Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Hoffmann, Oskar: Der Goldtrust / Die Eroberung der Luft (Buch)

Oskar Hoffmann
Der Goldtrust
Die Eroberung der Luft
Verlag Dieter von Reeken, Paperback, 320 Seiten, 13 Reproduktionen, 30,00 EUR, ISBN 978-3-940679-09-3

Von Thomas Harbach

Der vorletzte Band der „ Kollektion Oskar Hoffmann“ fasst zwei Novellen oder Kurzromane aus den Jahren 1907 und 1908 zusammen. Einmal den internationalen Finanzroman „Der Goldtrust“ und dann den Kulturroman von1940, „Die Eroberung der Luft“. Dabei ist das Handlungsspektrum des zweiten Bandes nicht weniger international als beim ersten Band. Die Themen – die Schaffung eines künstlichen Goldes und eine spektakuläre Weiterentwicklung in der Luftfahrt – sind klassische Jules Verne Extrapolation, allerdings reicht der ambitionierte Oskar Hoffmann nur selten an den französischen Erzähler heran. Wie alle Bände der Edition Dieter von Reeken ist das Buch mit einem einführenden Vorwort und Reproduktionen der diversen, sehr eintönigen Titelbilder der Originalausgaben versehen worden.


Im Jahre 1907 veröffentlichte Oskar Hoffmann mit „Der Goldtrust“ einen internationalen Finanzroman, in dem er die alchemistische Idee des künstlichen Goldes in eine moderne, allerdings teilweise sehr naiv in Bezug auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge beschriebene moderne Welt integriert. Der russische Chemiker Wassilowitsch hat mit Hilfe einer von ihm lange Zeit streng geheim gehaltenen Formel künstliches Geld erfunden. Nur ein kleiner Grünstich unterscheidet sein Gold von dem echten Stoff. Natürlich erweckt er damit schnell die Aufmerksamkeit der Geheimdienste und Regierungen. Der im italienischen Exil lebende Russe wird erst von der italienischen Regierung aufgefordert, seine Idee an sie zu verkaufen. Anfänglich weigert er sich, scheinbar aus Bescheidenheit, da er nicht sicher ist, ob das Gold wirklich dem echten Edelmetall entspricht. Später fordert er eine hohe Summe, wird allerdings bei den ersten Zweifeln vor Gericht gezerrt und eingesperrt. Diese italienische Episode nimmt Oskar Hoffmann in seiner 1912 erschienenen Kurzgeschichte „König Mammon“ fast wortgetreu wieder auf. Nur heißt der Charakter Nikitin. Über weite Strecken ist der buckelige, in Bezug auf die Politik herrlich naive Wassilowitsch ein sympathischer Spielball außer Kontrolle geratener Mächte. Er weiß zwar, dass seine Idee im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert ist, legt aber – wie Hoffmann mehrmals impliziert – wenig Wert auf ein Leben in Saus und Braus. Auch hat er seine Idee nicht angepriesen und vor der Welt geheimgehalten. Die Aufmerksamkeit scheint ihm nicht Recht zu sein. Am Ende des Buches dreht Hoffmann den Charakter seines Protagonisten um einhundertachtzig Grad um. Nach einer langen Flucht wendet er sich schließlich an den amerikanischen Milliardärsklub und fordert deren gesamten Reichtum im Austausch für das Geheimnis der Goldmacherei. Die Herren schlagen nach einigen Überlegungen sofort ein und nach der ersten Anzahlung – ein Milliarde in reinem echtem Gold – überlässt er ihnen das Geheimnis. Wassilowitsch taucht wieder unter, landet in den Armen einer schönen, verschlagenen Frau und muss erneut fliehen. Auf der letzten Etappe seiner Flucht mit einem Ballon muss er sich schließlich von seinem Geld trennen, um nicht von den Verfolgern bedrängt abzustürzen. Es hilft ihm nicht, in einem moralisierenden Ende ertrinkt der Erfinder und mit ihm seine Idee. Die Welt ist gerettet, denn auch die Milliardäre sind bei einer Explosion bei der Goldproduktion vorher ums Leben gekommen und konnten die Idee des Goldmachens nicht mehr aufschreiben bzw. vermachen.

Insbesondere die letztere Wendung der Handlung ist dermaßen unglaubwürdig und naiv, das dem Leser nur der Eindruck bleibt, als wolle Oskar Hoffmann sein literarisches Chaos ein wenig in geordnete Bahnen lenken. Auch wenn der Autor kein Deutschnationaler ist, kommen die Deutschen eher durch ihre Passivität in dem Roman noch am besten weg. Während die Italiener unehrlich gegenüber dem Exilanten sind, verletzen die Engländer jegliche Regeln des Völkerrechts und die Amerikaner werden als geldgierige Egomannen beschrieben, die jedes Risiko für eine Vermehrung ihrer Gelder eingehen. Natürlich werden sie im Verlaufe des geradlinigen Romans alle bestraft, ohne das Oskar Hoffmann teilweise die Folgen seiner grundlegenden Prämisse gänzlich überzeugend in die Handlung integrieren kann. Den Italienern wird der Erfinder aus dem Gefängnis entführt. Sie haben sich in ihrer Loyalität als flexibel erwiesen. Zuerst umgarnen sie den Exilrussen mit Geld und schönen Worten, als diese Taktik nicht funktioniert, stecken sie ihn ins Gefängnis und wollen ihn als Betrüger auf einer einsamen Gefängnisinsel schmoren lassen. Die Engländer entführen ihn mittels ihrer Flotte, die sich ein Seegefecht mit den italienischen Einheiten liefert. Auf der Insel konfrontieren sie den Russen nicht nur mit ihrem Vorschlag, sondern ihrer aristokratischen Dekadenz. Wieder flieht der Erfinder, dieses Mal mit Hilfe der Amerikaner Die Engländer versenken in einer Seeschlacht zum zweiten Mal gegnerische Schiffe ohne Kriegserklärung – die Engländer werden als übermütige bis arrogante Kolonialherren beschrieben, die mit ihrer Flottenstärke Weltpolitik nach dem Kanonenbootbeispiel machen – und töten scheinbar in dieser Aktien auch den Erfinder. Mit seinem „Tod“ verändert sich die Vorgehensweise des Russen dramatisch. Er geht auf die Milliardäre zu und bietet ihn zum einzigen Mal im Verlaufe des Romans seine Erfindung aktiv an. Oskar Hoffmann beschreibt die Amerikaner als wirtschaftliche Hasardeure. So sollen die reichsten Männer Amerikas - und damit außerhalb der politischen Systeme der Welt – ihre breit aufgestellten Imperien gegen eine Idee eintauschen. Diese Vorstellung ist herrlich naiv und Oskar Hoffmann impliziert, dass sie von der Idee des Goldmachens geblendet ihre Intelligenz im wahrsten Sinne des Wortes über Bord werfen. Dazu kommt, dass die Welt auf einen Krieg zusteuert, an dem sie aufgrund ihrer Wirtschaftskraft partizipieren könnten, wenn sie nicht ihre gesamte kurzfristige Liquidität dem Russen zur Verfügung gestellt hätten. Auf der anderen Seite haben sie aber noch Geld, um eine Produktionsstätte für die Goldherstellung zu errichten. Die Welt mag zwar glauben. Dass der Erfinder des Goldmachens bei der Versenkung des amerikanischen Schiffes ums Leben gekommen ist, wenn aber wieder grünstichiges Gold auf den Markt käme, wäre sofort jeder informiert, dass es sich um Kunstgold handelt. Hier lässt sich Oskar Hoffmann von der Handlung selbst mitreißen. Auch unterschätzt er die Folgen für ein auf Gold aufgebautes globales Wirtschaftssystem. Immer wenn er diese Brücke zu den Märkten benötigt, nutzt er diese. Wenn sie handlungstechnisch nicht opportun ist, unterschlägt der Autor diese. Einige seiner sehr interessanten Ideen werden dadurch naiv und wenig durchdacht präsentiert. Als Geschichte an sich präsentiert sich „Der Goldtrust“ auch heute gute einhundert Jahre nach ihrer Veröffentlichung lesenswert. Vielleicht fehlt Oskar Hoffmann die erzählerische Raffinesse eines Jules Verne, von dem die Idee stammen könnte. Aber wie der Franzose mit den französischen Nachbarländern stellt Oskar Hoffmann insbesondere die arroganten Engländer und die neureichen Amerikaner sowie die unentschlossenen Italiener mit seiner Geschichte bloß. Ist am Anfang der buckelige Erfinder noch eine bedauernswerte Kreatur, welcher der Leser glaubt, dass er am liebsten diese Erfindung des Verderbens nicht gemacht hätte, wird er später zu einem egomanen Opportunisten, dessen Ende den Leser nicht mehr in der Weise rührt wie sein erster vermeintlicher Tod. Die aufgesetzte Moral ist folgerichtig und konsequent, trifft aber im Grunde die Falschen, da nach seinem Tod die aus dem Gleichgewicht geratenen Wirtschaftssysteme sich schnell wieder regulieren werden und der ausgebrochene Krieg zwischen England und Amerika sich nicht so schnell eindämmen lässt. Die Kettenreaktion der bevorstehenden Ersten Weltkriegs hat Oskar Hoffmann genauso vorhergesehen wie den immer größer werdenden und die Politik in den Hintergrund drängenden Einfluss des Großkapitals, das sich bei einem Krieg Sorge um seine Pfründe macht und auf belanglose politische Floskeln verzichtet. Zwischen spannender Unterhaltung und oberflächliche Naivität schwankt „Der Goldtrust“ immer wieder hin und her. Vielleicht aus dieser Unbeständigkeit und seiner teilweise erstaunlichen Ambivalenz relevanten Fakten gegenüber lässt er sich auch heute noch so unterhaltsam lesen.


Im Mittelpunkt seines Kulturromans „Die Eroberung der Luft“ steht eine spektakuläre Weiterentwicklung der 1907 noch in den Kinderschuhen steckenden Luftfahrt. Angestoßen wahrscheinlich von der Marokko-Krise, die Deutschlands Isolation in der Welt zeigte, entschloss sich Oskar Hoffmann eher zu einem fragmentarischen Vorgehen, an deren Ende die Wiederauferstehung des preußischen Adlers in diesem Fall als Weltfriedensbringer steht. „Die Eroberung der Luft“ ist trotz einer für die Zeit eher typischen Prämisse ein Episodenroman, in welchem sich gute Handlungsstränge mit teilweise ermüdend langen Erläuterungen abwechseln. Vom Standpunkt eines Ingenieurs zeigt der sehr durchwachsen geschriebene Roman – er könnte aus ursprünglich einzeln geplanten Essays und Kurzgeschichten bestehen, die Oskar Hoffmann eher nachträglich auf Wunsch des Verlegers zusammengefasst hat – eine interessante Extrapolation der gegenwärtigen Ideen. Der Höhepunkt der Geschichte ist sicherlich die Expedition zum Nordpol mit den neuen Fluggeräten, die nicht zuletzt aufgrund der Arroganz des Erfinders zu einem kleinen Desaster wird. Am Ende müssen sie erkennen, dass drei Schweden zuerst den Pol erreicht haben. Mit einfachster Ausrüstung. Sie haben dort den Tod gefunden und ein Kreuz erinnert an den ersten Mann – von seinen sterbenden Kameraden errichtet -, welcher den Pol erreicht hat. Sicherlich eine interessante ironische Note, die sich zu den ganzen Roman zieht. Auf der anderen Seite wird schnell die neue Erfindung für den militärischen und zivilen Bereich abgewogen. Wie so oft von den amerikanischen Milliardären – die nach dem Debakel in „Der Goldtrust“ wieder auferstanden sind - , die gleichzeitig wie auch in dem eben bezeichneten Roman ihre Pfründe für einen bevorstehenden Weltkrieg ausloten. Wie eine Schraube, die sich schließlich in ihrem Gewinde überdreht wird, beginnen sich die einzelnen Nationen mit ihrer neuerlichen Aufrüstung zu provozieren. Am Ende kommt es folgerichtig zum Krieg zwischen Deutschland und Frankreich – dessen Beginn Oskar Hoffmann für den Zweiten Weltkrieg bis auf ein Jahr genau vorhersagte -, in dem Frankreichs neue Luftstreitmächte durch das unorthodoxe deutsche militärische Vorgehen nicht effektiv genug eingesetzt werden können. Später werden noch Österreich – auf Deutscher Seite -, England – erstaunlicherweise aus egoistischen Motiven ebenfalls ein latenter Verbündeter Deutschland, da sich die Briten die Reste Frankreichs sichern möchten -, Russland – dessen Position ist von aktiver Neutralität gekennzeichnet – und schließlich die USA; die Frankreich unterstützen wollen dem Krieg beitreten. Es ist schließlich der Deutsche Pioniergeist, welcher die Auseinandersetzung mit einer grässlichen Waffe – elektrischen Todesstrahlen – beendet. Das die Anführer ihrer hochgerüsteten Armeen mehr und mehr von dem ehrbaren Duell Mann gegen Mann abgewichen sind, hat ja schon der Erste Weltkrieg mit seinen Gaseinsätzen gezeigt. Oskar Hoffmann treibt diese Entwicklung auf die Spitze. Im starken Kontrast allerdings zu dem Terror gegen die Zivilbevölkerung vor allem im Zweiten Weltkrieg beschränkt sich der Autor auf die militärische Auseinandersetzung direkt an den Frontverläufen.

Natürlich werden die Franzosen, die Briten und die Amerikaner teilweise wie in „Der Goldtrust“ nach den gängigen, wenn auch nicht immer auf den ersten Blick erkennbaren Klischees beschrieben. So sind die Franzosen im Grunde Provokateure und die Engländer Opportunisten. Die Amerikaner greifen erst in den Verlauf des Krieges ein, als dieser zumindest auf Seiten der Franzosen schon entschieden ist. Bei den Beschreibungen der jetzt unter dem Stigma der Luftüberlegenheit des Feindes geführten Kämpfe bleibt Oskar Hoffmann teilweise – wie viele andere Militärromane seiner Zeit – oberflächlich und distanziert. Im Überschwang des technologisch bedingten Höhenflugs verliert das Schicksal des einfachen Soldaten an Relevanz. Im Vergleich allerdings zu vielen gänzlich unerträglich patriotischen Machwerken konzentriert sich Hoffmann darauf, alle Nationen – bis auf die Deutsche – als schändlich zu bezeichnen. In Bezug auf das latent demokratische Kaiserreich genügt der Hinweis, dass die vaterlandfeindlichen Sozialisten natürlich nicht in die Pläne eingeweiht werden. Die Demokratie wird von dem Militär mit der Billigung der Regierung belogen. Ein Schelm, der knappe einhundert Jahre später sich dabei etwas Fiktives denkt. Sicherlich ist Oskar Hoffmanns Buch ein – wie auch Dieter von Reeken in seinem Vorwort herausstellt – markantes Beispiel für die militaristische Zukunftsliteratur. Aber nur von einem Machwerk zu sprechen, ist ebenso polemisch. In dieser Mischung aus einer fiktiven Realität – immer wieder durch die sekundärliterarischen Beiträge zur Luftfahrtgeschichte und damit auch zur kulturellen Entwicklung inklusiv der Veränderungen des weltweiten Handels unterstrichen – und eindimensionaler Abenteuergeschichte stecken einige sehr gute Voraussagen. Das sie in einem entsprechenden nationalen Pathos fast untergehen, darf nicht unterschlagen werden. Im Vergleich zu „Der Goldtrust“ – der mit einer kraftvollen Giftspritze am Schicksal des Alchemisten die gleichen Klischees verspritzte – wirkt „Die Eroberung der Luft“ unerträglicher, weil am Ende Deutschland die neue Führungsrolle in einer friedlichen Welt für sich beansprucht und aufgrund seiner waffentechnischen Überlegenheit zähneknirschend zugeteilt bekommt.

Auf dem Weg dahin wird vor allem das Ideal des Luftkampfes verherrlicht. Dabei entspricht der kaisertreue Chauvinist Oskar Hoffmann nicht nur seinen mitschreibenden literarischen Heimkriegern, sondern auch dem Bild, das noch Jahrzehnte später von einem Lufthelden wie dem roten Baron gezeichnet worden sind. Erst neue Biographien zeigen ein gänzlich anderes Bild von dem Gentleman des Luftkrieges. In vielerlei Hinsicht versucht sich Oskar Hoffmann an eine literarische Strömung der europäischen Zukunftsliteratur heranzuhängen. Ob diese Ideen alleine aus seiner Feder stammen oder der Druck, für eine neue Reihe entsprechender Schriften opportune Stoffe schreiben zu müssen, lässt sich nicht mehr eruieren. Unabhängig von seinem kaiserlichen Hurra- Patriotismus ist „Die Eroberung der Luft“ im Vergleich zu den oft intelligenten Spekulationen Hoffmanns eine unterdurchschnittliche Arbeit, stilistisch teilweise sehr steif und unsympathisch umgesetzt. Dem Werk fehlt die notwendige Ironie, um ihn heute erträglich erscheinen zu lassen. Der kritische Umgang mit der modernen Technik eines Jules Vernes und der Pessimismus eines H.G. Wells werden schmerzlich vermisst. Als historisches Dokument insbesondere im Gesamtwerk Oskar Hoffmanns dagegen ist es die Extrapolation einiger Ansichten, die schon „Der Goldtrust“ gekennzeichneten. Auch Carl Grunert hat in seinem ansonsten eher humanistischen Werk ein entsprechendes Machwerk veröffentlicht. Aber um es noch einmal herauszustellen, auch der Schatten braucht ein wenig Licht. Es ist wichtig, dass der Leser den Hoffmann´schen Epilog einmal in seiner deutschnationalen Gesinnung betrachtet – am Deutschen Wesen soll die Welt genesen und der Friede geht von Deutschland aus - , aber auch erstaunliche Parallelen zu endgültigen Ende des Zweiten Weltkriegs – 1945 statt der prognostizierten Jahreszahl 1941 – ziehen kann. Die Entwicklung einer neuen Superwaffe beendet die kriegersiche Auseinandersetzung. In der Realität des Jahres 1945 ist es die Atomwaffe, die allerdings im pazifischen Raum von den Amerikanern gegen die japanische Zivilbevölkerung eingesetzt worden ist. In Oskar Hoffmanns Vision kommen die Deutschen Techniker nicht auf den Gedanken, andere als militärische Ziele anzugreifen. Die Siegernation diktiert aufgrund ihrer zumindest kurzzeitigen militärischen Überlegenheit den Verlierern den Frieden und spielt sich als neuer Weltordnungswächter auf. Bis die UdSSR ebenfalls über die Atomwaffe verfügen, gleich dieses fiktive Szenario dem Verhalten der Amerikaner, allerdings unter der Prämisse, der Welt einen demokratischen Frieden zu bringen. Damit soll das nationale, aber nicht nationalsozialistische Pathos der vorliegenden Novelle nicht wegdiskutiert werden – das geht auch nicht – sondern nur darauf hingewiesen werden, wie sehr Oskar Hoffmanns Utopie ihr Spiegelbild in unserer Geschichte wenn auch unter anderen Vorzeichen gefunden hat. Und das macht aus diesem über weite Strecken Lehrbuchartig geschriebenen Text doch noch eine aus heutiger Sicht naiv- interessante Militärutopie, wie sie selbst pazifistisch eingestellte Autoren wie Carl Grunert zumindest einmal in ihrem Werk verfasst haben. Das gilt aber auch für die Franzosen, Engländer und Amerikaner- nur selten ist über den Tellerrand des eigenen Landes hinaus geschaut worden.


Mit den beiden handlungstechnisch sehr unterschiedlichen Geschichten, deren politische Antipathie dem Ausland gegenüber deutlich spürbar ist, legt Dieter von Reeken in seiner empfehlenswerten Reihe einen interessanten und auch heute noch – wenn auch aus unterschiedlichen Gesichtspunkten – lesenswerten Doppelband auf.

hinzugefügt: October 22nd 2007
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Dieter von Reeken Verlag
Hits: 3923
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]