Witchblade Vol. 1 (von 6)
Episoden 1-4
Japan, 2005, nach dem Manga von Yasuko Kobayashi, Kazasa Sumita u. a.
Von Christel Scheja
Eingefleischte Comic-Fans werden sich sicher noch an die 1995 von Marc Silvestri und Michael Turner erdachte Serie „Witchblade” erinnern, die frischen Wind in die durch ständige Wiederholungen der immer gleichen Themen erstarrte Superhelden-Szene brachte.
Zusammen mit einer neuartigen Optik, in der die herausragenden körperlichen Attribute der Helden besonders hervorgehoben wurden, veränderten sie auch das Erscheinungsbild und die Handlungsweise der Heldin.
Wie ihre Gegenspieler bewegte sich die Trägerin der Witchblade – Sara Pezzini, eine New Yorker Polizistin - nun auch in der Grauzone zwischen Gesetz und Verbrechen. Das Verlangen nach Rache und Selbstjustiz und nicht mehr länger ein ausgeprägter moralischer Gerechtigkeitssinn waren die Triebfedern für den Kampf gegen das Böse.
„Witchblade” eroberte die Comic-Szene und zog bald nicht nur einen Rattenschwanz an Nachahmern sondern auch eine Fernsehserie nach sich. So muss man sich eigentlich nicht wundern, dass das Serienkonzept irgendwann auch seinen Weg nach Japan fand und mit veränderten Vorzeichen in einen Manga und eine Animeserie umgesetzt wurde. Beide gingen dort allerdings getrennte Wege.
Während die Heldin in „Witchblade Takeru” ein wohlgeformtes und in einem Kloster erzogenes Schulmädchen ist, gleicht die Heldin des Animes vom Alter und Aussehen her mehr der ursprünglichen Heldin, und ihre Probleme sind wesentlich erwachsener; den kindlichen Part übernimmt ihre kleine Tochter - meint man zumindest.
Japan, einige Jahre in der Zukunft.
Weil sie nicht länger von ihrer Tochter Rihoko getrennt sein will, holt Masane Amaha diese aus einem staatlichen Erziehungsheim und flieht mit der aufgeweckten Kleinen in die vom letzten Erdbeben noch immer gezeichnete Metropole. Dort hofft sie vor dem Zugriff der NSWF (National Scientific Welfare Foundation) sicher zu sein.
Allerdings erweisen sich die Agenten der Fürsorge als hartnäckiger, als gedacht. Sie sorgen dafür, dass Masane im Gefängnis landet, um die Kleine ohne Widerstand mitzunehmen. Doch hinter Gittern erwacht ein ungewöhnlicher Armreif, den die junge Frau schon eine ganze Weile trägt, zum Leben und verwandelt sich in die Witchblade. Daran ist nicht nur die Sorge um ihre Tochter schuld. Denn ein anderer Gefängnisinsasse dreht durch und verwandelt sich in den ‚Hammer-Mann’. Schuld daran sind die Mechas einer fehlerhaften Baureihe von Douji Industries, des Konzerns, der die eigentliche Macht über Tokyo übernommen hat.
In dem durch den Kampf mit dem Hammer-Mann entstehenden Chaos kann Masane fliehen und wieder zu ihrer Tochter stoßen. Und nun ist guter Rat teuer, denn die Zahl ihrer Verfolger hat sich erhöht. Denn ebenso wenig wie sie ihre Verwandlung versteht, kann sie jetzt begreifen, welches Interesse Douji-Industries an ihr und ihrer machtvollen Waffe hat...
Die „Witchblade“-Anime-Serie wendet sich an ein wesentlich erwachseneres Publikum als der Manga, das merkt man allein schon an der Konzeption der Serie, die mit einem leichten Endzeitdekor, wild gewordenen Mechas und einem übermächtigen Konzern zu locken versucht – Elementen, die in keiner SF-lastigen Serie Japans fehlen dürften. Ein wenig erkennt man auch die amerikanische „Witchblade“ wieder - allerdings ist auch die erwachsene Heldin lange nicht so selbstbewusst und eigenständig wie Sara Pezzini.
Im Gegensatz zu ihrem frechen und neunmalklugen Töchterchen wirkt Masane eher etwas naiv und trottelig, was sich nur ändert, wenn die Witchblade Besitzt von ihr ergreift. Dann verwandelt sie sich in eine stahlharte und entschlossene Kämpferin, die vor allem ihre weiblichen Reize präsentieren darf - ein auch nicht gerade unüblicher Inhalt ähnlich gewichteter Animes.
So gesehen wendet sich „Witchblade” vor allen ältere Jugendliche, die schlüpfrige, aber nicht zu explizite Erotik in Verbindung mit kampflastiger Action und einem Schuss Horror schätzen.
Ob allerdings die Fans der amerikanischen „Witchblade” angesprochen werden, bleibt noch abzuwarten, da die meisten Fans von US-Superhelden keine Mangas anrühren und die eher zurückhaltende und Männern gegenüber unterwürfige Darstellung Masanes und deren Einstellung zur Waffe sich sehr stark von dem Sara Pezzinis unterscheidet. Anime-Fans wiederum werden in dieser „Witchblade” nur mehr eine weitere leicht bekleidete Action-Heldin in einer Endzeitwelt sehen.
DVD-Facts:
Bild: ? (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital dts, deutsch Dolby Digital 5.1., deutsch Dolby Digital 2.0 Stereo, japanisch Dolby Digital 2.0 Stereo
Untertitel: deutsch
DVD-Extras:
Interview mit Mariko Noto, Music Clip, Trailer