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Mass Effect 1: Die Offenbarung, Drew Karpyshyn (Buch)

Mass Effect 1
Die Offenbarung
Drew Karpyshyn
Übersetzung: Mick Schnelle
Panini, Taschenbuch, 366 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8332-1648-0

Von Frank Drehmel

Vor diesem Hintergrund muss Commander David Anderson den Überfall auf eine geheime Forschungsstation der Menschen untersuchen. Auch wenn zunächst Raum-Piraten für das Massaker an der Besatzung verantwortlich zu sein scheinen, so stellt sich doch rasch heraus, dass weit mehr hinter dem Überfall steckt; denn in der Station wurde KI-Forschung betrieben, etwas das nach den Statuten des Rates von Citadel strengstens verboten ist und das sinistre Geschäftsleute auf den Plan ruft, zumal ein außergewöhnliches, extraterrestrisches Artefakt im Mittelpunkt der menschlichen Forschung steht.
Für Anderson gilt es also, zunächst die Hintermänner des Überfalls auszumachen. Dabei steht ganz oben auf der Liste der Verdächtigen die militärisch geschulte Computer-Spezialistin Kathleen Sanders, die nicht einmal 24 Stunden vor dem Verbrechen die Station mit unbekanntem Ziel anscheinend fluchtartig verlassen hat. Doch Kathleen hat nicht nur außergewöhnliche Beziehungen bis in die Spitze der Menschen-Regierung, sie ist auch vollkommen unschuldig und muss um ihr Leben fürchten, da der wahre Drahtzieher ihr einen der berüchtigtsten Kopfgeldjäger der Galaxis, Skarr, auf den Hals gehetzt hat.
Für Anderson, der die junge Frau zu schützen versucht, ist der echsenhafte Skarr in dieser Ermittlung jedoch nur eines von mehreren Problemen, denn ein Spectre, einer jener legendären, tödlichen und gnadenlosen Geheimagenten der Citadel, welche den Bund unter allen Umständen und mit allen Mitteln zu schützen versuchen, hat sich an ihre Fersen geheftet, um Licht in das Dunkel der verbotenen KI-Forschung zu bringen.


Wie der kürzlich erschienene „Hellgate“-Roman „Exodus” erzählt auch „Die Offenbarung” die Vorgeschichte zu einem Computerspiel - in diesem Fall Biowares „Mass Effect” -, dessen Veröffentlichung zum gegenwärtigen Zeitpunkt lediglich angekündigt ist. Doch damit erschöpfen sich auch schon – glücklicherweise - die Ähnlichkeiten beider Bücher, denn Drew Karpyshyns Roman spielt nicht nur vor einem gänzlich anderen Hintergrund, sondern ist rundum gelungen und für mich die bisher mit Abstand beste Gamenovelisation des 2007er-Panini-Programms (und das, obgleich sich der Autor bisher eher als Spiele-Entwickler, denn als Roman-Schreiber hervorgetan hat).

Nach Gründen für den positiven Gesamteindruck muss man nicht lange suchen. Zunächst wäre da die - gerade auch stilistische - Leichtigkeit, mit der Karpyshyn vor uns eine Zukunft ausbreitet, die zwar keine pazifistische ist, die sich aber von genre-üblichen Dark-SF-Szenarien (bislang) wohltuend unterscheidet und in der sich durchaus Elemente von „Star Trek“ - aber auch „Babylon 5“, „Star Gate“, „Battlestar Galactica“ und einer Prise „Star Wars“ - erkennen lassen. Statt futuristischem Hack’n’Slay entwickelt der Autor eine Detektiv-Geschichte vor einem Hintergrund, in dem die Menschheit lediglich die zweite Geige in Reihen der raumfahrenden Spezies spielt. Der Verzicht auf die oft in amerikanischen TV-Shows an den Tag gelegte „We are the Masters of the Universe”-Attitüde ist zwar nicht gänzlich neu, aber er macht dennoch den gesamten Hintergrund erstens glaubwürdiger und zweitens sympathischer. Und wenn die „alten” Raumfahrer-Völker Angst vor uns haben, dann liegt das nicht an unserer moralischen Überlegenheit bzw. an obskuren Verhaltensweisen wie bspw. zwanghaftem Forscherdrang (ein Standpunkt, der gerne in „Star Trek“ vertreten wird) , sondern ganz einfach daran, dass wir uns wie Karnickel vermehren und zudem Erz-Imperialisten sind.

Darüber hinaus hält der Autor für den Leser eine Vielzahl an Informationen (zu Technologien, Rassen, politische Konstellationen, etc.) bereit, die er quasi im Vorbeigehen und mit viel Sinn für Atmosphäre, Details und auch Humor offeriert, die aber zu keinem Zeitpunkt auf Kosten des Tempos bzw. des Leseflusses gehen oder unverständlich sind. So handelt Karpyshyn innerhalb weniger Seiten die Entwicklung der Menschheit von „Mond-Hüpfern” zu einer wahrhaft raumfahrenden Spezies ab, ohne dass der Leser das Gefühl hat, Zentrales zu verpassen oder nicht umfangreich genug aufgeklärt worden zu sein.

Schließlich erwarten den Leser eine Fülle interessanter Charaktere, die mit Ausnahme des dunkelhäutigen Weißen Riesen, David Anderson, und der Meisterin Propper, Kathleen Sanders, trotz aller Reduktion auf wesentliche Merkmale erfreulich viele Nuancen besitzen und sich nicht ohne Weiteres in dröge Schwarzweiß-Schemata pressen lassen. Anderson und Sanders ihrerseits sind als fleischgewordene Aufrichtigkeit so strahlend rein, dass man sie einfach gern haben muss.


Fazit: Lebendig und fesselnd geschrieben, mit viel Sinn für Details und interessante Charaktere. Nicht nur für Gamer sehr empfehlenswert.

hinzugefügt: October 9th 2007
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
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