|
Felten, Monika: Königin der Schwerter (Buch)
Monika Felten
Königin der Schwerter
Piper Verlag, 2007, Paperback, 432 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-492-70148-8
Von Carsten Kuhr
Vor drei Generationen fiel das Reich der Hohepriesterinnen von Benize. Zarife, die letzte der Priesterköniginnen, musste sich den wilden, erbarmungslosen Kriegern der Torpaks geschlagen geben, alle im weißen Marmortempel wurden erschlagen, der Tempel selbst geschleift – so wissen zumindest die von den damaligen Siegern verbotenen mündlichen Überlieferungen zu berichten. Doch Zarife hat ihre eigene Rückkehr und grausame Rache vorhergesagt. Wenn die Raben erneut Blut tragen, wird ihr Geist, der bis dahin in einer anderen Welt weilt, wiederkehren, und die Rebellen zu einem grandiosen Sieg führen.
Die versteckt im Hochland lebenden Nachfolgerinnen der Priesterinnen kümmern sich bis dahin um den toten, jedoch nicht verwesenden Körper Zarifes.
Und tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass die Wiederkunft unmittelbar bevorsteht. Visionen der weisen Frauen deuten an, dass der Tag naht, das Rebellenheer sammelt sich in den Wäldern, die magischen Wesen der Dashke, mächtige Elementargeister, streifen durch die Hochebenen, und auch ihre Gegner, die Truppen Torpaks, werden zu den Waffen gerufen.
Währenddessen ersteigert die Journalistin Sandra Thorsen auf einer Auktion, scheinbar aus einer Laune heraus, eine affenähnliche Tonfigur. Doch seit sie diese eigentlich unförmige, hässliche Figur mit sich herumträgt, passieren ihr komische Sachen. Sie liefert einen chaotischen Zeitungsartikel ab, an den sie sich so gar nicht erinnern kann, hat Alpträume von einer wilden, ihr gänzlich unbekannten Welt, in ihrer Wohnung wird eingebrochen, und sie gewinnt eine Reise nach Irland.
Ein wenig Abstand wird ihr gut tun. Zusammen mit Manon, ihrer besten Freundin, begibt sie sich auf die grüne Insel, und besichtigt dort alte keltische Gräber. In einem dieser Gräber findet sie die selbe Verzierung, die auch ihren Affen zeichnet. Ein geheimnisvolles grünes Leuchten entführt sie und ihre Freundin nach Benize.
Kaum dort angelangt aber verändert sich ihr Charakter grundlegend – die Priesterkönigin Zarife übernimmt das Zepter, eine despotische, zynische und machtgierige Herrscherin greift erneut nach der Macht. Auf der Strecke bleiben dabei Freunde und Verbündete gleichermaßen. Ihr erstes Opfer ist ihre alte Freundin von der Erde, der es nur durch Zufall gelingt, einem magischen Anschlag zu entgehen.
Bald wird deutlich, dass Zarife nicht daran gelegen ist, das verheißene friedliche Reich voller Glück und Wohlstand wieder aus den Ruinen auferstehen zu lassen, sondern dass sie nur die absoluten Macht interessiert. Die Bedrohung zwingt ehemalige Feinde zu einem Bündnis, letztlich aber scheinen sie alle gegen die dunklen Gaben Zarifes nichts ausrichten zu können ...
Schon in ihrer Trilogie „Das Erbe der Runen“ ließ die Autorin ihre Heldin aus unserer Welt in eine Fantasy-Umgebung schlüpfen, um dort gefährliche Abenteuer zu erleben.
Diese Ausgangssituation finden wir auch in diesem Einzelroman vor.
Sandra Thorsen ist eine selbständige junge Frau, die nach dem Volontariat daran feilt, ihre Karriere als Journalistin in Gang zu bringen. Für Beziehungen ist da kein Platz, eine emanzipierte Frau, die mit beiden Beinen in der Realität fußt, so ist man anfänglich versucht zu denken.
Doch dann passiert etwas Aufsehen erregendes. Nicht etwa, dass es Sandra und ihre zu Beginn blass, ja eher nebensächlich abgehandelte Freundin nach Benize verschlägt und sie hier ihre Questen erfüllen müssen, nein, das habe ich erwartet.
Ungewöhnlich aber, dass die Autorin ihre vermeintliche Hauptperson dreht. Plötzlich wird aus der sympathisch gezeichneten Protagonistin eine machtgierige Despotin, die sich so gar nicht nach dem Geschmack der Fantasy-Leser richten mag. Nicht genug damit, übernimmt die zunächst als reine Staffage wirkende Manon plötzlich einen entscheidenden Part in der Geschichte.
Im Verlauf der Handlung entpuppen sich vermeintlich positiv besetzte Charaktere dann plötzlich als gar nicht mehr so nett, werden aus Feinden Verbündete, aus Freunden Gegner.
Das peppt die ansonsten sehr im Bereich des Gewohnten bleibenden Handlung auf, das sorgt für die nötigen Überraschungsmomente und Spannung. Insoweit hat es Monika Felten durch diesen Kunstgriff geschafft, dem altbekannten Topic der Heldin aus unserer Welt, die in einer Fantasy-Umgebung ihre verheißene Aufgabe zum Wohle des Landes erfüllen muss, ein neue Seite abzugewinnen, ohne dass sie ihren Leserinnen und Leser hier aber zu viel zumutet.
Mit Manon und der Seherin Aideen hat sie ihre weiblichen Identifikationsfiguren adäquat besetzt, mit dem charismatischen Hákon und dem integeren Zoltan sind die letztlich aber doch ein wenig stereotypen Paraderollen der männlichen Helden ausgefüllt.
In einer an die schottischen Highlands oder die irischen Inseln erinnernde Umgebung platziert wartet eine Saga auf die Leser, die ihre Wurzeln in den irischen Sagenkreisen findet, die keltische Überlieferungen in ein modernes Fantasy-Umfeld transferiert und daraus eine spannende und dramatische Erzählung voller großer Gefühle formt.
hinzugefügt: November 2nd 2007 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Piper Verlag Hits: 3010 Sprache: german
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|