DAS BUCH DES FEUERS, James Clemens
James Clemens
Das Buch des Feuers
(Wit'ch Fire)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Irene Bonhorst
Heyne Verlag, Hardcover, 510 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 3-453-21401-3, 510 Seiten, Euro 19,95
Von Carsten Kuhr
Wenn sich die Verlage heute noch an teure und damit risikoträchtige Fantasy-Hardcover wagen, dann grundsätzlich eigentlich nur mit Werken bekannter Strickart. Einige wenige „Harry Potter“ ähnliche Jugendbücher tummeln sich auf dem Markt, ansonsten dominiert tolkienesque Fantasy. James Clemens ist hier keine Ausnahme. Insgesamt fünf Teile seiner Fantasy-Saga warten auf den Leser.
Im vorliegenden ersten Teil der Saga passiert viel, und doch eigentlich wenig. Dies mag sich anhören wie ein Widerspruch, ist aber leicht zu erklären. Der Autor lässt sich Zeit seine Handlung, seine Personen und den grundlegenden Konflikt einzuführen. Dabei wird gekämpft, gezaubert und verraten, wir erhalten einen ersten, unvollständigen ja teilweise bewusst lückenhaften Einblick in die Historie der Welt Alasea, in der Clemens sein Abenteuer arrangiert hat.
Vor rund 500 Jahreszeiten haben die dunklen Mächte das Sagen über das Land an sich gerissen. Der Gott des Lichts, Chi genannt, wurde vertrieben, seine zauberkundigen Jünger ermordet. Auch das letzte Aufbäumen, mittels der Kräfte Chis ein Buch des Blutes zu schaffen, das im Kampf gegen das Böse entscheidend eingreifen kann, scheint misslungen zu sein. Die drei beteiligten Magier sind verschollen, nur der Hüter des Buches wandelt seitdem, körperlich nicht alternd auf Alasea umher. Doch dann wird die prophezeite Eine, Elena mit Namen geboren. Als ein junges Bauern-Mädchen von 13 Lenzen lernen wir sie kennen, ein Mädchen, das eigentlich nur ihr Leben unbeschwert leben will. Doch die Prophezeiung, das Schicksal oder auch die bösen Mächte zwingen ihr ein Abenteuer auf, das so gar nicht nach ihrem Geschmack ist. Dämonen töten ihre Eltern, verleumden sie, jagen sie aus ihrer Heimat fort. Unterwegs aber gesellen sich Helfer an ihre Seite. Einander nicht immer sonderlich zugetan wissen diese, dass Elena die einzige Hoffnung auf Rettung vor dem endgültigen Triumph des Bösen in sich birgt. Formwandler, Kobolde, Og'er, Nymphen, ja gar ein vor Jahrhunderten Alasea verlassenen Elv´e scharen sich um unser junges Bauernmädchen. Denn nur sie, gezeichnet durch die Magik-beherrschende rote Hand, vermag gegen die dunklen Kreaturen wirklich zu bestehen. Dann aber beginnt sie das Spiel mit ihrer Macht zu korrumpieren...
Wie bereits erwähnt hält das Buch auf der einen Seite jede Menge spannende Handlung für den Leser bereit, auf der anderen Seite aber kommen wir in der eigentlichen Queste kaum voran. Wir erfahren, zusammen mit der Protagonistin von der Prophezeiung, die sie als letzte Hoffnung des geknechteten Landes beschreibt, uns werden die Mitstreiter Elenas vorgestellt, und ihre Widersacher. Dabei bleiben naturgemäß noch viele Geheimnisse im Verborgenen, vieles Stückwerk. Ich will dem Autor nicht absprechen, uns eine interessante Handlung aufbereitet zu haben, aber ein klein wenig mehr Fleisch hätte er dem Knochen schon beifügen können. So manches an der Begegnung der späteren Gefährten wirkte auf mich gekünstelt, einige Verhaltensweisen und Reaktionen noch zumindest nicht ganz glaubwürdig, wenn nicht arg vorhersehbar. Spätere Hinterfütterung der Handlung mit weiteren Informationen zu den späteren Freunden unserer Heidin mag hier Abhilfe schaffen. Das Grundmuster der gnadenlosen Jagd der dunklen Horden auf die eine, verheißene Retterin des Landes und ihr magischen Hilfsmittel, das Buch, ist altgewohnt und so abgegriffen, dass mir die Handlung teilweise weitschweifig, ja abgedroschen daherkam.
Wenn sich der Autor in den nächsten Teilen nicht noch gewaltig steigert, dann ist diese Sage für die Weihen des Hardcovers, die ein außergewöhnliches Buch eigentlich adeln sollte vielleicht nicht ganz die richtige Wahl gewesen.