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Oppel, Kenneth: Wolkenpiraten (Buch)

Kenneth Oppel:
Wolkenpiraten
(Skybreaker)
Aus dem Englischen übersetzt von Anna Blankenburg
Beltz & Gelberg Verlag, 2006, 552 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-407-80981-6

Von Carsten Kuhr

Nach seinem Aufsehen erregenden Roman „Wolkenpanther“ wendet sich Oppel erneut seiner ganz eigenen Welt des Zeppelin-Steampunk zu.


Matt Cruse, unser junger Protagonist, besucht zwischenzeitlich in Paris die Akademie um seinen Flugschein zu machen. Während eines Praktikums an Bord eines heruntergekommenen Zeppelins reißt ein Sturm das Luftschiff in 20000 Fuß Höhe. Hier, weit jenseits des Raumes in dem ein Überleben möglich ist, sichtet Matt ein führerlos treibendes gigantisches Luftschiff. Hat Matt wirklich die seit Jahrzehnten verschollene „Hyperion“, die neben unermesslichen Schätzen auch die letzte Erfindung Grunels an Bord haben soll, gefunden? Als Einziger kann er sich die Koordinaten des führerlos treibenden Zeppelins merken.

Kaum nach Paris zurückgekehrt heftet sich ein windiger Luftpirat an seine Fersen und will ihn zwingen, die Daten preiszugeben. Matt trifft auf der abenteuerlichen Flucht auf die junge Zigeunerin Nadira, die ihm hilft zu entkommen. Gemeinsam mit seiner Freundin Kate de Vries, die an den Tierpräparaten Grunels interessiert ist, und Hal Slater, dem Eigner eines Höhenfliegers. machen sie sich auf, die „Hyperion“ zu suchen und zu bergen.

Immer verfolgt von Piraten treffen sie auf erstaunlich weit entwickeltes Leben in den höchsten Luftschichten unseres Planeten, finden die treibende „Hyperion“, doch die Gold- und Diamantenschätze sind auf dem Totenschiff nicht auffindbar. Stattdessen stoßen sie auf eine Erfindung, die die Welt erschüttern, die Vermögen vernichten und sie alle zu unendliche reichen Personen machen könnte - eine Maschine, die aus Licht und Wasser grenzenlos saubere Energie produzieren kann. Doch dann kommen die Piraten an Bord...


Erneut gelingt Kenneth Oppel mit scheinbar leichter Hand das, was viele seiner Kollegen vergebens versuchen. Er schreibt ein Abenteuer, das jung wie alt in seinen Bann zieht, das, ob der Ideen und Einfälle fasziniert, das mit vielschichtigen Charakteren aufwartet und die Zeit der Lektüre wie im Flug vergehen lässt.

Ausgehend von den zwei bekannten Protagonisten Matt und Kate erzählt er eine altbekannte Geschichte von der Suche nach einem Schatz. Nur, dass er eben diese Suche mit allerlei erprobten aber auch ganz eigenen Ideen anreichert.

Neben den üblichen Verdächtigen - dem finsteren, habgierigen Piraten, der sie verfolgt, oder dem skrupellosen Unternehmer, der seine Pfründe sichern will - zieht er viel der Faszination aus der Beschreibung einer an die viktorianische Ära erinnernde Zeit mit all ihren liebevollen Besonderheiten und Tabus, aber auch ihrer anheimelnden Behäbigkeit und scheinbaren Sicherheit. Da passen die riesigen, majestätischen Luftschiffe mit ihren edelholzverkleideten Aufenthaltsräumen, mit ihren Messinghandläufen und tiefen Teppichen gut ins Bild. Hier nutzt er nicht nur die Faszination, die von den „leichter als Luft“ angetriebenen Zigarren ausgeht, er gewährt uns auch einen Einblick in das Leben der Bohème, in die Welt der Reichen und Mächtigen, die in scheinbar grenzenlosem Luxus schwelgen.

Demgegenüber offenbart sich uns in den Höhen der Lüfte eine ganz andere Welt in ihrer faszinierend-eigenen Fauna. Angelehnt an Geschöpfe der Tiefsee berichtet uns Oppel von Wundern der Natur, von evolutionären Versuchen, die in ihrer Überzeugungskraft und Imagination faszinieren.
Dazu gesellen sich lebensecht gezeichnete Figuren, die zweifeln, die sich auf emotionale Irrwege begeben, die fehlen, die mir aber gerade darum ans Herz wuchsen.

Sehr gut gelungen auch die Beschreibung der teilweise morbiden, dann wieder unheimlich einsamen Stimmung an Bord des fliegenden Sarges. Geschickt spielt der Autor hier mit dem Anspruch der würdevollen Ruhe der Toten, aber auch mit dem Forscher- und Entdeckergeist der Expeditionsteilnehmer.

Insgesamt gesehen ein Roman ganz in der Tradition Jules Vernes, voller Spannung und Exotik, aber auch mit Tiefgang.

hinzugefügt: November 27th 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Verlagsgruppe Beltz
Hits: 3426
Sprache:

  

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