Nanami 1
Das Theater des Windes
Nauriel, Eric Corbeyran & Amelie Sarn
(Nanami: L'avanture mystérieuse du livre (Tome 1), 2006)
Ehapa Comic Collection 2007, Album, 84 Seiten, 8,80 EUR, ISBN 978-3-7704-6701-3
Von Britta van den Boom
Nanami ist 14, lebt in Frankreich und wird immer schlechter in der Schule, was daran liegen mag, dass sie die meiste Zeit abwesend und ziellos verträumt durch ihre Welt geht.
Eines Tages findet sie ein altertümliches Buch in der Schule. Als sie es zu Hause aufschlägt, enthält es nicht nur schöne Bilder einer phantastischen, mittelalterlich anmutenden Welt, sondern auch einen seltsamen Sturm, der die Gestalt eines Drachenwesens annimmt und aus den Seiten kommen will. Verängstigt beschließt Nanami, das Buch am nächsten Tag zu seinem Besitzer, der im Theater der Winde wohnt, zurück zu bringen.
Dort trifft sie nicht nur den blinden Theaterleiter Alessandro, der ihr gleich die Hauptrolle in dem Theaterstück anbietet, das in dem Buch geschrieben steht sondern leider auch die ‚Black Rose’, eine ziemlich unfreundliche Gruppe von schwarz gekleideten Mitschülern, die von ihrer neuen Schauspielkollegin alles andere als begeistert sind. Trotzdem nimmt Nanami die Rolle der Prinzessin Akata an – und als sie gemeinsam proben, wird die Welt des Stücks um sie herum plötzlich Wirklichkeit, zur Überraschung von Nanami, aber zur völligen Zufriedenheit Alessandros und der ‚Black Rose’.
Schlecht nur, dass gerade in diesem Moment feindliche Truppen das Land von Prinzessin Akata erobern und der Trick, wie man aus dem lebendig gewordenen Stück wieder heraus kommt, nicht funktionieren will. Somit endet der erste Band der „Nanami“-Reihe mit einem Cliffhanger, aber dem sicheren Gefühl, dass Prinzessin Akata und ihre Gefährten irgendwie aus den Kerkern entkommen werden.
Die Geschichte ist ganz gewiss nicht neu: Ein unglücklicher Teenager, der sich in seiner Welt und ihren Erwartungen nicht zurechtfindet, kommt zufällig in den Besitz eines magischen Buches, das ihm einen Ausweg aus dem bisherigen Leben erlaubt. Alle klassischen Figuren sind besetzt: Nanami als die Träumerin, die ihren Weg und Mut erst noch finden muss; Alessandro als der weise Mann, der viel mehr sagen könnte, als er tut, und sicherlich noch einen ganz eigenen, vermutlich nicht so netten Grund dafür hat, eine Gruppe von Jugendlichen in eine phantastische Welt zu versetzen; die finsteren Zwangsverbündeten der ‚Black Rose’ und auch der geheimnisvolle Fremde, den Nanami auf der Straße trifft und der sie vor dem warnt, was vor ihr liegt, als wüsste er ganz genau, was hier vor sich geht.
Der erste Band der Serie kann natürlich nicht mehr machen, als alle Figuren einzuführen, den Grundstein zu legen und die Neugierde auf die Fortsetzung zu wecken. Die Geschichte wird leicht und flüssig erzählt, auch wenn große Überraschungen ausbleiben und Nanami zuweilen etwas extrem erscheint, sowohl in ihrer Lethargie als auch in ihrer plötzlichen Theaterbegeisterung.
Die vollfarbigen Zeichnungen haben einen ‚europäischen Manga-Stil’, der stark an den der Disney-Serie „Witch“ erinnert - eine Mischung aus relativ realistischen und detaillierten Darstellungen mit einigen effektvollen Übertreibungen und Symbolen, die sehr gut zu der erzählten Geschichte passt.
Insgesamt ist „Nanami 1“ somit ein rundum schön gemachter Einstieg für die Serie, die vor allem ein jüngeres Publikum ansprechen wird.