Innocent Bird 3
Hirotaka Kisaragi
Aus dem Japanischen von Christine Steinle
EMA, 2007, Taschenbuch, 172 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-6789-1
Von Irene Salzmann
Karasu ist ein Engel, der die Aufgabe hat, dafür zu sorgen, dass sich keine Wesen in der Menschenwelt aufhalten, die dort nichts zu suchen haben. Wer ausnahmsweise eine Zeit dort weilen darf, muss nach Ablauf der Frist zurück und wird notfalls mit Gewalt in die Hölle oder den Himmel geschickt.
Als Karasu in dem attraktiven und sanftmütigen Priester Shirasagi einen Dämon erkennt, dessen größter Wunsch es ist, ein Mensch zu werden und Gott lieben zu dürfen, bringt er es nicht übers Herz, seinen Auftrag auszuführen. Stattdessen beschützt Karasu Shirasagi vor den Abgesandten des Himmels und der Hölle, die diese Freundschaft nicht tolerieren wollen.
Unerwartet bekommen die beiden Hilfe von dem geheimnisvollen Komori, der anscheinend weder ein Streiter der Hölle noch des Himmels ist und dafür sorgen will, dass sich der größte Wunsch von Karasu und Shirasagi erfüllt. Diese Unterstützung haben die beiden auch bitter nötig, denn die Seraphim glauben, dass es einen Zusammenhang zwischen Karasus Ungehorsam und der Anomalie gibt, die dem Himmel Probleme bereitet, und wollen ihm den Prozess machen, um die Höllenfürsten zu beschwichtigen. Tatsächlich steckt jedoch Beelzebub dahinter.
Trotz aller Hürden, die sie nehmen müssen, erreichen Karasu und Shirasagi ihr Ziel. Um Shirasagis Hoffnung zu erfüllen, muss ein großes Opfer gebracht werden. Allerdings hat Shirasagi längst erkannt, dass für ihn allein Karasus Liebe wichtig ist und er nicht Mensch werden muss, um lieben zu dürfen und geliebt zu werden, doch Karasu ist bereits verschwunden, um seinen Plan auszuführen…
Der Abschlussband der Trilogie lässt keine Fragen offen und bietet all das, was Boys Love-Fans ab 16 Jahren gefällt.
Das Drama spitzt sich zu, denn hinter den Kulissen des Himmels agieren korrupte Seraphim, die schon lange nicht mehr an Gott glauben, da sich dieser seit Äonen passiv verhält. Sie halten die Engel der niederen Ränge mit leeren Parolen und Schlagworten in Schach und sind auch nicht sympathischer als die Kreaturen der Hölle. Diese planen, den Himmel zu verheeren, doch Beelezebubs persönliches Anliegen erweist sich als fatal – und das nicht nur für ihn. Es gibt tragische Opfer zu beklagen, doch das Ende versöhnt und erlaubt es den Fans, den Faden in der Phantasie fort zu spinnen.
Die Zeichnungen sind sehr schön und können überzeugen. So wird auch das Zusammensein von Karasu und Shirasagi, das den Höhepunkt ihrer tragischen Romanze markiert, geschmackvoll und nicht zu explizit dargestellt. Wie in den meisten Boys Love-Mangas geht es auch in „Innocent Bird“ nicht um den Akt an sich sondern um die spannende und gefühlvolle Story, die sich um die Protagonisten rankt, ihre nachvollziehbaren Probleme, Wünsche und Hoffnungen beschreibt.
Dabei bedient sich die Künstlerin beliebter Motive aus der christlichen Religion, bereitet sie modern und phantasievoll auf. Gerade der Engel bedienen sich die Mangaka sehr gern. Dieses Motiv findet sich beispielsweise auch in „Angel Sanctuary“, doch auch die Francobelgier, u. a. in „Lost Paradise“, und die amerikanischen Comic-Zeichner, darunter „The Darkness“, haben sie für sich entdeckt. Die Esoterik-Welle machte sie zudem außerhalb der phantastischen Literatur populär durch Sachbücher und Bildbände.
Schätzt man die Kombination aus Manga und Fantasy, Tragik und Romantik, Spannung und ein wenig Erotik, dann wird man seine Freude an „Innocent Bird“ haben. Die apart gezeichnete Trilogie zählt sicher mit zu den schönsten Boys Love-Mangas, die derzeit auf dem Markt sind.