Edward Wheeler
Die Hexen von Penbury
HerJo Verlag, 2007, Hardcover, 254 Seiten, 23,90 EUR, ISBN 978-3-938448-08-3
Von Carsten Kuhr
Jed Walker lebt als recht erfolgloser Autor und Journalist in Florida. Eines Tages, kurz nach dem Tod seiner Mutter, erhält er Post. Eine Einladung seiner ihm unbekannten Tante aus England flattert, komplett mit einem First-Class Ticket, ins Haus und schon kurze Zeit später bricht er auf, seine Wurzeln in Penbury, Yorkshire zu erkunden.
Vor einigen Jahren erregte die Gegend unrühmliches Aufsehen, als nicht weniger als sechs unerklärliche Selbstmorde reicher Honoratioren seinen Weg in die Gazetten fand. Neben dem Besuch seiner Tante und deren Familie will Jed die Zeit für Recherchen über die mysteriösen Todesfälle nutzen, um daraus Inspiration für einen Roman zu ziehen.
Kaum in Penbury angekommen lernt er die neue, betörend hübsche Pfarrerin kennen. Seine Tante und ihre Familie nehmen ihn herzlich auf, alles scheint seinen Gang zu gehen, nur Alfred, der Stiefsohn seiner Tante, verfolgt Jed mit einem unversöhnlichen Hass. In der Folgezeit versucht Jed nicht nur den Selbstmorden auf die Spur zu kommen, sondern auch Informationen zu den in dieser Gegend verbreiteten Hexenzirkeln zu erlangen. Nur zu bald sieht er sich einer Mauer des Schweigens gegenüber. Als Menschen, die er bei seinen Recherchen kennengelernt hat, ermordet werden und vieles danach aussieht, als sei er der Täter, wird deutlich, dass ein Unbekannter ihn aus dem Weg räumen will. Doch wer und warum?
Spuren führen in die in der Nähe gelegene Abtei, deren Mönche sich dem Studium paranormaler Kräfte verschrieben haben. Doch auch Alfred ist unter den Verdächtigen.
Im Verlauf seiner Nachforschungen dringt unser Held tief ein in die Geheimnisse des Landstrichs, in Wicca-Anbetungen und erlangt Deutungen der Bibel, die er so nie erwartet hat ...
Edward Wheeler, ein kulturelles Multitalent, legt mit seinem Debütroman ein Werk vor, in dem er viel Herzblut und Ideen hat einfließen lassen. Es geht um die Aufklärung alter und neuer Verbrechen, um Geheimgesellschaften, Naturreligionen und das Christentum.
Wer nun aber meint, diese Ingredienzien würden sich nicht miteinander vertragen, ja ausschließen, der sieht sich getäuscht.
Angereichert durch die dezent dargestellte erblühende Liebe zwischen dem manchmal vorlauten Ami und der Pfarrerin breitet sich ein durchaus interessantes, komplexes Beziehungs- und Geheimnisgeflecht vor den Augen des Lesers aus.
In seiner Massierung aber schießt der Autor für meinen Geschmack fast ein wenig übers Ziel hinaus. Vieles bleibt letztlich offen und rätselhaft, die durchaus spannende Handlung springt ein wenig arg hin- und her. Hier wäre weniger mehr gewesen. Statt ständig weiterer Verbrechen hätten mich die von ihrem Dominikaner-Orden losgelösten Mönche und ihre Forschungen viel mehr interessiert, und auch die Darstellung der Wicca-Riten, die ihre Wurzeln aus den Überzeugungen und Naturreligionen der Menschen ziehen, ist ein wenig kurz abgehandelt worden.
Stilistisch sind insbesondere zu Beginn des Romans Schwächen nicht zu übersehen. Die Dialoge wirken gestelzt, der Stil wechselt sprunghaft zwischen salopp und distanziert. Dies mag man mit der Tatsache entschuldigen, dass der Verfasser nicht mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen ist, ein sorgfältiges Lektorat aber hätte dem Band gut getan.
Das Buch selbst ist von der Aufmachung her nicht zu bemängeln. Ein sauberer, sorgfältig redigierter Text, ein leicht lesbarer Druck und eine haltbare Bindung sorgen dafür, dass der Leser das Gefühl hat, einen guten Gegenwert für sein Salair zu bekommen. Lediglich das doch sehr grobkörnige Titelbild stört hier ein wenig.
Inhaltlich weiß der Autor mit großem Fachwissen zu glänzen, das er geschickt, wenn auch, wie bereits erwähnt, ein wenig zu reichlich und für meinen Geschmack mit nicht ganz glücklich gewählten Schwerpunkten in die Handlung einfließen lässt.