Conan 5: Die Juwelen von Gwahlur Die Töchter von Midora
P. Craigh Russell, Jimmy Palmiotti, Mark Texeira u. a.
(Conan and the Jewels of Gwahlur 1 - 3 Conan and the Daughters of Midora, 2004/05)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelbild und Zeichnungen von P. Craigh Russell & Mark Texeira
Panini, 2007, Paperback mit Klappenbroschur 120 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-473-6
Von Frank Drehmel
Abweichend vom bisherigen Veröffentlichungs-Modus setzt dieser fünfte Band nicht mit #35 der US-Serie, „They Shall be Lords again” (Dark Horse, Dezember 2006), fort, sondern präsentiert die deutsche Fassung der dreiteiligen Mini-Serie „Conan and The Juwels of Gwahlur” (2006) sowie des Oneshots „Conan and The Daughters of Midora” (2004).
Während der Dreiteiler auf einer klassischen Geschichte Robert E. Howards basiert, welche von Russel für das Comic adaptiert wurde, ist die „Midora“-Story von Palmiotti höchstselbst verfasst worden.
Insbesondere letztere Geschichte bietet auf der inhaltlichen Ebene lediglich „Sword & Sorcery”-Schmalkost: Nach dem Verrat durch eine Hure landet Conan im Kerker des Königs von Gouvia. Der alte Mann offeriert dem Barbaren die Freiheit, wenn er seine über alles geliebte Tochter, Valensa, zurückbringt, welche vom Zauberer-Lord Killver entführt wurde. Um zu verhindern, dass Conan nicht das Weite sucht, stellt der König ihm zwei seiner besten Soldaten sowie die ungestüme Zwillings-Schwester Valensas, Hannah, zur Seite und sichert ihm außerdem eine großzügige Belohnung zu.
Es dauert nicht lange, bis sich den vier Rettern die dämonischen Schergen Killvers in den Weg stellen. Nach kurzem, blutigem Kampf offenbart sich jedoch eine Tatsache, die Hannah sowie Conan eine schwere Entscheidung abverlangt.
Mit ihrem kleinen Plot-Twist und der mäßig originellen Lösung eines moralischen Dilemmas reiht sich Palmiottis Geschichte nahtlos in die Reihe jener drögen, unbedeutenden „Conan“-Storys ein, die regelmäßig der Feder (selbst)ernannter Howard-Epigonen entsprangen und entspringen. Ihre einfache Struktur, die stereotype Handlung und kaum differenzierte, statische Figuren schaffen es nicht, den Leser in den Bann zu ziehen.
Gegenüber Palmiottis „Sword & Sorcery” zum Einschlummern ist Russels „Gwahlur“-Geschichte deutlich komplexer: um sein Bleiben im Reiche Keshan zu rechtfertigen, bietet Conan dem dortigen Herrscher an, die Armee so auf Vordermann zu bringen, dass sie zu erwartenden Überfällen der kriegerischen Nachbarn, den Staaten Punt und Zembabwei, standhalten könnte.
Der Barbar arbeitet erfolgreich als Ausbilder, bis sich ein Anderer, ein alter Feind Conans, Thutmekri, dem König andient, ihm ein besseres Angebot macht und so Conan von seiner Position verdrängt. Ehe er sich’s versieht findet sich Conan in einem Ränkespiel zwischen Thutmekri, dem Königshof und der Priesterschaft wieder, in welchem dem Gewinner die Herrschaft über Keshan und der sagenhafte Schatzes Gwahlurs winken.
Gemeinsam mit der Dirne Muriela schmiedet er ein Plan, Thutmekri zu töten, das Vorhaben der Priester zu vereiteln und den Schatz in seinen eigenen Taschen verschwinden zu lassen. Doch ganz so einfach lassen sich seine Gegner nicht übertölpeln.
In „Die Juwelen von Gwahlur” lernt der Leser weitere Facetten des Barbaren kennen: nicht nur, dass Conan intrigant zu agieren vermag, sich also nicht ausschließlich auf sein Kampfgeschick und ein scharfes Schwert verlässt, sondern er stellt sich auch in seinen Schrift- und Sprachkenntnissen als relativ gebildet heraus. Störend - oder zumindest irritierend - wirkt in dieser Sword- und Sorcery reduzierten Geschichte seine unverkennbar alberne und fast schon geschwätzige Attitüde, die man sowohl einer ungeschickten inhaltlichen Adaption Russels zuschreiben kann, als auch dem sie verstärkenden, unzulänglichen Artwork.
So qualitativ unterschiedlich die Geschichten, so unterschiedlich Zeichnungen und Kolorierung, wobei ärgerlicherweise Handlung und Zeichnung gleichsam negativ korreliert sind. Was Russel in die „Die Juwelen von Gwahlur” zu Stande bringt, ist schlichtweg eine Frechheit. Zum einen kommt der 35jährige Barbar von der Physiognomie her durchgängig wie ein Schuljunge in kurzen Hosen rüber, der z.T. in seinen Proportionen sogar etwas Äffisches an sich hat, zum anderen sind die Zeichnungen generell äußerst detailarm, wirken gerade mit ihren groben, angedeuteten Schraffuren regelrecht dahingeschludert. Russels Conan ist offen, freundlich, zuweilen lächerlich, auf jeden Fall alles andere als bedrohlich oder gefährlich. Dem Künstler gelingt es zu keinem Zeitpunkt, das archaische, das kraftvolle, mysteriöse oder das beängstigende Moment der Story in seinen Bildern, die einem billigen Anime zu entstammen scheinen, auch nur im Ansatz angemessen einzufangen. Im Gegenteil: um etwas Belustigenderes als die menschenmordenden Monster des vierten Kapitels zu finden, wird man in Fantasy-Comics lange suchen müssen. Und: man lernt Cary Nords „Conan“-Fassung zu schätzen.
Im Vergleich zu Russels Versagen wirkt Texeiras Artwork geradezu überwältigend. Tiefe Schatten, gut ausgearbeitete - da, wo es nötig ist -, strukturierte Bildelemente und ein dynamischer Bildaufbau lassen den Fan zumindest visuell in Conans Welt eintauchen. Von sämtlichen Zeichnern des Dark Horse’schen „Conan“ kommt Texeira dem „großen” John Buscema bisher am nächsten.
Abgerundet wird dieser Sammelband durch ein informatives, fünfseitiges Essay von P- Schuyler Miller und John D. Clark, in welchem sie den wahrscheinlichen Lebensverlauf Conans nachzeichnen und Robert E. Howards Storys chronologisch einordnen.
Fazit: Neben der langweiligen „Midora“-Story macht das im ersten Teil indiskutable Artwork diesen fünften Band zum absoluten Tiefpunkt der Serie.