Mary Janice Davidson
Süß wie Blut und teuflisch gut
(Undead and Unemployed)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Stefanie Zeller
Egmont Lyx, 2007, Taschenbuch, 252 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8124-3
Von Carsten Kuhr
Wie wollen Sie sterben? Die meisten Menschen antworten auf diese doch recht ungewöhnliche Frage, dass sie zu Hause, im Kreise ihrer Liebsten, friedlich einschlafen möchten.
Elizabeth Taylor, genannt Betsy, war ein solcher Tod nicht vergönnt. Die unangenehme Bekanntschaft mit einem Kühlergrill mitten im Winter von Minneapolis, Minnestota, riss sie abrupt aus ihren Designer-High-Heels, und seitdem findet sie keine Ruhe.
Nicht genug damit, dass sie nicht, wie man dies annehmen sollte, friedlich in ihrem Sarg vor sich hin modert, sondern höchst untot als Vampir weiter die Schuhgeschäfte ihrer Heimatstadt auf der Jagd nach Schnäppchen durchstreift, oh nein, ausgerechnet diese primitive, nicht sonderlich helle, dafür umso modebewusstere junge Dame scheint die verheißene Vampirkönigin zu sein.
Auch wenn sie selbst sich mit ihrer Rolle gar nicht anfreunden will, anderen untoten Damen ist sie allemal ein Dorn im Auge. So dauert es nicht lang, bis sich Vampir-Killer an ihre hochhackigen Fersen heften. Und dies ausgerechnet just zu dem Zeitpunkt, als sie ihren Traumjob ergattert hat – sie darf in der Schuhabteilung von Macy´s ihrer Leidenschaft frönen und die neuen Kollektionen an die Frau bringen – und das Beste: sie bekommt Personalrabatt ...
Davidsons etwas eigene Urban Fantasy-Reihe um die Designerschuhe liebende Betsy fällt, selbst in diesem Sub-Genre indem sich allerhand toughe und vorlaute Heldinnen tummeln, aus dem Rahmen.
Selbst die Kellnerin Sookie Stackhouse (Autorin: Charlaine Harris, Deutsch bei Feder & Schwert sowie dtv), die mit beiden Beinen fest in der Welt steht, der alles Menschliche bekannt ist und die nie eine High-School von innen gesehen hat, besitzt einen Intelligenzquotienten, der Betsys um mindestens das Dreifache übersteigt. Und dennoch, trotz all ihrer Oberflächlichkeit, ihrer Manie für Designerklamotten und Luxusschuhe, dem Bild des naiven Blondchens, das sie pflegt, wächst Betsy dem Leser ans Herz.
Das hat aber ganz sicher auch damit zu tun, dass Betsy sich ihrer Schwächen bewusst ist, dass sie sich selbst annimmt und in ihrer Rolle versucht, das Richtige zu tun.
Man kann niemandem Böse sein, der versucht, im Rahmen seiner Möglichkeiten das Beste für sich und seine Umwelt zu erreichen, der treu zu seinen Freunden steht und der seine eigenen Fehler und Schwächen mit Humor und Selbstironie akzeptiert und selbst schwierigste Menschen zu nehmen weiß.
Das Ganze wirkt, bei all dem unterschwelligen wie offensichtlichem Humor, wirklichkeitsnah und sympathisch.
Dazu gesellt sich eine ganz besondere Sprache, die dieser Person, die sich immer plastischer abzuzeichnen beginnt, auf den Leib geschrieben ist. Mal platt voller Klischees, dann aber wieder augenzwinkernd und sich selbst nicht ganz ernst nehmend liest sich das Buch herzerfrischend flüssig und vergnüglich durch. Dabei erwartet uns keine große Message. Nur eine Frau, die gewillt ist hart zu arbeiten, um sich das, was sie liebt – und das sind nun eben einmal Designerschuhe, andere sammeln Briefmarken, Romanhefte oder Eroberungen – leisten zu können. Dabei bleibt sie sich selbst treu, ein Unikat, das eben - weil sie so herzerfrischend unspektakulär und einmal nicht arrogant und egozentrisch - so sympathisch und lebensecht auf den Leser wirkt.
Keine große Literatur, stattdessen muntere, flotte und mitreißende Unterhaltung, was will man mehr.