100 % DC 8: Flash – Diagnose Tempo-Tod
Danny Bilson, Paul Demeo, Ken Lashley, Karl Kerschl u. a.
(Flash 1 – 6: Lightning in a Bottle, Part 1- 6, 2006/07)
Aus dem Amerikanischen von Steve Kups
Titelillustration von Ken Lashley
Panini 2007, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR
Von Irene Salzmann
Während der Identity Crisis gaben viele Helden ihr Leben, um die Erde und die Menschheit zu retten. Auch einige der Flashs fanden den Tod oder gelten seither als verschollen. Außer Jay Garrick, dem alten Flash und Mitglied der JSA, und Bart Allan, dem Teenager aus der Zukunft, der sich früher Impulse nannte, ist keiner geblieben.
Während Jay zwar sein Bestes gibt, vermisst man doch den ‚aktuellen Flash’, denn Bart will sein Erbe nicht antreten. Binnen kürzester Zeit ist aus dem Jugendlichen ein junger Mann von zwanzig Jahren geworden, der mit seinen Kräften nicht mehr zurecht kommt, sogar Angst vor der Speed Force empfindet, die einst die Kraftquelle der Flashs war und nun nicht mehr in gewohnter Form vorhanden ist.
Die Wissenschaftler der S.T.A.R.-Labors und auch die Freunde von Bart möchten helfen, aber dieser zieht sich von allen zurück. Das ändert sich erst, als sich sein Kollege Griffin Grey nach einem Unfall zu verwandeln beginnt und Bart sich in die Forscherin Valerie Perez verliebt, die ausgerechnet die Tochter eines seiner Todfeinde ist.
Griffin, ein arroganter Möchtegern-Playboy, verfügt plötzlich über erstaunliche Fähigkeiten und will der neue gefeierte Held von Key Stone City werden. Dabei betrachtet er den erfahrenen Jay als seinen Rivalen. Kein Mittel ist Griffin zu schmutzig, um sich in Szene zu setzen und den älteren Mann zu diskreditieren – und schlimmer: Selbst vor Mord schreckt Griffin nicht zurück. Bart sieht es als seine Pflicht, den einstigen Freund zu stoppen, aber ist er dazu überhaupt in der Lage, wenn er sich selbst und seinen Kräften nicht vertraut?
Zu allem Übel verschwindet zu diesem Zeitpunkt Barts Freundin Val spurlos. Niemand weiß, dass ihr für tot gehaltener Vater zurück ist und hinter der Entführung steckt. Doch auch der Schurke, der sich Fusion nennt, ist bloß Mittel zum Zweck für einen noch gefährlicheren Gegner…
Das Paperback bietet eine relativ in sich abgeschlossene Geschichte und weckt Dank eines Cliffhangers die Neugierde auf den nächsten Story-Arc: Es wird geschildert, wie Bart Allen seine Angst überwindet und doch wieder in das Kostüm von Flash steigt, um Griffin aufzuhalten und seinen Freund Jay, der ihm wie ein Vater ist, zu retten. Darüber hinaus bekommt der nun erwachsene Titelheld einen Love-Interest an die Seite gestellt, bei dem es sich pikanterweise um die Tochter eines Erzfeindes handelt, die entführt wird.
Ob sich Bart bereits in den nächsten Episoden der Befreiung von Val widmet, wird hier allerdings nicht verraten, wenngleich Eile Not tut angesichts der Pläne, die ihr Vater und dessen zwielichtiger Verbündeter für die junge Frau im Sinn haben. Auf diese Weise werden zwei Gegenspieler des neuen Flash’, von denen jeder auf seine Weise eine große Gefahr verkörpert, für kommende Bände eingeführt.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Bart Allen alias Impulse alias Flash. Nach Jay Garrick, Barry Allen und Wally West ist er der neue Träger des Kostüms und Besitzer des Namens. Wie lange es so bleiben wird, darüber möchte man gar nicht erst spekulieren, da schon so viele andere tot gesagte Helden unverhofft zurück kehrten, um ihren einstigen Platz einzunehmen (Green Lantern, Green Arrow, Batman), und gerade im Fall von Flash gibt es mehrere beliebte Kandidaten.
Solange der Charakter des neuen, noch unverbrauchten Bart Allen gut für einige interessante Storylines ist, wird man jedoch an ihm festhalten. Potential besitzt die Figur, denn sie stammt aus der Zukunft, ein rapider Alterungsprozess konnte aufgehalten werden, Bart unterlag nun einem weiteren, erhielt dazu aber auch die Reife eines Twens – und ein großes Geheimnis, das gelüftet werden will, umgibt ihn und die Speed Force.
In der vorliegenden Mini-Serie werden die Weichen für die Heldenkarriere des neuen Flash’ gestellt und seine Motive dargelegt. Die Sorge um seine Freunde und die Mitmenschen lässt ihn tief sitzende Ängste überwinden, und so will er sich seiner Verantwortung nicht länger entziehen. Treue Kameraden stehen ihm zur Seite und tragen ihren Teil dazu bei, dass er sich nicht allein gelassen fühlt.
Durch die – im Moment noch verhaltene - Interaktion mit anderen Superhelden kommt auch etwas Schwung in die Serie, denn ein Einzelgänger nutzt sich doch vergleichbar schneller ab und ist für weniger Überraschungen gut als ein Team, das vorübergehend oder dauerhaft zusammenfindet und über einiges Konfliktpotential mehr verfügt.
Die Beweggründe der Protagonisten sind nachvollziehbar, und so manche Überraschung mag den Leser in den weiteren Folgen erwarten – wenn sie in Deutschland veröffentlicht werden (oder man die US-Ausgabe zu sammeln beschließt). Die realistisch-idealistischen Illustrationen ergänzen die spannende Story gelungen, so dass auch sie einen Grund liefern, dem Titel noch eine Weile treu bleiben zu wollen. Alles Weitere liegt an Panini und den Verkaufszahlen…