The 4400 - Die Rückkehrer Season 1 & 2
USA, 2005/2006
Von Christel Scheja
Seit für die Menschen der Weltraum in greifbare Nähe gerückt ist, beschäftigt sich die Science Fiction auch mit der Frage, ob es anderes Leben im All gibt, das dazu fähig ist, die riesigen Entfernungen zu überbrücken und uns zu besuchen. Und wenn ja, ob diese Außerirdischen uns freundlich oder feindlich gesinnt sind, ob sie und nur manipulieren, mit uns spielen oder wirklich helfen wollen?
Zu den unerklärlichen Phänomenen sind seither neue hinzugekommen. Menschen, die einfach so verschwinden, behaupten, von Außerirdischen entführt worden zu sein, um nach verschiedenen Experimenten wieder zurück auf die Erde geschickt zu werden, ob unbeschadet oder nicht - das wissen sie nicht einmal zu sagen.
Genau das ist Thema vieler Romane und des einen oder anderen Films geworden, aber erst in den letzten zehn Jahren ist auch das Fernsehen auf den Geschmack gekommen.
Neben Steven Spielbergs zehnteiliger Filmsaga „Taken” gibt es noch eine andere Serie, die sich mit der Entführung von Menschen durch andere Kräfte beschäftigt: “4400 - The Rückkehrer”, deren vierte Staffel gerade im amerikanischen Fernsehen gesendet wird, während hierzulande der Absatz der DVDs besser läuft.
Paramount hat die schon einmal einzeln erschienenen sechs Folgen der ersten und die dreizehn Folgen der zweiten Staffel nun zu einer einzigen Box zusammengefasst.
Mittlerweile sind FBI, CIA und Homeland Security oder die entsprechenden Behörden anderer Länder daran gewöhnt, das spurlose Verschwinden von Menschen nicht aufklären zu können. Die Möglichkeit, dass diese von außerirdischen Kräften entführt sein könnten, wird grundsätzlich ins Reich der Fiktion verwiesen - nicht aber die Existenz eines Feuerballs, der seit einiger Zeit auf die Erde zurast und ein Seengebiet in der Nähe von Seattle anzusteuern scheint.
Die Sicherheitskräfte der USA sind in Alarmbereitschaft. Umso größer ist aber die Überraschung, als der Feuerball das Wasser eines Sees verpuffen lässt und danach aus dem Nebel eine riesige Masse von Menschen frei gibt: Männer, Frauen und Kinder, die im Laufe der letzten sechzig Jahre verschwunden sind.
Zu den Agenten, die sich um die genau 4400 Rückkehrer kümmern und ihre Personalien aufnehmen, gehören auch Diana Skouris und Tom Baldwin. Letzterer ist persönlich besonders betroffen, da nicht nur sein Neffe Shawn Farell einer der Rückkehrer ist, sondern auch sein eigener Sohn Kyle seit dessen Verschwinden im Koma liegt.
Die beiden Angehörigen der Homeland Security versuchen nicht nur, den in der Zeit Gestrandeten zu helfen, sondern sollen auch herauszufinden, was eigentlich passiert ist. Doch das wissen nicht einmal die Rückkehrer zu erzählen.
Nicht alle werden von ihren Familien glücklich in die Arme geschlossen. Die achtjährige Maia, die in den frühen 40er Jahren verschwand, hat keine Angehörigen mehr, und die junge Lily muss schmerzvoll erfahren, dass sie nach fast zwölf Jahren keine Familie mehr hat, obwohl Mann und Tochter noch leben. Andere wieder sind von ihren Geschäftspartnern ausgebootet worden und stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.
Und dazu kommt, dass sich seltsame Vorfälle häufen. Immer mehr Angehörige der 4400 entwickeln besondere Kräfte. Sie können in die Zukunft schauen, Gedanken lesen, die Wirklichkeit verändern oder heilen.
Dadurch beginnt die Stimmung der Öffentlichkeit langsam wieder umzuschlagen. Nicht mehr länger sind die 4400 überall willkommen, sondern werden von einfachen Menschen und Politikern misstrauisch beäugt. Was will der Hotelier und Rückkehrer Jordan Collier mit der Einrichtung eines Zentrums und Wohnparks für die 4400 erreichen?
Mittendrin in allem stecken Tom Baldwin und Diana Skouris. Einerseits sympathisieren die beiden Agenten durch ihre persönlichen Bindungen mit den 4400: Tom verdankt Shawn das Wiedererwachen seines Sohnes und hat durch einen seltsamen Zwischenfall mehr über die Rückkehrer erfahren; Diana hat Maia adoptiert. Andererseits müssen sie ihren Job tun und fragen sich oft genug, wer hier Täter und Opfer sind.
Anders als in vielen Filmen ist hier nicht unbedingt die Entführung oder der Aufenthalt bei den Unbekannten das Thema der Serie sondern was danach geschieht.
Was erwartet die nach Monaten, Jahren oder sogar Jahrzehnten zurückgekehrten Menschen? Können sie jemals wieder ihr altes Leben aufnehmen? Oder ein neues im Schoß ihrer Lieben beginnen?
Schon in den Folgen 1 bis 6 der ersten Staffel wird deutlich, wie sehr sich die Rückkehrer von ihren Familien entfremdet haben und wie schwer es ihnen fällt, sich wieder in ihr normales Umfeld zu integrieren, auch wenn es ihnen die Familien leicht zu machen versuchen, so wie bei Shawn Farell.
Doch es sind Kleinigkeiten, die alles verändert haben und Disharmonie in das scheinbare Glück bringen, wie z. B. im Fall des nun gleichaltrige Bruders und dessen Freundin. Dazu kommen die nach und nach erwachenden Gaben und Fähigkeiten, die nicht von allen so zu kontrollieren sind, wie sie es gerne hätten.
Richtet die erste Staffel den Focus noch verstärkt auf die 4400, die lernen müssen, mit den veränderten Gegebenheiten zurecht zu kommen und es oft genug schwer haben, sich wieder heimisch zu fühlen, so verändert sich das in der zweiten Staffel schlagartig.
Neben der wachsenden Paranoia der Behörden und in der Öffentlichkeit gegenüber den 4400, die teilweise extreme Blüten treibt, beginnen sich auch die Rückkehrer abzugrenzen, begünstigt durch Jordan Collier und sein Center.
Fronten entstehen und beginnen sich zu verhärten - konzentriert auf verschiedene Einzelschicksale. Während Richard und Lily die Furcht und die Veränderungen auf ihrer Flucht mitbekommen, stecken andere 4400 wie Shawn Farell, Jordan Collier und Maia mittendrin. Doch vor allem ist der Fokus auf die beiden Agenten der Homeland-Security gerichtet. Tom Baldwin sowie Diana Skouris müssen oft genug abwägen, ob sie ihren Befehlen oder ihrer Menschlichkeit gehorchen und in wie weit sie bereit sind, ihre moralischen Grenzen zu überschreiten.
Zwar bieten die Folgen auch immer wieder Action in Form von Verfolgungsjagden und Bedrohungen, der Fokus der Folgen ist aber auf die Charaktere und ihren inneren Kampf gerichtet. Natürlich gibt es in jeder Episode einen abgeschlossenen Handlungsstrang, man merkt aber auch, dass sie nur der Teil eines weit größeren Ganzen ist, und die Fragen, die beantwortet werden, immer wieder auch neue aufwerfen.
Heraus kommt eine Serie, die aktives Zusehen erfordert, da immer wieder kleine Hinweise gegeben werden. Zwar ist der Unterhaltungswert der Geschichten immer noch groß, aber man sollte nicht zu viele Folgen verpassen, um den Faden nicht zu verlieren, da alles aufeinander aufbaut und deutlich macht, dass man nicht unbedingt die alten Klischees wieder aufwärmen möchte, sondern etwas ganz anderes im Sinn hat.
Leider hat Paramount bei beiden Staffeln auf Extras verzichtet, die Qualität von Bild und Ton sind aber in Ordnung.
„The 4400 - Die Rückkehrer” wendet sich vor allem an die SF-Fans, die nicht nur actionreiche Weltraumabenteuer mögen, sondern auch mit Geschichten zufrieden sind, die Elemente von Mystery-Serien wie „Akte X” oder Dramaserien mit dem SF-Plot vereinen.
DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9, anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 5.1 (Season 1) bzw. deutsch Dolby Digital 2.0 deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1 (Season 2)
Untertitel: deutsch u.v.a.