Brust, Steven: JHEREG / TALTOS / YENDI (Buch)

JHEREG, Steven Brust

Steven Brust
Jhereg
(Jhereg)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Olaf Schenk
Klett-Cotta Verlag, Paperback, 307 Seiten, 15 EUR, ISBN 3- 608-93264-X

Steven Brust
Taltos
(Taltos)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Olaf Schenk
Klett-Cotta Verlag, Paperback, 250 Seiten, 15 EUR, ISBN 3- 608-93577-0

Steven Brust
Yendi
(Yendi)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Olaf Schenk
Klett-Cotta Verlag, Paperback, 267 Seiten, 15 EUR, ISBN 3- 608-93470-7

Von Carsten Kuhr

Der Klett-Cotta Verlag ist einer der Verlage, die sich im deutschen Sprachraum am ausdauerndsten mit phantastischen Büchern beschäftigen. Seit Jahrzehnten erscheinen, zunächst innerhalb der sogenannten Hobbit-Presse, inzwischen auch ohne Serienbezeichnung herausragende Werke der Fantasy. Mit Tolkiens Oeuvre hat man eine wirtschaftliche Grundlage, um die den Verlag Andere zurecht beneiden. Bemerkenswert war und ist, dass sich die Titel aus dem Stuttgarter Verlagshaus auch äußerlich immer von den Büchern anderer Publikationshäuser unterschieden. Bewusst ging man andere, nicht so kommerzielle Wege abseits des breiten Massengeschmacks. Den Titeln aus dem Klett- Cotta Verlag haftet deswegen auch immer ein wenig ein elitäres Flair an. Um so erstaunter war ich, dass ausgerechnet dort die bislang in den USA neun Romane umfassende Serie um Vlad Taltos erscheint.

Der Verlag macht uns im ersten Band die Handlung wie folgt schmackhaft: "Ein Roman wie ein Comic, nur ohne Bilder. Oder vielleicht wie ein Videospiel und du solltest lieber deinen Skuriken oder den Dolch mit der vergifteten Spitze zur Hand haben, während dein reptilischer Vertrauter sich um die anderen Angreifer kümmert".
Die Geschichte eines Attentäters, eines Bosses im organisierten Verbrechen in einer grellen, schnelllebigen und brutalen Phantasiewelt, schräg, direkt, zynisch aufmüpfig und vordergründig - das von Tolkien s Hausverlag? Ich muss zugeben, dass mich der verlegerische Mut sich hier Neuem zu öffnen, auch auf ein anderes Publikum zuzugehen überrascht hat.

Steven Brust hat mit seiner Roman Reihe um Vlad Taltos in den Staaten einen großen Erfolg verbuchen können. Nein Titel liegen dort zwischenzeitlich vor, Bücher die kontrovers besprochen und beurteilt wurden. Während ihm Manche plakativ vorwerfen, seine Welt zu vage zu beschreiben und dialogartig eine Actionsequenz an die andere zu reihen, loben andere Kritiker gerade das enorme Tempo, das dadurch den Titeln anhaftet.
Beide Punkte treffen zu, und der Leser selbst muss entscheiden, ob er sich auf die rasante, manchmal unlogische und verwickelte Handlung einlassen will, oder nicht.
In nicht chronologischer Reihenfolge berichtet uns der Autor vom Leben seines Protagonisten. In einem schnottrigen, manchmal sarkastischen, oftmals ironischen Stil erzählt uns Brust jeweils eine abgeschlossene Geschichte voller unerwarteter Wendungen und überraschender Auflösungen.

Vlad wächst als Ostländer, als Mensch im Reich der Dragaener heran. Dass die Menschen nicht eben gerade gut gelitten sind bei den Jahrhunderte lebenden, sie körperlich weit überragenden Dragaenern ist noch untertrieben. Es gilt das Recht des Stärkeren, dem Ruhm der Häuser, der sie angehören. So kommt es, dass Vlad in seiner Jugend regelmäßig brutal vermöbelt wird. Was liegt da näher, sich dafür bezahlen zu lassen, seinerseits Dragaener zu verkloppen. Von da aus ist es nur ein kurzer Weg, sich dafür bezahlen zu lassen, selbige als Meuchelmörder zu den Pforten des Todes zu schicken.

Man sieht, Vlad ist nicht eben der sympathischste Protagonist, den man sich vorstellen kann. Seine Frau ist ebenfalls Auftragskillerin von Beruf, sein Haustier, ein Drache unterstützt ihn in seinem Job, seine Freunde allesamt zwielichtige Gestalten - und doch ist Vlad, vielleicht eben weil er .so anders ist, ein äußerst interessanter Geselle. Mit Ihm auf Tour zu gehen, Aufträge zu erledigen, oftmals einfach nur versuchen zu Überleben ist spannend und kurzweilig. Wir erfahren zwar nur wenig von der Welt, in der Brust seine Handlung angesiedelt hat, auch die ständigen, manchmal nicht ganz nachvollziehbaren Wendungen im Plot sind zu erwähnen, aber fesselnd sind die Begebenheiten allemal.

Endlich einmal kein Tolkien Verschnitt, so tönt ausgerechnet der deutsche Tolkien Hausverlag im Waschzettel - und, Gott sei es gedankt, Recht haben sie.

hinzugefügt: July 28th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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