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Graeff, Alexander: Ars Occulta – Überlegungen zur Okkulten Kunst (Buch)
Alexander Graeff
Ars Occulta – Überlegungen zur Okkulten Kunst
Titelillustration von Julia B. Silbermann, aus der Reihe „Körpergedanken“
Illustrationen im Innenteil von benSwerk
Bohmeier Verlag, 2007, Paperback, 94 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-89094-532-3
Von Irene Salzmann
Unter Okkultismus versteht man im Allgemeinen Geheimwissenschaften, die sich mit Phänomenen befassen, die sich bislang nicht durch die gängigen Naturwissenschaften zufrieden stellend erklären lassen, z. B. Psychokinese, Astrologie, Hellsehen. Die Anhänger des Okkultismus glauben, dass die menschliche Seele fähig ist, mit Geistern und der beseelten Natur (Animismus) in einen Austausch zu treten.
Im Prinzip ist der Okkultismus so alt wie die Menschheit selbst, denn schon immer bemühte man sich, die Natur und alle Erscheinungen zu begreifen. Als Mittler dienten Schamanen und Priester, die mit Geistern und Göttern in Kontakt traten und die Geschehnisse zu deuten versuchten. Ihr Wissen gaben sie ausschließlich an ihre Nachfolger oder andere Initiierte weiter.
Im 16. Jahrhundert erfreute sich das Okkulte in gewissen Kreisen großer Popularität (Cagliostro, die Illuminaten, die Freimaurer), doch die Angst vor der Inquisition ließ diese Bewegung schon bald wieder in der Bedeutungslosigkeit versinken - bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Logen, okkulte Gesellschaften, aber auch Künstler griffen das Ideengut wieder auf. Selbst der Nationalsozialismus bog später einige der Motive für seine Ideologie zurecht.
Der Okkultismus der Moderne beeinflusste Wissenschaftler, Musiker, Autoren und bildende Künstler: S. Freud und C. G. Jung, Wagner und Kandinsky, Mary Shelley und Bram Stoker – um einige Beispiele zu nennen Der Jugendstil, das Bauhaus und der Surrealismus können ihre Wurzeln ebenso wenig verleugnen wie die Gothic Novel und die sich daraus entwickelnden Genres Mystery, Horror, Splatter und (Dark) Fantasy.
In seinem Buch „Ars Occulta – Überlegungen zur Okkulten Kunst“ setzt sich der Autor Alexander Graeff ausführlich mit dieser Thematik auseinander: Was versteht man unter Okkulter Kunst? Ist sie tatsächlich die wahre Kunst der Gegenwart? Was wollen Künstler, die sich der Okkulten Kunst verschrieben haben, zum Ausdruck bringen und bewirken?
Bei seinen Ausführungen beruft sich der Autor nicht nur auf die Aussagen (Zitate) von Personen, die sich zu der Bewegung bekannten oder ihr nahe standen, darunter Alistair Crowley und Wassily Kandinsky, sondern auch auf die unmittelbaren Erfahrungen des O.T.R.D., des Ordens für okkulte Kunst, und ähnlicher Gruppen.
Okkulte Kunst basiert auf den Erkenntnissen früher(er) Künstler und bemüht sich, die Gegenwart, das Wesen des Künstlers und seines Umfelds sowie seine Impressionen einzufangen. Der Künstler projiziert seine Gedanken, Wünsche und Erkenntnisse auf seine Schöpfungen. Dadurch wird die okkulte Kunst zeitnah, sie differenziert sich von ausgetretenen Pfaden, kritisiert und inspiriert, sie möchte ästhetisch und spirituell sein.
Der Autor informiert kurz über die Wurzeln des Okkultismus, seine Entwicklung und künstlerische Ausprägung, konzentriert sich dann aber ganz auf das eigentliche Thema, welche Zusammenhänge zwischen Okkultismus und Kunst bestehen und welchen Stellenwert die okkulte Kunst als die Kunst der Moderne schlechthin genießt.
Das Buch ist hoch theoretischer Stoff – wie eine Hausarbeit. Als Leser sollte man einige allgemeine Grundkenntnisse aus den Bereichen Kunst, Geschichte, Theologie und Psychologie mitbringen, vor allem auch mit dem Okkulten vertraut sein, um nachvollziehen zu können, worauf der Autor hinaus will.
Alexander Graeff wendet sich an eine kleine und erlesene Klientel, die sich ebenfalls mit diesen Theorien beschäftigt bzw., auf eigenen Überlegungen aufbauend, mehr darüber erfahren möchte. Wer eine allgemeine und populärwissenschaftliche Abhandlung erwartet, die leicht verständlich aufbereitet ist, wird schnell feststellen, dass diese Lektüre einiges an Hintergrundwissen erfordert – und über die Ansprüche von Esoterik- und New Age-Fans, die lediglich auf eine Mode reagieren, weit hinausgeht.
„Ars Occulta“ kann man nur Insidern empfehlen, die sich mit Okkultismus, Kunst und okkulter Kunst bereits auseinandergesetzt haben und ihren Horizont erweitern wollen.
hinzugefügt: September 21st 2007 Tester: Irene Salzmann Punkte: zugehöriger Link: Bohmeier Verlag Hits: 4410 Sprache:
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