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Feist, Raymond: Ins Reich der Finsternis - Die Erben von Midkemia 5 (Buch)
Raymond Feist
Ins Reich der Finsternis
Die Erben von Midkemia 5
(Into A Dark Realm)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Regine Winter
Blanvalet, 2007, Taschenbuch, 411 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-442-24414-0
Von Carsten Kuhr
Midkemia wird einmal mehr bedroht. Nicht nur die aufgefundenen Talnoy und der immer noch Unheil stiftende Necromant sorgen dafür, dass Pug und die Agenten der Konklave nicht zur Ruhe kommen, eine Invasion von einer anderen Sphäre droht die Welt wie wir sie kennen- und lieben gelernt haben zu vernichten.
In Dasati, der Welt der vermeintlichen Invasoren herrscht seit Jahrhunderten das Dunkle. Die jungen Männer ziehen aus, ihre eigenen Mütter und Kinder zu erschlagen, nur wer stark, rücksichtslos und brutal ist, wird überleben. Br>
Um mehr über die Bedrohung für seine Heimatwelt zu erfahren, bricht Pug zusammen mit Nakor, Magnus und Ralan Bek nach Desati auf, mitten hinein in ein 12-Welten-Reich, in dem selbst seine Kräfte kaum der Rede wert sind. Und hier, mitten im Herz des Feindes, trifft er auf einen alten, längst tot geglaubten Bekannten.
Währenddessen gelingt es dem Necromanten Leso Varen, Pugs Frau Miranda in eine heimtückische Falle zu locken.
Für unsere drei jugendlichen Nachwuchsagenten der Konklave heißt es währenddessen die Schulbank zu drücken. Erst werden sie in ein Internat für reiche, eingebildete Schnösel gesteckt, und lernen die High-Society Mores, dann müssen sie in der Armee ihren Dienst ableisten. Dumm, dass ausgerechnet auf ihrem abgelegenen Standort eine Invasion zurollt ...
Was hat Raymond Feist nicht für großartige Romane rund um Midkemia verfasst. Werke voll exotischem Flair, mit Figuren die man sein Leben lang nicht vergisst.
Grandiose Bedrohungen galt es zu überstehen, Welten zu bereisen, Kämpfe, Intrigen und Verrat zu überstehen.
Doch immer wieder haben sich in seine Zyklen Romane eingeschlichen, die die große Faszination vermissen ließen, deren Lektüre eher zäh daherkam.
“Ins Reich der Finsternis“ ist ein solcher Roman. Verwirrend, überfrachtet, ja langweilig wirkte das Werk auf mich. Immer neue, immer größere Bedrohungen werden aufgebaut, nicht länger droht die Invasion nur von einer Welt, nein gleich ein Dutzend Welten müssen es sein, voll unüberwindbarer Gegner, die angeleitet vom personifizierten Bösen über unsere Dimension kommen. Götter werden gestürzt, längst besiegt geglaubte Unholde tauchen wieder aus der Versenkung auf, und auch Tote werden reaktiviert. Das wirkt gerade in der vorliegenden Massierung schlicht lächerlich, das lässt jegliche Überzeugungskraft, jede eigenständige Kreation vermissen. All die gebotenen Versatzstücke haben wir schon einmal, entweder von Feist selbst oder von anderen, besser und spannender aufgearbeitet, gelesen.
Von den drei Handlungsstränge zeigt eigentlich nur der Plot, in dem die weitere Ausbildung der jungen Nachwuchsagenten beschrieben wird, ansatzweise die gewohnten Stärken des Autors. Hier blitzt die besondere Intimität mit der Feist zu erzählen weiß, mit der er seine jugendlichen Figuren mit Leben erfüllt, auf, hier herrscht zumindest zeitweise Spannung und Faszination, wobei auch hier ein gewisser Bubblegum-Effekt unübersehbar ist. Das sind in Vielem Abziehbilder seiner früheren Personen, das wirkt gerade bei der Auseinandersetzung mit den verwöhnten Adeligen auf der Universität doch sehr bekannt und schablonenhaft, lässt wirkliche Überraschungsmomente vermissen.
Die Ausarbeitung der düsteren Atmosphäre der Dasati-Welt ist schlicht misslungen. Feist gelingt es eben gerade nicht, Dasati als Hort des Bösen wirklich überzeugend zu zeichnen, und genau mit diesem Mangel verliert er seinen Griff auf den Leser. In den Beschreibungen bleibt er zu weit außen vor, zeichnet zu schwarz, lässt Zwischentöne und ergreifende Schicksale vermissen.
Das größte Manko des Romans ist sein verschenktes Potential. Die Figur des Ralan Bek, eine der faszinierendsten Schöpfungen die Feist je gelungen sind, ist lediglich ein Mitläufer am Rande der Handlung. Ich hatte das Gefühl, dass Feist diese Figur für sein Finale nur zwischengeparkt hat, wir erfahren schlicht nichts Neues von Bek.
Insgesamt gesehen viel verschenktes Potential, eine Enttäuschung auf der ganzen Linie, mit einer vorhersehbaren Handlung voller Plattitüden und Klischees die die Zeit der Lektüre leider nicht wert war.
hinzugefügt: September 27th 2007 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Blanvalet Verlag Hits: 3007 Sprache:
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