Im Namen des Sohnes
Carlsen, 2007, Taschenbuch im Miniformat, 62 Seiten, 1,95 EUR, ISBN 978-3-551-66009-1
Von Irene Salzmann
Band 9 der Chibi-Reihe präsentiert den Fantasy-Oneshot „Im Namen des Sohnes“ von Zofia Garden, die treuen Manga-Fans durch „Ice on Fire“, das in der Anthologie „Daisuki“ erschien, bekannt sein dürfte.
Ein selbsternannter Prophet behauptet, dass der Vulkan, der die Stadt bedroht, besänftigt werden kann, wenn man den Sohn des Windgottes opfert. Als der hinterlistige Mann glaubt, die Identität des Wesens zu kennen, hetzt er den Rebellenführer Victor gegen seinen Freund Freo auf. Tatsächlich scheint der böse Plan aufzugehen, denn Victor, dessen Körper voller Narben ist, glaubt, dass sich seine Liebste Keya zu dem makellosen und hübschen Freo hingezogen fühlt.
Victor überlässt Freo den Wachen, die ihren Gefangenen dem Propheten übergeben. Am Kraterrand fällt die Maske des Alten: Er will die Kontrolle über den Windgott, der seinem Sohn zweifellos zu Hilfe kommen wird, erlangen - und damit die absolute Macht …
Die Story ist etwas dünn und mutet stellenweise unlogisch an – kein Wunder, denn rund 60 Seiten sind recht wenig, um eine durchdachte Handlung mit Spannungsbogen aufzubauen und vielschichtige Charaktere einzuführen. Vielleicht war die Geschichte ursprünglich ausführlicher konzipiert und musste auf den vorgegebenen Umfang zusammengestrichen werden…
Die Bürger dürfen die Stadt nicht verlassen, darum haben die Rebellen damit begonnen, die Leute in kleinen Gruppen nach draußen zu schmuggeln. Weshalb der Bürgermeister nicht dafür sorgt, dass die ganze Stadt einfach von dem gefährlichen Vulkan weg verlegt wird oder warum sich die Wachen, die genauso bedroht sind, nicht mit der Bevölkerung solidarisieren, lässt sich nicht nachvollziehen. Auch sieht es zunächst so aus, als wäre es mit der Freundschaft von Victor und Freo nicht weit her, und selbst für einen Trick wirkt Victors Vorgehen arg konstruiert. Der Prophet ist natürlich falsch und machtgierig wie alle Finsterlinge, lässt sich hereinlegen und bekommt, was er verdient. Einer der jungen Männer opfert sich gewissermaßen für seinen Freund, und der Vulkan wird zur Ruhe gebracht. Die Stadt bekommt einen neuen Bürgermeister, und es gibt ein glückliches Wiedersehen. Noch mehr Happy End wäre nicht mehr herauszuholen gewesen.
Die Story weist keine großen Überraschungen auf, spult sich geradlinig bis zum erwarteten Ende ab und strapaziert bekannte Genre-Klischees. Das Beste sind die detailreichen, aufwändigen Zeichnungen, die man gern in einem größeren Format sehen würde.
„Im Namen des Sohnes“ wendet sich an sehr junge Leserinnen, die märchenhafte Fantasy und hübsche Jungen mögen, sowie an ein Publikum, das sich für die Werke deutscher Künstler interessiert.