Witchblade Takeru
Yasuko Kobayashi & Kazasa Sumita
(Witchblade Takeru 1–5, 2006/07)
Aus dem Amerikanischen von Christine Roedel
Panini, 2007, Taschenbuch, 186 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-86607-470-5
Von Irene Salzmann
Marc Silvestri und Michael Turner sind die Star-Zeichner, die in den 1990er Jahren die „Witchblade“ schufen, unterstützt von Autoren wie David Wohl und Brian Haberlin. Schnell zählte die für damalige Verhältnisse außergewöhnliche Comic-Serie zu den beliebtesten Titeln und trug ihren Teil dazu bei, dass die Top Cow-Studios große Erfolge zu verbuchen hatten und der Studioverbund Image im „Previews“ nach vorn kam zu den anderen großen Verlagen Dark Horse, DC und Marvel.
Die Popularität der „Witchblade“ drang schließlich bis nach Japan vor, wo 2006 eine 26-teilige Anime-Serie ins TV kam. Parallel dazu entstand „Witchblade Takeru“, eine fortlaufende Serie im Manga-Stil, die sich ursprünglich an den Anime-Episoden der Gonzo-Studios (auch bekannt für u. a. „Burst Angel“, „Trinity Blood“, „Hellsing“) orientieren sollte, sich dann jedoch zunehmend eigenständig entwickelte.
Während die Handlung der US-„Witchblade“ in der Gegenwart/nahen Zukunft angesiedelt ist und die Abenteuer der Polizistin Sarah Pezzini schildert, die sich gegen den Einfluss des unheimlichen Handschuhs erwehren muss, hinter dem Macht besessene Gruppierungen genauso her sind wie allerlei dämonische Kreaturen, handelt es sich bei der japanischen Variante um die Schülerin Takeru, die um das Jahr 2100 in einem Tempel lebt, der – was sie nicht weiß – die Witchblade beherbergt.
Takeru wird eingeschärft, sich nicht in die Nähe des Schuppens zu begeben, und doch ist die Macht des Artefakts so groß, dass sie von Albträumen heimgesucht wird. Als sie in der Schule eine erschreckende Vision hat, kehrt sie unverzüglich mit ihrem Freund Kou, der einer Familie Dämonenjäger entstammt, nach Hause zurück und wird Zeuge, wie unheimliche Monster über ihre Angehörigen herfallen.
Auch Takeru soll sterben, doch der Handschuh hat seine Trägerin gewählt und rettet das Mädchen – doch zu welchem Preis? Sie verwandelt sich selbst in eine Dämonin, die den Kampf und das Blut liebt. Nur mit Mühe kann sie diese Sehnsüchte unterdrücken und wieder normal werden. Kou muss ihr versprechen, sie zu töten, wenn sich die Verwandlung nicht mehr rückgängig machen lässt oder sie ganz die Kontrolle verliert.
Gemeinsam beginnen die beiden Nachforschungen anzustellen über Vorkommnisse mit Dämonen in ihrer Region. Vielleicht entdecken sie einen Hinweis, der ihnen weiter hilft. Doch jene, die das Artefakt an sich bringen wollen, haben Takeru und Kou längst gefunden und planen die nächste Attacke…
Während man in den USA „Witchblade Takeru“ im Comic-Heft-Format mit westlicher Leserichtung und Kolorierung herausgibt, entschied man sich bei Panini für die japanische Fassung in Schwarz-Weiß. Wenn man die Wahl hat, kann man sich für die Version entscheiden, die einem besser gefällt, denn vom Preis her dürfte es angesichts des günstigen $-Kurses keine großen Unterschiede geben.
Was man auf jeden Fall mögen sollte, um Gefallen an dieser neuen „Witchblade“ zu finden, sind die gängigen japanischen Motive, die hier verarbeitet werden: Die Protagonistin ist eine Schülerin, die vom behüteten Mädchen zum Vamp(ir) mutiert, es sind Jugendliche, die mit mehr oder minder traditionellen Waffen gegen Monster kämpfen, mit Panty-Shots und noch intimeren Einblicken wird nicht gegeizt.
Zwar sind die Illustrationen recht realistisch-idealistisch, aber man merkt ihnen ihre Herkunft an – so filigran und detailreich wie Michael Turner und Marc Silvestri zeichnet Kazasa Sumita nicht. Alles sieht derber und gewöhnlicher aus, und wenn die Titelheldin dem Betrachter ihre fleischigen Oberschenkel und das dicke Hinterteil entgegenreckt…, das sehen wohl nur die männlichen Fans gern.
Aufgrund der äußerst freizügigen Abbildungen trägt „Witchblade Takeru“ die Leseempfehlung 18 . Wer etwas Ähnliches wie die US-„Witchblade“ erwartet und den Zeichenstil von Michael Turner und seiner Kollegen schätzt, wird wohl eher enttäuscht auf diesen Band reagieren. Man sollte schon den Themen aus Manga und Anime aufgeschlossen gegenüberstehen und eine dicke Portion Lolita-Erotik zu schätzen wissen, um Gefallen an dieser Umsetzung zu finden.
Zusätzlich zu dem Manga publiziert Panini die Anime-Serie auf DVD, so dass jeder, der auf den Geschmack gekommen ist, seine „Witchblade“-Sammlung um die Trickfilme bereichern kann.