Brigitte Melzer
Vampyr – Die Jägerin
Ueberreuter Verlag, 2007, Hardcover, 320 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8000-5350-6
Von Carsten Kuhr
Erneut entführt uns die Autorin in die schottischen Highlands um 1732. Catherine, die ihren Geliebten Daeron, um ihn vor dem Tode zu retten, in einen Vampyr wandelte, ist seit Jahren auf der Suche nach diesem. Wie nur kann sie die Sünde, ihn aus purem Eigennutz zu einem der Bluttrinker gemacht zu haben, wieder gut machen? Die Bürde bedrückt sie, ihre Schuld treibt sie an den Rand des Selbstmords. Dann aber findet sie eine Queste, die nicht nur ihr, sondern allen Vampyren die Seele zu retten vermag. Erlösung, so bringen ihre Recherchen zutage, vermögen die Nosferatu nur zu erlangen, wenn „der Unendliche“, der erste und mächtigste ihrer Art, getötet wird. Doch über Silber und Weihwasser lacht er nur, einzig ein verschollenes Kleinod, das schwarze Kreuz mit einem darin eingearbeiteten Splitter des Kreuzes Christi,
besitzt die Kraft, den ersten der Vampyri zu vernichten.
Ihre Suche führt die junge Frau nach Edinburgh. Der Zufall will es, dass sie hier Daeron wieder trifft und sich mit ihm versöhnt. Zusammen forschen sie nach dem schwarzen Kreuz, wollen, selbst wenn dies ihr eigenes untotes Leben kostet, den Unendlichen zur Strecke bringen.
Doch sie sind nicht die einzigen, die sich auf die Spur des Vampyrvaters begeben haben. Alexandra, die als Kind ihre Familie durch den Unendlichen verlor, befindet sich mit drei weiteren Vampyrjägern ebenfalls in der schottischen Metropole. Voller verzehrenden Hasses gegen alle Untote ist sie seit Jahren auf ihrem Kreuzzug. Eigentlich undenkbar, dass sie mit Vampyren gemeinsame Sache macht. Doch dann lernt sie Catherine und Daeron kennen, die wie sie selbst ihr Leben dem Tod des Unendlichen gewidmet haben. Nach anfänglichem Misstrauen und strikter Ablehnung wandelt sich ihre Einstellung. Als dann noch ein mysteriöser Unsterblicher mit großen Kräften und einnehmenden Wesen ihr den Hof macht, weiß sie bald nicht mehr, wie ihr geschieht.
In der Kirche, in der das schwarze Kreuz versteckt ist kommt es dann zum Aufeinandertreffen der Parteien ...
Mit dem ersten Band ihrer „Vampyr“-Trilogie hat Brigitte Melzer einen veritablen Erfolg erzielt. Der Roman bot stimmungsvolle Schilderungen der schottischen Highlands mit seinen Clans, und verband diese faszinierende Kulisse mit dem Nosferatu-Mythos.
Im Mittelband ihrer Trilogie setzt sie ihre begonnene Geschichte fort.
Neben Catherine und Daeron hat auch die eigentlich gebannt Ushana einen weiteren Auftritt. Intensiver und faszinierender fand ich aber die neu eingeführte Personen, allen voran die Vampyrjägerin Alexandra. Mit einigen wenigen Strichen zeichnet Melzer hier das Bild einer jungen Frau, die von ihrem verständlichen Hass gegenüber den Vampyren aufgefressen wird. Dennoch kann sie über ihren Schatten springen, öffnet sich der Logik und verbündet sich mit den verhassten Nosferatu für ihr gemeinsames Ziel. Diese Entwicklung ist zwar leider nur angedeutet, dies aber recht überzeugend, so dass sich hier das begonnene Bild vervollständigt und neue Schattierungen erhält.
Weniger gelungen der Versuch der Autorin, diverse Handlungsstränge parallel nebeneinander laufen zu lassen. Zu abrupt die Übergänge, zu kurz die jeweiligen Kapitel, als dass die Gestalten – von Alexandra einmal abgesehen – wirklich Leben eingehaucht bekommen.
Man kann den Roman, ja, die Trilogie, unter die Überschrift „Frauen-Vampirfantasy“ packen, und das meine ich jetzt nicht abwertend. Es wird viel gelitten, große Gefühle spielen eine wesentliche Rolle, das Aufopfern für den Geliebten, die Verwirrtheit einer beginnenden Liebe und auch der Ort der Handlung – die schottischen Highlands – der gesamte Aufbau richtet sich an eine vornehmend weibliche Klientel. Innerhalb dieser Parameter erzählt die Autorin - ein wenig verwirrend und stilistisch unauffällig, zum Finale hin aber an Tempo deutlich zulegend, ihre Geschichte. Das Finale selbst überrascht, lässt es doch für den projektierten dritten Band kaum einen Anknüpfungspunkt übrig. Hier hat die Autorin ihre Leser(innen) an den Haken genommen, hat neugierig gemacht, wie es weitergehen wird.