Graham P. Taylor
Schattenbeschwörer
(Shadowmancer, 2003)
Szene: Tony Lee
Zeichner: Pedro Delgado, Stephen Jorge Segovia
Farbe: Eva de la Cruz, Kieran Oats, Ian Sharman
Übersetzung: Joachim Stahl
Egmont Ehapa, 2007, Hardcover, 240 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3121-2
Von Erik Schreiber
Obadiah Demurral, der Vikar von Thorpe, einem kleinen nordenglischen Dorf, ist von einer dämonischen Machtgier besessen. Vor vielen Jahren war er ein recht erfolgloser Wanderprediger, der die Pfarrei durch ein Glücksspiel gewann. Seither hat er seine Macht ausgebaut und herrscht als Absolutherrscher über Land und Leute. Diese Macht ist ihm jedoch nicht genug, denn er will göttliche Macht, gleich neben dem Allerhöchsten sitzen, ihn gar verdrängen. Bei all seiner Gier stehen ihm nur wenige Menschen entgegen. Das sind unter anderem Thomas und seine Freundin Kate, sowie der Schiffbrüchige Raphah.
Demurral sucht zwei magische Artefakte, die ihm die Macht geben sollen, die er als Zauberkundiger benötigt, um wirklich mächtig zu werden. Dieses zauberhafte Paar magischer Kraft nennt sich Keruvim. Einer dieser Keruvim befindet sich in seinem Besitz und der zweite Keruvim wird fast von allein kommen. Tatsächlich kommt er in Begleitung des dunkelhäutigen Raphah, einem Gläubigen und Wächter. Sein Volk und seine Familie hatten die Aufgabe, die beiden Keruvim zu schützen. Auf der Suche nach dem gestohlenen zweiten erleidet das Schiff, auf dem er sich befindet, Schiffbruch vor der englischen Küste. Gleichzeitig steht Demurrel am Strand und hofft auf den anderen Teil.
Demurrels Männer suchen den Strand ab, finden aber nichts. Die Schiffsbesatzung ist tot und nur Raphah kann entkommen und freundet sich mit Thomas an. Gemeinsam wollen sie das Artefakt zurückholen. Ihnen schließt sich bald Kate, die Freundin von Thomas an.
Damit beginnt das eigentliche Abenteuer. Der erste Versuch der Rückholung des Keruvim geht kläglich in die Hose und das Trio befindet sich ab diesem Zeitpunkt auf der Flucht. Sie lernen nicht nur weitere Feinde kennen, sondern auch neue Freunde, die bereit sind, ihnen zu helfen. Andere wieder scheinen beiden Seiten zu dienen. Sie kämpfen gegen Schmuggler wie den brutalen Crane, gegen Helfer von Demurral, der untote Krieger aus einer Zwischenwelt holt oder aber der Gott Riathamus, der Thomas direkt hilft. Aber gerade Jakob Crane ist es, der ihnen auch hilft. Aber es gelingt nicht alles, denn die Mutter von Thomas wird sterben müssen im Krankenhaus. Das ist ein Grund für Thomas wieder zu zweifeln. Einem tauben Jungen wird geholfen, seine Mutter muss sterben, die Welt ist ungerecht.
Der Comic nach dem Roman ist eine umfangreiche Geschichte mit einem gewaltigen Abschluss. Dieser Abschluss, ein Kampf zwischen Thomas und Raphah auf der einen und Demurrel auf der anderen Seite, ist jedoch kein endgültiger Abschluss. Taylor, der zur Zeit als Pfarrer der anglikanischen Kirche tätig ist, lässt die Erzählung im Sinne der christlichen Tradition wieder aufleben. Auch wenn hier Gott nicht als „Der Gott“ sondern als Riathamus bezeichnet wird, ist es eindeutig der christliche Gott. Und weil man von Gott sagt, er habe tausend Namen, so könnte dies auch einer von ihm sein. Die Phantasie des Autors fügt sich zum Teil aus alten Erzählungen und christlichem Gedankengut zusammen. Das Ende der Welt kündigt sich hier an, wird aber nicht zum Abschluss kommen. Die drei Handlungsträger haben die Chance, noch einmal alles aufzuhalten. Aber nicht in diesem Buch. Dadurch hat Thomas Zeit, an sich zu arbeiten. Sein Selbstbewusstsein zu formen, seinen Zweifel an Gott abzulegen, ohne alles auf ein höhernatürliches Wesen abzuschieben. Er muss selbst daran arbeiten und ihn unterstützt Raphah. Dessen Stellung ist in dem Buch nicht ganz klar. Er wird auf der einen Seite eher als Schiffsjunge beschrieben im Alter von etwa 15 Jahren, dann wieder als Priester, der es mit göttlicher Macht schafft, einen tauben Jungen zu heilen.
Graham P. Taylor verwebt in seiner Geschichte christliches Gedankengut mit Magie und Zauberei. Es ist die ständige Auseinandersetzung zwischen Hell und Dunkel, Gut und Böse. Manches Mal verwischen sich bei ihm die Grenzen, wenn handelnde Personen für beide Seiten arbeiten. Irgendwo wird eine große Schlacht der beiden gegensätzlichen moralischen Pole geschlagen in dem die Geschichte um Thomas, Raphah und Kate nur ein Nebenschauplatz ist. Graham P. Taylor fügt mit seiner Phantasie der christlichen Tradition eigene Werte bei, die das Buch lesenswert macht ohne belehrend zu wirken. Seine eigene Arbeit als Sozialarbeiter und jetzt als Pfarrer prägen diese Geschichte deutlich.
Der Comic, eine Hardcoverausgabe, trägt die Handschrift von zwei Zeichnern, die sich in unterschiedlicher Weise an die einzelnen Kapitel heran wagten. Die Farben wurden von drei Coloristen aufgetragen. Das macht aus diesem Comic ein sehenswertes Werk. Mir persönlich gefällt der Stil von Pedro Delgado etwas besser als der von Stephen Jorge Segovia, obwohl die Unterschiede nur minimal sind. Wer das Buch kennt hat hier die entsprechende bildliche Umsetzung, es ist sehr stimmungsvoll gezeichnet und eingefärbt.