The Dreaming 1
Queenie Chan
Aus dem Amerikanischen von Aranka Schindler
Tokyopop, 2007, Taschenbuch, 182 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-386719-154-8
Von Christel Scheja
Inzwischen nehmen die Verlage immer mehr Mangas in ihr Programm auf, die nicht aus Korea oder Japan stammen, denn auch in Amerika und Europa oder den Staaten des Commonwealth hat sich eine recht rege Szene von jungen Künstlern entwickelt, die sich zwar den Manga-Stil angeeignet haben, aber ihre ganz eigenen Geschichten erzählen.
Das ist auch bei Queenie Chan der Fall. Auch wenn sie nicht direkt von dem Verschwinden einiger Schülerinnen einer gehobenen Mädchenschule am Ayers Rock inspiriert wurde sondern von einem ähnlichen Fall in Tasmanien, so spielt sie doch auf Vorkommnisse an, die auf dem fünften Kontinent und den ihn umgebenden Inseln immer wieder zu Verwirrung und Angst geführt hat, denn die meisten dieser Fälle konnten bis heute nicht er- oder gar geklärt werden.
Die Zwillingsschwestern Amber und Jeanie werden zu Beginn von „The Dreaming” in ein exklusives Mädcheninternat geschickt, dass schon seit mehr als hundert Jahren existiert und trotz seltsamer Vorkommnisse immer noch einen guten Ruf hat. Es liegt nicht inmitten der lärmenden Großstädte sondern einsam inmitten des australischen Buschs.
Die Mädchen merken recht schnell, dass dort etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht. Sie werden gebeten, nicht zu verraten, dass sie Zwillinge sind, machen Bekanntschaft mit der höchst merkwürdigen Schulleiterin und verschiedenen kauzigen Lehrerinnen.
Am schlimmsten sind allerdings die Träume: Plötzlich sind sie Schulmädchen der viktorianischen Zeit, die sich in dem das Internat umgebenden Wald verirren. Immer, wenn sie das Gefühl haben, etwas Grauenhaftes würde sich anschleichen, wachen sie wieder auf.
Während Jeanie die Träume als Hirngespinste abtut, ist Amber eher vom Gegenteil überzeugt. Und sie scheint Recht zu behalten, denn andere Schülerinnen erzählen ihnen von vertuschten Vorkommnissen in früheren Generationen...
„The Dreaming” spinnt eine Geschichte, wie sie Autorinnen von mystischen Gruselromanen auch nicht viel besser erzählen können. Schon von Anfang an ist zu spüren, das etwas mit der ganzen Schule nicht stimmt, aber es wird erst fassbar, als sich die Schülerinnen unter der Führung von Jeanie und Amber auf die Suche danach begeben und das grauenhafte Geheimnis entdecken, das schon seit so langer Zeit verborgen wird.
Auch wenn man ahnt, auf was das ganze hinauslaufen wird, bleibt die Geschichte spannend. Denn Queenie Chan hat genügend Fragen noch nicht beantwortet: Warum sollen die Schwestern verheimlichen, dass sie Zwillinge sind? Warum sind über die Jahrzehnte immer wieder Mädchen verschwunden? Das macht neugierig auf den kommenden Band.
Und auch die Umsetzung ist gelungen. Die Künstlerin zerstört die düstere und unwirkliche Atmosphäre nicht nur sinnlose Gags oder Klamauk und macht das sich nähernde Grauen in Word und Bild sichtbar, ohne dass man es direkt schon sehen kann.
Damit ist „The Dreaming ein fantastischer Mystery-Thriller von dem man auf jeden Fall gerne mehr erfahren möchte.