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Erwin, Birgit: Lichtscheu (Buch)

Birgit Erwin
Lichtscheu
Titelillustration und Titelgestaltung von Ernst Wurdack
Wurdack-Verlag, 2005, Taschenbuch, 184 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-938065-06-8

Von Christel Scheja

In den letzten Jahren hat die Zahl der Thriller zugenommen, in denen auch das Übernatürliche eine Rolle spielt. Während in den meisten Neuerscheinungen der großen Verlage das Phantastische eher dezent angedeutet wird, können die kleineren Verlage aus dem Vollen schöpfen und Romane veröffentlichen, die zwar wie ein Thriller beginnen, aber schnell Horror und Mystery sehr viel mehr Raum geben, als erwartet - so wie in Birgit Erwins Roman „Lichtscheu”.


Als Protegé eines Bischofs, dessen Patenkind er ist, wurde der junge Priester Matteo schon kurz nach seiner Weihe in den Vatikan berufen und dient in der Kurie. Er ist fest im Glauben und stolz darauf, im Schatten der Macht leben zu dürfen. So stellt er auch keine Fragen, als ihn sein erster Auftrag nach London führt. Er soll dort einen Wissenschaftler namens Victor Westcamp in den Kellergewölben des Towers taufen.
Als er in der britischen Hauptstadt ankommt, liegt der Mann bereits im Sterben. Schon während des Rituals ereignen sich seltsame Dinge: Das Taufwasser verbrennt die Haut des Mannes. Und dazu behauptet er auch noch, ein Vampir zu sein. Selbst wenn Matteo das nicht glauben will, lässt er sich das Versprechen abringen, Westcamps Tochter zu finden und in Sicherheit zu bringen, denn sie sei so wie der Wissenschaftler in Gefahr.
Der junge Priester macht sich auf die Suche nach der jungen Frau und gerät dabei in eine Welt, mit der er vorher nie in Berührung gekommen ist. In einem zwielichtigen Etablissement trifft er schließlich auf die betörende Silver Westcamp und wird unversehens in einen Strudel aus Leidenschaft, Intrigen und Verrat gerissen, der auch seine Fühler in den Vatikan ausstreckt. Obwohl sein Leben auf den Kopf gestellt und er selbst mehr als einmal in Versuchung geführt wird, klammert sich Matteo weiter an die Werte, die ihm heilig sind. Bis von seiner Entscheidung Wohl und Wehe der Menschen abhängen - vor allem jener, die ihm am wichtigsten sind. Nun liegt es an ihm, sich selbst oder die anderen zu verraten.


Birgit Erwin spielt mit einem noch immer sehr beliebten Modethema - dem Vatikan und der Integrität der katholischen Priesterschaft. Anders als in vielen anderen Thrillern aber ist hier nicht ein lange verborgenes Geheimnis, das den Glauben erschüttern könnte, die Triebfeder für die Handlung sondern die Begegnung eines unschuldigen jungen Mannes mit Wesen, die im Allgemeinen als Ausgeburten des Urbösen betrachtet werden. Und wie so viele Heilige vor ihm wird dieser in Versuchung geführt und immer tiefer in den Bann des Bösen gerissen.
Tatsächlich ist diese Ebene des Romans noch am interessantesten. Birgit Erwin gelingt es, die Wandlung Matteos so lebendig darzustellen, dass man am Ball bleibt, um heraus zu finden, ob er die Sünden seiner Seele und seines Leibes jemals wieder loswerden wird, ob er wirklich zum Zweifler und gefallenen Engel wird oder ob er doch irgendwann einen Weg zur Umkehr findet. Der Rest der Handlung folgt eher eingetretenen Pfaden. Die Fronten sind sehr schnell klar, und auch die Intrigen innerhalb des Vatikans sind relativ einfach zu durchschauen. Das kann man aber auch noch ohne Verluste beim Lesevergnügen hinnehmen, denn Birgit Erwin hat einen sehr ausgereiften Stil und weiß flüssig zu erzählen.

„Lichtscheu” ist vielleicht kein herausragendes Highlight unter den phantastischen Thrillern, weiß aber trotzdem durch die verschiedenen Handlungsebenen, seine interessante Hauptfigur und die solide gehaltene Spannung gut zu unterhalten.

hinzugefügt: November 7th 2007
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Wurdack Verlag
Hits: 3196
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