Yuna Kagesaki
Cheeky Vampire 1
(Karin Vol. 1, 2003)
Aus dem Japanischen von Ilse und Alwin Schäfer
Carlsen, 2007, Taschenbuch, 162 Seiten, 5,00 EUR, ISBN 978-3-551-78891-7
Von Irene Salzmann
Karin Maaka besucht wie jedes andere normale Mädchen die Oberschule. Nur einmal im Monat hat sie gewisse Beschwerden, doch sind sie von etwas anderer Natur, als ihre besorgten Mitschülerinnen glauben. Harmlose Passanten bekommen dies zu spüren, und Karins Geschwister müssen so manches Mal hinter ihr aufräumen, damit niemand etwas merkt.
Auch zu Hause bei den Maakas ist manches anders. Kaum jemand kennt Karins Familie näher oder war bei ihr zu Besuch. Tags ist das Mädchen meist allein, und ihre Angehörigen tauchen für gewöhnlich dann auf, wenn sie zu Bett geht. Allmählich befürchten die Eltern, Karin sei aus der Art geschlagen – denn welcher ordentliche Vampir gibt dem Tag den Vorzug, benötigt nachts Licht und will kein Blut trinken?
Als sich mit Kenta Usui der Klasse ein neuer Schüler vorstellt, beginnt die sorgfältig aufgebaute Fassade der Normalität, um Karin brüchig zu werden. Etwas löst dieser Junge in ihr aus, in seiner Nähe hat sie die Beschwerden zur falschen Zeit, und der unglückliche Zufall bringt die beiden immer wieder zusammen. Schließlich übernimmt Karins Bruder die pikanten Details der Aufklärung…
Zu den beliebtesten Figuren des Horror- und Dark Fantasy-Genres zählen die Vampire. Im Lauf der Jahre haben sie einen deutlichen Wandel mitgemacht, d. h., vom eindimensional Bösen entwickelten sie sich zu vielschichtigen Charakteren mit nachvollziehbaren Motiven und nicht selten sogar zum eigentlichen Helden einer Geschichte. Auch ihre besonderen Eigenarten wurden immer wieder neu definiert, einer modernen Handlung und den Bedürfnissen des Autors bzw. seiner Leser angepasst.
„Cheeky Vampire“ spielt nur mit wenigen traditionellen Elementen und konzentriert sich mehr auf eine Art Umkehreffekt – zumindest bei Karin, der Hauptfigur. Sie könnte ein ganz normales Mädchen sein oder aber auch ein typischer Vampir, wäre nicht etwas bei ihr ganz anders. Sie selbst und auch ihre Familie brauchen eine Weile, bis sie die volle Tragweite dessen erfassen. Allerdings zählen zu diesem Zeitpunkt Kenta und seine Mutter bereits zu den Mitwissern, und das können die Vampire nicht tolerieren. Noch zögern sie, Kentas Gedächtnis zu löschen, denn so viel hat er nun auch wieder nicht gesehen, und es dürfte interessant werden, wie es zwischen ihm und Karin weiter geht.
Damit sind die Weichen gestellt für weitere kuriose Verwicklungen, denn die Protagonistin weiß nun, was Kenta in ihr auslöst und welchen speziellen Menschentyp sie bevorzugt. Kenta wiederum beginnt langsam, etwas zu vermuten, hat aber keine konkrete Ahnung, was passiert und wieso er und seine Mutter involviert sind. Der Beginn der Romanze ist nur noch eine Frage der Zeit. Bis Karin und Kenta ein Paar werden, wird es jedoch eine Weile dauern, denn in Japan liegen bereits neun Bände vor, und die Serie ist noch nicht abgeschlossen.
„Cheeky Vampire“ zählt zu den Titeln, die mehr Comedy als Phantastik sind und sich an Leser ab 13 Jahren beiderlei Geschlechts wenden. Die Zeichnungen und der Inhalt lassen am ehesten den Vergleich mit Serien wie „Midoris Days“ und „Cute x Guy“ zu, allerdings ohne auf vergleichbar derbe Scherze bzw. homoerotische Anspielungen zurück zu greifen.
Vor allem junge Leser, die humorige Geschichten mögen, die im vertrauten Schüler-Milieu angesiedelt sind und dabei von etwas Dark Fantasy aufgepeppt werden, dürften an dieser Reihe viel Spaß haben.