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Boie, Kirsten: Alhambra (Buch)

Kirsten Boie
Alhambra
Oetinger Verlag, 2007,Hardcover, 432 Seiten, 17,90 EUR, 432 Seiten, ISBN 978-3-8913-170-9

Von Carsten Kuhr

Bosten ist mit seinen Mitschülern der Spanisch-Arbeitsgemeinschaft auf Klassenfahrt. Obwohl seine alleinerziehende Mutter kaum Geld hat, ermöglich sie es ihm, den Sprachausflug ins spanische Granada mitzumachen.
Nach der Besichtigung der Alhambra gehen seine Klassenkameraden chillen oder eine Cervesa trinken, der immer etwas ausgegrenzte Bosten macht sich auf in den Touristenbazar, um seiner Mutter ein Mitbringsel zu besorgen. Bei einem der Händler entdeckt er in einem verstaubten Karton eine alte, beschriftete Wandfliese. Kaum hat er die Kachel in die Hand genommen, findet er sich an einem anderen Ort wieder.
Wie kann das sein, halluziniert er?
Im Wald trifft er auf einen merkwürdig gekleideten Jungen, der ihn mit einem Boten verwechselt. Wie auch immer, er scheint in der Zeit zurückgereist zu sein, ins Jahr des Herren 1492, der Zeit des Judenedikts. Wer sich nicht taufen lässt und zum christlichen Glauben konvertiert, der muss die Stadt verlassen, das Hab und Gut des Verjagten fällt der Krone anheim. Und wer nicht freiwillig geht, dem droht die Heilige Inquisition. Schon bald wird Bosten von den königlichen Wachen aufgegriffen, die ihn mit Prinz Phillip von Burgund verwechseln. Um den Folterungen der Inquisition zu entgehen, schlüpft Bosten in die Rolle des versprochenen Ehemanns der spanischen Prinzessin, doch die Jäger des Klerus sind misstrauisch ...


Kirsten Boie wird zurecht auch als deutsche Astrid Lindgren bezeichnet. 2007 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises.
Ihre Romane zeichnen sich durch innere Werte aus, haben neben der abenteuerlichen Handlung auch immer eine durchaus nachdenkenswerte Aussage.

Diesmal nutzt sie das Vehikel einer Zeitreise, um ihre Leser an die Seiten zu bannen. Dabei geht es auch vorliegend wieder um ernste Themen.
Die Zeiten der Judenverfolgung, der Hatz Andersdenkender durch radikale Kleriker erinnert, wenn auch unter anderen Vorzeichen, an die Situation, die wir alle seit Jahren kennen. Inwieweit sind Menschen, nur weil sie einem anderen Glauben anhängen verdächtig, kann Ausgrenzung ja Verfolgung wirklich ein probates Mittel sein, um eine Gesellschaft zu befrieden?

Deutlich spricht sich die Autorin für Weltoffenheit, für Toleranz gegenüber Andersdenkender aus, sucht und findet den Dialog mit Fremden, macht sie uns doch deutlich, dass wir alle abseits unserer Heimat selbst Fremde sind.
Historisch fundiert recherchiert öffnet sich uns die faszinierende Welt des Mittelalters. Geschickt lässt Boie ihr Wissen in die spannende Handlung einfliessen, portraitiert die kulturelle Überlegenheit der Araber, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Verfolgten. Sie spricht sich deutlich und unmissverständlich dafür aus, den Fremden offen und interessiert gegenüberzutreten, sich Neuem nicht zu verschließen und sich gegenseitig zu befruchten.

hinzugefügt: November 27th 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Verlag Friedrich Oetinger
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