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Howard the Duck (DVD)

Howard the Duck
USA 1986, Regie: Willard Huyck, mit Lea Thompson, Jeffrey Jones, Tim Robbins Ed Gale u.a.

Von Thomas Harbach

Mit „Howard the Duck” legt Koch Media eine der Comicverfilmungen aus den achtziger Jahren als schöne DVDEdition wieder auf, in denen sich zeigte, dass George Lucas außerhalb seiner populären „Star Wars-Trilogie als Produzent zwar die richtigen Stoffe im Auge hatte, die technische Umsetzung trotz seines Trickfilmstudios ILM oft an den eigenen Ansprüchen scheiterte. Ein weiteres Beispiel ist „Willow”, diese opulente Fantasy-Geschichte, die handlungstechnisch teilweise zu weich und vorhersehbar ist. Dass Lucas gerade auf eine obskure Comicreihe gestoßen ist, die es in ihrer ersten Inkarnation auf weniger als fünfzig Hefte unter der Kontrolle des Autoren/Zeichners Steve Gerber geschafft hat, ist vielleicht weniger eine Überraschung, wenn man die Hefte kennt. Subversiv, frech mit deutlichen politischen Anspielungen bis zu der Initiative, Howard zum Präsidentenkandidaten in einem realen amerikanischen Wahlkampf zu machen. Gerbers Duck ist nicht mit den sanften Walt Disney-Erfindungen zu vergleichen. Er raucht gewaltige Zigarren und ist weder vor noch nach seiner Landung ein wirklich geselliger Junge. Kommerziell nicht unbedingt ein großer Erfolg scheiterte die Comicserie eher an Steve Gerbers chronischer Unpünktlichkeit. In unserem Jahrtausend versuchte sich Gerber an einer Fortsetzung seiner in Insiderkreisen populären Schöpfung, kam aber nicht über eine eher belanglose und farblose Miniserie hinaus. Die Originalcomics sind auch heute noch empfehlenswert und beweisen, dass zumindest für eine kurze Zeit fast alles in den großen Verlagen wie DC und Marvel möglich gewesen ist. Außerdem hat „Howard the Duck“ eine Reihe von interessanten Crossovers hinter sich (so Marvels „Man-Thing“, auf dessen Seite er aus des Zeichners Not geboren seinen ersten Auftritt hatte) und er teilt das Schicksal von unbekömmlichen Comicverfilmungen mit z.B. „Swamp Thing” von DC.


Im Rahmen einer Big Budget Produktion für Hollywood musste Howards Charakter gänzlich umgeschrieben werden. Gloria Katz und der spätere Regisseur William Huyck übernahmen nur die grundsätzlichen Elemente für ihre Verfilmung. Die Geschichte beginnt anscheinend auf einer erdähnlichen Parallelwelt. Zwei rote Monde bestrahlen die Metropole. Ein Wesen kehrt von einem langen Arbeitstag zurück, der Zuschauer sieht es nur als Silhouette. Typische Gesten und Handlungen folgen. Das Bier wird aus dem Kühlschrank genommen, die Post achtlos zur Seite gelegt und schließlich der Anrufbeantworter abgehört. Mehr und mehr erkennt der Zuschauer, dass Howard eine Ente ist. Anspielungen auf Eier in jeglicher Form finden sich beim „Jäger des verlorenen Schatzes”-Plakat, dem „Rolling Egg”-Magazin und schließlich auch - ebenfalls in brauner Tüte geliefert - „Play Duck”. Howard setzt sich in seinen Sessel, zappt durch die Fernsehlandschaft - eine Parodie auf das überdrehte amerikanische Fernsehen, die im nachhinein betrachtet wenig effektiv wirkt - und beginnt, seinen „PlayDuck” zu lesen, als ihn eine magische Kraft mitsamt seinem Sessel aus seinem Zimmer, aus seinem Haus - durch mehrere Wände und endlose Flure entlang - und schließlich von seinem Planeten reißt. Vorspann. Auch wenn nicht alle Szenen auf dem Entenplaneten tricktechnisch überzeugen können - hier sei nur auf die Badezimmersequenz verwiesen - überträgt der Regisseur Huyck den klassischen subversiven Slapstick-Humor in seinen Film. Da Howard überwiegend als Silhouette bzw. nur seine Hände gezeigt werden, funktionieren die Passagen tricktechnisch noch akzeptabel. Während des Vorspanns begegnet die Ente auf ihrem Flug durchs All noch dem obligatorischen schwarzen Monolithen, bevor der überforderte Howard von allen möglichen Plätzen auf der Erde ausgerechnet in einem Ghetto Clevelands landet. Dann beginnt für ihr eine Odyssee. Eine Gruppe halbstarker Jugendlicher will ihn mit in einen Club nehmen, in dem die Sängerin Beverly hinter einem Maschendrahtzaun mit ihrer Mädchenband auftritt, er wird rausgeschmissen, landet auf dem Bike einer offensichtlich lesbischen Rockerbraut, wird heruntergeschleudert und findet seine erste Ruhe in einer leeren Mühltonne. So originell und hektisch diese Sequenz auch geschnitten ist, erkennt der Zuschauer hier am Ehesten einen Mann in Kostümverkleidung. Nur sein überdimensionales Gesicht mit den großen Kulleraugen - die in der berühmten Quack Fu-Sequenz sogar richtig böse schauen können - und seiner noch größeren Klappe funktioniert überzeugend. Selbst in der Vor-CGI-Ära ist Howard eine der Schöpfungen, die im Vergleich zu den „Star Wars”-Filmen und insbesondere der Puppeninvasion in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter” überhaupt nicht funktioniert.
Schließlich rettet er aus seiner Mühltonne heraus die Sängerin Beverly vor zwei Vergewaltigern. Für die sehr junge Lea Thompson ist es sicherlich nicht einfach gewesen, gegen eine Puppe anzuspielen, aber ihr gelingt es, ihrer teilweise klischeehaft und naiv angelegten Figur eine überraschende Sensibilität und Tiefe zu geben. Ente und erfolglose Sängerin kommen zumindest einigermaßen klar. Nachdem Howard auf ihrem Fensterbrett eingeschlafen ist, findet sie in seiner Brieftasche neben entsprechenden Papieren und Entendollarnoten auch ein Kondom. Diese Anspielungen zeigen, dass „Howard the Duck” ursprünglich nicht nur für ein jugendliches Publikum erdacht worden ist - wie die originäre Comicserie. Nur die Umsetzung schwankt immer wieder zwischen bunter, oberflächlicher Unterhaltung und in erster Linie dialogtechnischer Subversivität hin und her. Am nächsten Tag bringt Beverly Howard in einem Mühlsack - eine köstliche Szene, wenn die beiden auf der Rückbank eines Taxis sitzen und sich unterhalten, Howard natürlich schwer in seinem überdimensionalen Enten-Ego getroffen - zu einem Freund im Museums, Tim Robbins in einer sehr frühesten Rollen. Als durchgeknallter Laborassistent möchte er am liebsten Howard sezieren. Robbins übertreibt er in seiner Rolle ebenso, wie später Paul Guilfoye als klassischer Wissenschaftlerschurke, der nicht nur - wie es sich später herausstellen wird - Howard aus seiner Welt geholt hat, sondern die Tore für die Invasion krebsähnlicher Außerirdischer geöffnet hat.
Im Mittelteil hängt „Howard the Duck” deutlich durch. Die platonische Beziehung zu Beverly entwickelt sich nicht weiter, nachdem Howard in einer der am wenigsten überzeugenden Sequenzen ihre geldgierigen Manager von einem Überschreiben des Vertrages der Mädchen auf den neuen Manager überzeugt hat und deutlich wird, dass sich neben den Militärs auch Guilfoye für den Fremdling zu interessieren beginnt. Am Ende kumuliert die Geschichte in einer atemberaubenden Verfolgungsjagd und mit dem obligatorischen Showdown.


Im Verlaufe der eher geradlinigen und nicht unbedingt einfallsreichen Geschichte wirkt „Howard tue Duck” wie ein flottes, nach vorne getriebenes Rockmusical.
Zumindest eine Szene ist eine direkte Hommage an Walter Hills Rockmärchen „Streets of Fire”, der wenige Jahre vorher ebenfalls zu einem Flop geworden ist. Beide Filme sind teilweise zu egozentrisch, um in ihrer märchenhaft naiven Art das Publikum wirklich begeistern zu können. Bei „Howard the Duck” kommen noch die technischen Schwierigkeiten hinzu. Erst im Verlaufe des Films - der Streifen scheint größtenteils chronologisch gedreht zu sein, betrachtet man die technischen Fortschritte an Howards Figur - bekommen die ILM-Techniker einige Probleme Howards in den Griff. Zu Beginn offensichtlich ein kleinwüchsiger Schauspieler mit einem überdimensionalen Entenkopf, der über ein gewisses Bewegungsspektrum verfügt, setzte man später eine ferngesteuerte Puppe in den Flugsequenzen ein, die von ihrem Bewegungsablauf eher die Illusion einer überdimensionalen Ente widerspiegelte. Solange Howards markante Züge in Großaufnahmen dargestellt werden kann er ein wenig persönliche, exzentrische, aber schließlich liebenswerte Züge entwickeln. Das liegt nicht zuletzt an seiner kontinuierlich mausigen Art, die im Grunde eine Maske darstellt. Nur in wenigen Szenen zu Beginn des Films zeigt Howard, wie ängstlich und eingeschüchtert er wirklich in dieser fremden Welt ist. Dann wieder ist er der unerschrockene Held, der sich für Beverly in einer Kneipenschlägerei einsetzt, obwohl er im Grunde gegen die vier Männer keine Chance haben sollte. Das Anquatschen ihres Managers über einem Cocktail mit einer überdimensionalen Zigarre in der Hand ist eine der Szenen, die auf diese Art und Weise direkt aus dem Comic stammen könnten. So unglaublich es auch erscheint, die Sympathie-Ebene zwischen der mechanischen Ente und Beverly - eine hervorragende Leistung von Lea Thompson, die nicht nur gut aussieht - funktioniert. Wenn sich die beiden näher kommen und ihre gegenseitigen Stärken und Schwächen zu akzeptieren beginnen, strahlt der Film für eine misslungene Comicverfilmung einer überraschende Wärme und Tiefe aus.
Leider greift das Drehbuch mit Hilfe der teilweise sehr unsicheren Regie dann wieder über das Notwendige hinaus und die Kuss-Szene zwischen Howard und Beverly wirkt aufgesetzt und negiert die bis dato im Verborgenen keimende Romanze.
Die meisten anderen Schauspieler mit Tim Robbins oder Paul Guilfoyle , Ed Gale oder Jeffrey Jones spielen eher routiniert und eindimensional ihre klischeehaft angelegten und teilweise unsympathischen Charaktere herunter und dienen als Überleitung zwischen den wenigen sehr schönen Szenen mit Howard und Beverly. Die einzelnen Musiksequenzen sind in der Form früher Rockvideos sehr gut inszeniert, schnelle Zwischenschnitte auf das exzentrische Publikum, dann ein treibender Sound mit einer Girlband, die direkt aus Jack Hills „Switchblade Sisters” entstiegen sein könnte.
Am Ende rockt Howard persönlich mit seinen Mädels zum Titellied des Films. In diesen wenigen Szenen funktioniert die Tricktechnik am Besten und der Zuschauer beginnt sich zu fragen, ob es nicht sinnvoll wäre, die offensichtliche Puppe in der Tradition von George Lucas „Star Wars“-Überarbeitung durch eine computerisierte Figur zu ersetzen. Da Lucas „Howard the Duck“ aus seinen Produzenten-Credits gestrichen hat, ist diese auffällige Neubearbeitung wahrscheinlich eine der vielen Illusionen, gescheiterte Adaptionen anarchistischer Werke auf das Niveau ihrer Vorlagen zu heben.

Auch wenn die deutsche Synchronisation meistens erträglich ist, lebt der Film im Original von seinen Anspielungen wie auf „Superman“ („It´s a Bird! It´s a Plane! It´s a Duck“ ist dabei erstaunlich unlustig, denn auch Enten gehören nun einmal zu den Vögeln) und die Actionfilme eines Arnold Schwarzeneggers („No more Mr. Nice Duck!“). Dabei wäre die Idee einer Zigaretten rauchenden, Bier trinkenden und den „Playboy“… äh… „Play Duck§ abonnierenden Ente mit einem losen Mundwerk und vielen Frauen(?)-Bekanntschaften die Inkarnation von Superheld, die unsere verdrehte Welt der Gegenwart unbedingt nötig hat. Vielleicht passt es in die Landschaft, dass manchmal der überdimensionale, wenn auch kleingewachsene Held sich von der jungen, attraktiven Beverly bemuttern lässt, dann im nächsten Augenblick mit waghalsigen Flugaktionen die Menschheit zu retten sucht und schließlich als Manager einer Rockgruppe seine Fans findet. Schrill, schräg, anarchistisch und frech. Alles Attribute, die sich zwischen den Zeilen in „Howard the Duck“ wiederfinden, die allerdings nur die eine Seite des Films bilden. Dann wieder eine naive, unterdurchschnittliche Handlung, Dialoge, die für Kinder nicht mehr und für Erwachsene noch nicht geeignet sind und ein märchenhaftes Ende, das selbst hart gesottenen Cineasten die Tränen der Verzweifelung in die Augen treiben.
Huyk und Katz haben ein sehr ambivalentes Drehbuch erschaffen, das auf keine Fragen im Grunde eine Antwort geben kann und will. Unterhaltsam trashige Szenen wechseln sich mit langweiligen und tricktechnisch unterdurchschnittlichen Sequenzen ab. Der Auftakt beinhaltet mehr Ideen, als zehn andere Filme zusammen. Dass am Ende der Kampf Ente gegen Monster steht ist vielleicht vorhersehbar, hätte aber mit deutlich mehr Ironie und einem Hang zur Satire zum Höhepunkt dieser sehr uneinheitlichen, teilweise aber liebenswerten Films führen können. Ein Musterbeispiel für eine Comicverfilmung, die eine eher unbekannte, aber nicht schlechte Comicfigur in den Sümpfen Hollywoods verloren hat. Heute würde man „Howard the Duck“ wahrscheinlich einen echten Familienfilm mit einem kruden Helden nennen, insbesondere in den noch konservativeren achtziger Jahren hatte es die Verfilmung unabhängig von ihren inhaltlichen und technischen Mankos schwer, ein Publikum zu finden. Für die comicbesessenen Erwachsenen zu unlustig und teilweise zu getragen, für die Kinder insbesondere beim Showdown zu gruselig und mit sexuellen Anspielungen gespickte Dialoge.


Von der technischen Seite her kann Koch Media mit dem 1.85:1-Transfer voll überzeugen. Das Bild ist gestochen scharf, teilweise schärfer, als es die Vorlage erlaubt. Die Farben sind kräftig, satt, aber niemals richtig realistisch. Der leicht bonbonfarbene Stich als Hinweis auf eine Comicverfilmung befindet sich zwar nur dezent im Hintergrund, aber die „Dick Tracy“-Tradition wird eingehalten. Während die deutsche Synchronisation von ihrer Ausrichtung her teilweise ein wenig zu gequält und unlustig daherkommt, ist sie die technisch bessere Tonspur. Die Hintergrundgeräusche und Musik werden besser mit den Dialogen gemischt. Die Originalspur klingt teilweise ein wenig dumpf, allerdings kommen insbesondere Howards zynische Kommentare in Englisch einfach besser rüber. Als Extras befinden sich noch zwei Teasertrailer in unterdurchschnittlichen Qualität - hier kann man am Besten die ganze Arbeit der Digitalisierung erkennen - und eine Bildergalerie. Das Storyboard besteht aus einigen wenigen Statement und ist nicht einmal zwei Minuten lang. Außerdem ist die Qualität unterdurchschnittlich.

DVD-Facts:
Bild: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: keine

DVD-Extras:
Storyboard, Teaser-Trailer

hinzugefügt: December 4th 2007
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch Media
Hits: 3023
Sprache: german

  

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