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Rusch, Kristine Kathryn: Die Tödlichen - Miles Flint 3 (Buch)
Kristine Kathryn Rusch
Die Tödlichen
Miles Flint 3
(Consequences)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Frauke Meier
Bastei-Lübbe Verlag, 2007, Taschenbuch, 464 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-404-23313-7
Von Carsten Kuhr
Seit sich Miles Flint als Lokalisierungsspezialist in der Mondkolonie Armstrong selbständig gemacht hat, konnte er auf seine alten Beziehungen als Ex-Cop bauen. Finanziell unabhängig hat er nur Aufträge angenommen, die ihn interessierten und mit seine ethischen Ansichten übereinstimmten. Dabei begegnete er auch immer wieder seiner alten Partnerin DeRicci. Doch dieses Mal stehen sie auf getrennten Seiten.
Im Auftrag eines angesehenen Richterehepaares hat er deren untergetauchte Tochter ausfindig gemacht. Nachdem die Regierung von Etae eine Generalamnestie ausgesprochen hat, kann sich die ehemalige Rebellenkämpferin wieder zu erkennen geben, um zu ihrer Familie, die sie seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen hat, zurückkehren. Doch dann werden die Eltern und ihre Tochter kaltblütig ermordet, gefälschte Hinweise lassen Miles Flint als Hauptverdächtigen dastehen.
Als DeRicci ihren Hauptverdächtigen Miles besucht, und ihn bittet, ihr bei den Ermittlungen zu helfen, lehnt er ab. Alle Unterlagen seiner Ermittlungen sind streng vertraulich, auch wenn er dadurch selbst verdächtig wird und seine Freundin vor den Kopf stößt.
Natürlich will auch Miles den Täter dingfest machen. Und so beginnt er nachzubohren. Wer will die schwerreichen Eltern und ihre seit Jahrzehnten untergetauchte Tochter tot sehen und warum?
Im Verlauf der Ermittlungen stößt er auf weitere Morde an ehemaligen Rebellenkämpfern von Etae, die nach der ausgesprochenen Amnestie erfolgten.
Was nur wissen die Toten, das es mit allen Mitteln zu schützen gilt? Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Etae ein Beitrittsgesuch zur Allianz eingereicht hat. Die Menschen des abgelegenen Planeten sind am Verhungern, ihr einziges Exportgut sind die biotechnischen Aufrüstungen von Menschen zu nicht scanbaren Kampfmaschinen. Ein Exportgut, das die Konzerne nur zu gerne erwerben würden, wenn es nicht die Beschränkungen im Handel mit Planeten geben würde, die nicht der Allianz angehören.
Doch trotz erfolgreicher Lobbyarbeit sind nicht alle vom Beitrittsgesuch der Etaer begeistert, und auf der Mondkolonie Armstrong, dem Ort der Anhörung des Beitrittsgesuchs, kochen die Gefühle hoch. Gewalttätige Unruhen fordern erste Opfer, dann explodiert eine Bombe ...
Wie schon im zweiten Band der SF-Krimireihe um Miles Flint spielen die faszinierend andersartig gezeichneten Aliens auch in diesem Roman wieder keine besondere Rolle. Sie sind Teil der Allianz, sitzen in den entsprechenden Gremien, sind auch im Alltagsleben präsent, ohne aber wirklich für den aktuellen Plot eine Rolle zu spielen. Das ist schade, waren es doch gerade die Beschreibungen dieser Außerirdischen, die im ersten Band des Zyklus für Furore und Faszination sorgten.
Wegen der bilateralen Vereinbarungen über die Durchsetzung des jeweiligen Rechtssystems auch bei Strafverfolgungen gibt es überhaupt die florierende Wirtschaft, Menschen, die sich eines Verbrechens an Aliens schuldig gemacht haben, das sie selbst vielleicht gar nicht als Verbrechen erkennen können, verschwinden zu lassen.
Diesmal aber geht es in erster Linie darum zu erforschen, wer hinter den, nach der Amnestie zunächst sinnlos erscheinenden Attentaten steckt, und warum die ehemaligen Widerstandskämpfer nach über dreißig Jahren überhaupt noch zum Schweigen gebracht werden sollen.
Eingebettet sind diese Fragen in die Ermittlungen des Dreifachmordes auf dem Mond, wird das Auseinanderdriften von Miles und seiner ehemaligen Partnerin thematisiert.
Miles entwickelt sich immer mehr zum Einzelgänger. Ohne seinen hehren ethischen Ansprüche abzuschwören zieht er sich von seinen ehemaligen Freunden und Bekannten mehr und mehr zurück. Wie es ihm seine Vorgängerin prophezeite - sobald Du als Loakalisierungsspezialist arbeitest, wirst Du niemanden mehr trauen können, wirst Gesetze, die dir einst viel bedeuteten, bewusste verletzen. Bei all der Hektik, die Miles angesichts der Anschuldigungen und Verdächtigungen deren er sich ausgesetzt sieht, hat, wird diese Vereinsamung doch deutlich. Miles entwickelt sich zum etwas wundersamen Eigenbrötler, seine sozialen Kontakte nehmen rapide ab. Neben dieser unterschwelligen Entwicklung, die ihren Widerpart in dem Aufstieg seine Ex-Partnerin DeRicci zur in den Medien gefeierten Heldin mit entsprechenden Karrieresprüngen findet, steht die Auflösung des Rätsels ganz im Zentrum des Romans.
Dabei bleibt aber die Getötete in ihrer Darstellung ungewöhnlich vage. Wir erfahren recht wenig über diese, warum sie von der behütet und in luxuriösen Verhältnissen aufgewachsene Studentin überhaupt zur Rebellenkämpferin mutierte wird lapidar mit einem despotischen Vater erklärt, ohne dass wir hier weitere Einzelheiten erfahren würden. Das Bild der Frau und ihrer Familie bleibt bruchstückhaft und damit ohne wirkliche Faszination.
Die vielleicht interessanteste Person des Romans ist für mich die Botschafterin von Etae. Einst eine gefürchtete Terroristin, die verantwortlich ist für die gnadenlose Hinrichtung ganzer Bevölkerungsgruppen, Frauen und Kinder eingeschlossen, war, die ihre vermeintlichen Ziele ohne Rücksicht auf Verluste oder menschliche Regungen verfolgte, sucht nun, zwischenzeitlich in Regierungsverantwortung, aufgrund der desolaten Versorgungssituation Hilfe für ihre Not leidenden Mitmenschen.
Die Wandelung des Saulus zum Paulus, die wir in der Realität auch so manches Mal beobachten können, wird allerdings mehr angedeutet, als wirklich ausgearbeitet. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Rusch mehr auf die Hintergründe, die Gewissenskonflikte und die Motivation eingegangen wäre.
Insgesamt gesehen bislang der schwächste der „Miles Flint“-Romane. Es fehlt die Tiefe der Charakterzeichnungen. Die Konzentration auf den vordergründigen Ermittlungsvorgang des Verbrechens nimmt einen zu dominierenden Platz ein.
hinzugefügt: September 27th 2007 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Bastei-Lübbe Verlag Hits: 2988 Sprache: german
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