anschlag auf den Zug mit den Zwischenblenden auf Helga, die verzweifelt versucht, sich an die Bedeutung der Nummer „ 33 133“ zu erinnern ist eine virtuos und auch heute noch eindrucksvoll gedrehte und vor allem geschnittene Sequenz und sicherlich der Höhepunkt dieses Films.

„Spione“ ist ein rasant geschnittener und über weite Strecken bodenständig spannend inszenierter Film. Wie in „M“ und teilweise in „Dr. Mabuse“ ist es ein urbaner Thriller. Die Handlung spielt sich überwiegend in engen Gassen, in den Häusern und schließlich dem Zug ab. Nur für eine Verfolgungsjagd geht Lang kurzzeitig aufs Land. Diese endet aber schließlich im Eingangsbereich eines Berliner Hotels. Die namenlose Stadt – aber sehr gut als Berlin zu erkennen – wird zu einem Moloch, in dem sich das Verbrechen fast straflos ausbreiten kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Kriminalfilmen dieser Zeit sind die Organisationen immer von intelligenten Mitgliedern der Oberschicht durchsetzt und werden von einem charismatischen, im Grunde Neo-Industriellen, geführt. Dieser hat es aufgrund seiner sozialen und monetären Position nicht nötig, Verbrechen zu begehen. Der Drang, die Grenzen zu überschreiten und das eigene Handlungsspektrum zu erweitern ist bei jeder seiner Aktionen deutlich spürbar. Für Lang scheint die anonyme Stadt den Inbegriff der Entmenschlichung zu sein. Die Spielwiese, auf der die einfachen Bürger nur noch die Funktion von Bauern vergleichbar einem riesigen Schachspiel zwischen dem Staat und seinen Organen auf der einen Seite und wirtschaftlich unabhängig Industriekonglomeraten mit einem Kopf auf der anderen Seite sind. Zumindest in „Spione“ gewinnt noch einmal der Staat, auch wenn er von den Verbrechern bis in den innersten Bereich unterwandert worden ist. Neil Brands extra für den Film neu komponierte Filmmusik treibt an den wichtigen Stellen die Handlung sehr effektiv voran, in den ruhigen, eher romantischen Passagen dagegen wirkt sie ein wenig zu hart, zu distanzierend. Das kann aber auch an der unbefriedigenden Liebesgeschichte an sich liegen, die Fritz Lang auf der einen Seite für seine Handlung benötigt, auf der anderen Seite als elementare Schwäche dieses Films nicht sonderlich interessant oder überzeugend inszeniert hat. Unabhängig davon ist „Spione“ insbesondere für den Agentenfilm ein Bahn brechendes Werk, das in vielen Szenen eine interessante Weiterentwicklung seines „Dr. Mabuse“ mit den modernen technischen Mitteln darstellt, die in den letzten fünf Jahren zwischen die beiden Filmen entwickelt worden sind. Sie unterstreichen, wie sehr sich Fritz Lang immer über Erfindungen informiert hat. Zusammengefasst hat Fritz Lang mit dem vorliegenden Film eine Pulpgeschichte für ein bürgerliches Publikum zu erzählen versucht. Mit durchschnittlichem Erfolg, aber technisch auf einem für die damalige Zeit wieder herausragendem Niveau.

Unter den Extras dieser Collection ist Guido Altendorfs und Anke Wilkenings Dokumentation „Spione: Ein kleiner Film, aber mit viel Action“ herausragend. Bis auf einen kleinen Fehler – auf der einen Seite zeigen sie die ganz bewusst gewählten Querverbindungen zwischen dem Drehbuch und realen Ereignissen dieser Zeit sehr informativ auf, im nächsten Atemzug versuchen sich Langs Filme als reine Abschaltfiktion für gestresste Mittelständler darzustellen – zeigen dessen Entstehungsgeschichte zwischen dem kommerziellen Flop „Metropolis“ und Fritz Langs letztem Wagnis „Die Frau im Mond“ auf. Zu den interessantesten Passagen gehört die Restauration des Films aus den unterschiedlichen Takes, die für die deutsche, die britische und schließlich internationale Fassung genommen worden sind. Sie lassen einige dieser unterschiedlichen Szenen parallel laufen und geben dem Zuschauer einen Eindruck von der Arbeitsweise Langs und vor allem der Wichtigkeit der deutschen Fassung. Neben einigen Interviews mit Thomas Fritsch und Gerda Maurus Tochter – die auch vom Verhältnis zwischen Fritz Lang und ihrer Mutter erzählt - verblüffen die qualitativ guten Ausschnitte aus anderen Filmen dieser Babelsberger Epoche. Zusammen mit Aushangfotos, Werbematerial, Wochenschauen und Hintergrundaufnahmen wird hier ein komplexes, fundiertes Portrait der Dreharbeiten, der Schauspieler und schließlich aus den historischen Ereignissen gezeichnet. Dabei bemühen sich die beiden Produzenten, „Spione“ ohne Übertreibung historisch richtig einzuordnen, seine viele technischen Innovationen sowie den revolutionären rasanten Schnitt zu zeigen. Sie ordnen seine Stellung im Gesamtwerk Langs – das sie kontinuierlich in seine Sensationsarbeiten und seine Meisterwerke wie „Metropolis“ oder „Frau im Mond“ aufteilen – fair und vor allem unabhängig von dem kommerziellen Erfolg und in Bezug auf die Kritiken nüchternde Resonanz ein. Eine fundierte, ansehnliche Dokumentation, die den Hauptfilm hervorragend begleitet und das Wissen des Zuschauers deutlich erweitert.

Nach dem Erfolg von „Spione“ war Fritz Lang als erfolgreichster deutscher Regisseur wieder in aller Munde und konnte drei Jahre nach „Metropolis“ wieder ein Großprojekt in Angriff nehmen. Allerdings hat sich Lang für seinen letzten Vertragsfilm für die UFA auch ausbedungen, Koproduzent zu sein. Dabei griff er wie bei „Spione“ auf ein erstaunlich aktuelles, wenn auch thematisch futuristisches Thema zurück. Schließlich hatte die erste cineastische Reise zum Mond schon 1902 stattgefunden. In den zwanziger Jahren beschäftigte sich die Öffentlichkeit mit den Möglichkeiten, den Weltraum zu erobern. Dabei reichte das Spektrum von den Pulp-Magazinen – der blinde Passagier in Fritz Langs Film liest zu Beginn eines dieser farbenprächtigen aufgemachten auf dicken Papier gedruckten Hefte – bis zu wissenschaftlich fundierten Vorträgen. Thea von Harbou nahm sich in ihrem zuerst veröffentlichten Roman dieser Ideen an und fundierte ihr Werk auf den Ideen Hermann Oberths. Oberths wurde schließlich wissenschaftlicher Berater des Films. Dass es Fritz Lang aber nicht nur um einen Science Fiction-Thriller gegangen ist, macht schon die erste Texttafel deutlich: hier wird suggeriert, dass der Mond über reiche Goldvorkommen verfügt. Aus dieser Idee entsteht eine an seine Thriller angelehnte Idee. Die fünf Männer, welche die irdischen Goldvorräte kontrollieren, möchten die Mondexpedition verhindern. Reiche Funde auf dem Erdtrabanten könnten ihre Oligarchie zum Einsturz bringen. Auch wenn dieser Handlungsstrang selten angesprochen wird, kann der aufmerksame Zuschauer an ihm erkennen, wie misstrauisch Lang auf der einen Seite dem Großkapital – der feinen Gesellschaft, in der er sich als Person des öffentlichen Lebens bewegen musste – gegenüber gestanden hat, wie sehr er es aber auch benötigt hat, um Mittels der UFA seine teureren Produktionen zu finanzieren. Im Verhältnis zur eigentlichen Reise zum Erdtrabanten bestimmt dieser Konflikt mit Zwischenschnitten auf den Bau der Mondrakete fast Zweidrittel des Films. Es ist auch kein Zufall, dass sich die Reisenden bis auf den blinden Passagier alle misstrauisch gegenüber stehen. Erst als sie auf dem Mond gelandet sind, müssen sie sich widerwillig arrangieren. Wie groß das Risiko gewesen ist, dass Lang mit seinem letzten großen Stummfilm eingegangen ist, lässt sich heute kaum abschätzen. Während er schon „Frau im Mond“ drehte, scheiterte eine Kurzfassung seines „Spione“ an den amerikanischen Kinokassen. Der neben Großbritannien wichtigste außerdeutsche Markt für diese teuren Produktionen. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist der Kontrast auf der emotionalen und technischen Handlungsebene stärker, als bei seinen letzten Filmen. Neben dem obligatorischen Liebesdreieck, das schließlich zumindest aus weiblicher Sicht die einzige logische Auflösung erfährt, entwickelt Thea von Harbou eine Reihe von „Rettung in letzter Sekunde“-Szenarien, die abwechselungsreich und mit sehr beweglicher Kamera inszeniert worden sind. Dazu kommt eine stereotype, aber durch die unterschiede akzeptable Charakterisierung der einzelnen Protagonisten. Willy Fritsch als entschlossener deutscher Ingenieur und opferbereiter Held überzeugt selbst in dem altmodischen Strickpullover. Wie in „Spione“ ist Gerda Maurus am Ende des Films seine Geliebte. Ihr bleibt vor allem in der ersten Hälfte des Films nur ein verliebter, entschlossener Gesichtsausdruck und die Rolle als Stichwortgeber. Kein Vergleich zu ihrem lasziven, erotischen Auftreten und ihrer Entschlossenheit in „Spione“. Insbesondere nach der Mondlandung wird ihre Rolle auf das Notwendigste reduziert. Mit dem senilen Professor, der allerdings die Grundlagen für das Vorhandensein von Gold auf dem Mond und dem Flug zum Erdtrabanten entwickelt hat, greift Fritz Lang zumindest vom äußerlichen einer Einstein-Inkarnation vor. Der moralisch verwerfliche amerikanische Kapitalist als groteske Überzeichnung wirkt ebenso unecht wie der Verlobte von Gerda Maurus, der sich mehr und mehr als Feigling entpuppt. Was „Frau im Mond“ auch achtzig Jahre nach seiner Entstehung auszeichnet, ist der Versuch, eine wissenschaftlich fundierte Geschichte zu erzählen. So greift Fritz Lang zu Texttafeln und Zeichnungen, um prägnant und kompakt den Zuschauer von der Schwerelosigkeit während des Fluges sowie der Notwendigkeit, eine Parabel auf die Rückseite des Mondes zu fliegen, zu überzeugen. Insbesondere Oberths Theorien, wie ein solcher Flug zum Mond technisch durchzuführen sind, erscheinen in Hinblick auf die eigentliche Mondlandung der Apollo 11 akkurat und ihrer Zeit voraus. Gleich zu Beginn der Konstruktion der Rakete wird dem Zuschauer ein kleines Modell vorgeführt, in dem er die Lebensbedingungen der Astronauten und an ihm die Zündung der einzelnen Raketenstufen ohne Probleme verfolgen kann. Zu den besten Sequenzen des Films gehört natürlich immer noch die Raketenabschussbasis. Bis auf die nicht schlechte Idee, das Geschoss im Wasser starten zu lassen, sind die Unterschiede zu den späteren realen Flügen vernachlässigbar. Insbesondere Oberths Schüler Wernher von Braun wird später dessen Ideen im Krieg an der V2 und nach dem Krieg in den USA verfeinern. Auffallend an Fritz Langs Vorgehensweise ist die starke Anlehnung an die utopischen Stoffe eines Hans Dominiks oder Otto Willy Gails, in denen deutsche Ingenieure in privat geführten Betrieben diese technischen Wunderdinge vollbringen. Der Staat spielt keine Rolle. Wie sehr ein solcher Raketenstart ein weltweites Medieninteresse hervorrufen wird, ist eine der unwichtigsten, aber richtigen Prognosen Fritz Langs. Während des Fluges sagen Oberth und Lang korrekt die extreme Belastung durch die Beschleunigung voraus, die Schwerelosigkeit während des Fluges – mittels Fußschnallen können sich die Astronauten im Raumschiff bewegen - voraus. Die Landung erfolgt durch Umkehrschub. Die beiläufige Erfindung des Countdowns ist einer der am meisten publizierten Ideen des Films. Wie sehr Fritz Lang aber aus den Einschränkungen des Stummfilms ausbrechen wollte, hat er schon bei „Spione“ unterstrichen. Neben der beweglichen Kamera – ein Manko des frühen Tonfilms, die technisch wieder zu statischen Großbildaufnahmen zurückkehren mussten, um die Dialoge vernünftig aufzeichnen zu können – experimentierte Fritz Lang vor allem bei den Texttafeln. An einigen wichtigen Stellen betonen sie durch Übergröße – siehe den Fund des Goldes auf dem Mond – die emotionalen Kapriolen, an anderen Stellen liest der Zuschauer mit dem Protagonisten mit die Informationen aus Briefen oder den Zeitungen. Damit bleibt er immer auf Augenhöhe des Charakters, ist ihm insbesondere in „Spione“ an einigen Stellen sogar voraus. Diese Vorgehensweise überbrückt die Distanz zwischen den Figuren auf der Leinwand und dem Zuschauer, erhöht aber auch die Suspense.

An einigen Stellen ist Fritz Langs Vorgehensweise aber auch fragwürdig. Der Zuschauer kann vielleicht noch akzeptieren, dass der Mond eine atembare Atmosphäre besitzt. Selbst der Test dank des Abbrennens von Streichhölzern ist zumindest noch originell. Das man aber nach dem Gold mit einer Wünschelrute sucht und diese Reichtümer schließlich in einer vulkanisch anmutenden Hölle finden kann, wirkt konterproduktiv. Dazu kommt die allzu moralische Bestrafung des im Grunde unschuldigen Professors Manfeldt – eine gute, exzentrische Darstellung von Klaus Pohl. Bis auf diese schwer verzeihlichen Ausrutscher ist insbesondere die technisch auch heute noch verblüffende zweite Hälfte des Films ein weiteres Meisterwerk Fritz Langs. Routiniert, mit dem richtigen Auge für die Situation, setzt er seine Figuren in einer gelungenen Mischung aus Sense of Wonder – Gerda Maurus filmt vor einer atemberaubenden Studiokulisse die kargen Mondlandschaften – und Spannung – wer muss zurückbleiben, nachdem der Sauerstoffvorrat zur Hälfte zerstört worden ist? – gekonnt ein. Es gelingt ihm, die langweilige, zu perfekte erste Hälfte des Films zu negieren. In dieser zeigt sich Fritz Langs unnötiger Hang zum Perfektionismus. Er versucht, den komplexen Plot für den Zuschauer und seine Figuren verständlich darzulegen und übersieht dabei die Tatsache, dass die grundlegende Idee alleine für Begeisterung sorgt und der Zuschauer insbesondere von den langen Szenen mit nicht sonderlich stimmigen Dialogen insbesondere in Erwartung des Titel gebenden Flug zum Monds gelangweilt wird. In „Spione“ stimmt sein Gespür für das Gleichgewicht aus Hintergrundinformationen und einfacher vordergründiger Action deutlich besser, der aufgesetzte Versuch der Kapitalisten, die Idee des Mondfluges zu unterdrücken, ist zu statisch und zu konstruiert inszeniert worden. Er nimmt zusammen mit der sich entwickelnden, unterdurchschnittlichen Beziehungsgeschichte einen zu großen Raum ein. Allerdings hat man auch den Eindruck, als wolle Lang seiner wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt schon Lebensgefährtin mehr Raum auf der großen Leinwand einräumen.

Unabhängig von diesen Schwächen ist „Frau im Mond“ allerdings ganz großes Kino. Auf der großen Leinwand muss die ausgezeichnete Modellarbeit in Kombination mit den Weitwinkelperspektiven und passender Musik wie ein technisches Wunder ausgesehen haben. Für die heutige Generation ist es die Möglichkeit, die wahrscheinlich realistische Fiktion eines Fluges zum Mond – aber nach der Landung wird der Film zu Science Fantasy mit einem zu romantisch- pulpigen Handlungsstrang – noch einmal in ungewöhnlich guter Qualität zu begutachten.

Wie stark Realität und Fiktion sich überschneiden, unterstreicht die Tatsache, dass die Nationalsozialisten Jahre später am Start ihres Raketenprogramms die Vorlagen, das Modell und die Notizen aus dem Museums des „Vereins für Raumschifffahrt“ beschlagnahmt haben und Wernher von Braun die zu Reklamezwecken konstruierte, aber zur Premiere nicht verwendete Rakete von Hermann Oberth schließlich zum Fliegen brachte. Ein weiterer Triumph dieses technischen Meilensteins des deutschen Kinos, dem nur – damit schließt sich der Kreis zu vielen gegenwärtigen Science Fiction Filmen – eine stimmigere Handlung gefehlt hätte. Gabriele Jacobis 1993 für den WDR produziertes Feature „Frau im Mond - der erste wissenschaftliche Science Fiction Film“ erläutert die Zusammenarbeit zwischen Oberth und Fritz Lang bei der technischen Gestaltung des Werkes, seine Auswirkungen auf die späteren Mondmissionen der NASA und den Raketenversuchen der Nationalsozialisten. Dabei fasst sie im Mittelteil ihres 20 Minuten langen Beitrages Fritz Langs Film manchmal ein wenig zu ironisch und im Anhang an den Film selbst zu lang zusammen. Es ist bezeichnend, wie herausragend im Vergleich zu dem hier verwendeten Filmmaterial diese neue Veröffentlichung des Films bei Trans Classics geworden ist. Aufgrund der Kürze können verschiedene Entwicklungen nur gestreift werden, ihre Haltung ist gegenüber insbesondere Wernher von Braun protechnisch und ideologisch unkritisch. Als interessante Einleitung ansehenswert.

Welche Arbeit sich Transit Film zusammen mit der Murnau-Stiftung in Bezug auf die Restaurierung der alten Filmen gemacht hat, konnte der Zuschauer schon beim Feature zu „Spione“ verfolgen. Insbesondere bei den anderen Extras finden sich Filmausschnitte in der typischen Stummfilmqualität. Düster, verschwommen und verdreckt. Nichts bereitet der Zuschauer auf die beeindruckende Qualität der hier versammelten Filme vor. Das Bild ist unglaublich scharf. Insbesondere bei Fritz Langs Detailhang eine unabdingbare Notwendigkeit. Die sehr hellen Flächen wirken zwar manchmal ein wenig überblendet, aber es ist sehr schwierig gewesen, Fritz Langs Licht-/Schattenspiele wirklich für beide Seiten entsprechend zu restaurieren. Die Schäden im Originalmaterial sind so weit möglich sehr gut ausgebessert worden. Das man bei allen drei Filmen auf unterschiedliche Quellenmaterialen zurückgreifen musste, ist an einigen Stellen erkennbar. Trotzdem ist festzuhalten, dass keiner dieser Stummfilme je in ähnlich guter Qualität zu sehen gewesen ist. Die neue Musik zu den einzelnen Filmen ist gut arrangiert, in den wichtigen Actionsequenzen treibt sie das Geschehen voran. In den oft zu langen ruhigen Passagen dagegen kann sie nur begrenzt die kaum vorhandene Handlung unterstreichen und wirkt an einigen Stellen durch die Widerholung bestimmter Tonfolgen konterproduktiv. Von der Lautstärke her ist sie allerdings sehr angenehm gemischt worden.

Alles in allem ist die „Fritz Lang Collection“ ein weiterer Meilenstein für Transit Film, die deutsche Filmgeschichte so weit wie möglich und so gut wie technisch machbar einer neuen Generation von Zuschauern zu präsentieren.

Trotz einer Reihe handlungstechnischer Längen gehören die drei hier zusammengefassten Filme zu den besten Arbeiten der Babelsberger Studios zwischen den Weltkriegen und zeigen, was die Filmindustrie damals zu schaffen in der Lage gewesen ist. Zusammen mit dem schon einzeln veröffentlichten „Metropolis“ kann der interessierte Zuschauer jetzt Fritz Langs filmischer Entwicklung in dieser Zeit folgen, nachvollziehen, wie er sich technisch weiter entwickelt hat und welche handlungstechnischen Motive sein Werk bestimmt haben. Dazu kommt im Verlaufe der Werke immer wieder der überraschende Moment, wenn erkennbar wird, wer alles aus seinen Filmen später zitiert hat.

hinzugefügt: August 18th 2007
Tester: Thomas Harbach
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