Dämonendämmerung 1
Der Dämon erwacht
(R.A. Salvatore: Demon Wars Vol. 1: The Demon Awakens)
Story: R. A. Salvatore
Skript: Andrew Dabb
Zeichnungen: Tim Seeley
Farben: Imaginary Friends Studio & Sunder Raj
Künstlerischer Assistent: Timothy Straub
Übersetzung: Helga Parmiter
Panini, 2007, Paperback, 144 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-481-1
Von Frank Drehmel
Ein uraltes, dämonisches Wesen, der Geflügelte, erwacht und sendet seine Armeen des Schreckens aus, auf dass sie das Land Korona verwüsten. Auch das Dorf von Elbryan Wyndon und Jilseponie „Pony” Ault wird von den marodierenden Horden zerstört, sämtliche Bewohner mit Ausnahme der beiden zufällig abwesenden Kinder werden abgeschlachtet. Als die beiden des Massakers gewahr werden, fliehen Elbryan und Pony voller Wut und Panik in die Wälder, wo sie jedoch während des Angriffs eines Riesen getrennt werden.
Elbryan wächst fortan bei den Elfen auf, die in ihm den Nachfolger seines legendären Onkels, des Waldhüters Mather, sehen und ihn in der Kunst des Jagens und Kämpfens unterweisen.
Ponys Lebensweg ist zunächst weit weniger gerade: nachdem sie in Folge der Riesen-Attacke ihr Gedächtnis verloren hat, schlägt sie sich als Schankmaid durchs Leben, heiratet den schlangenzüngigen Connor, verletzt ihren Ehemann schwer, als dieser sie vergewaltigen will und landet daraufhin schließlich als Soldatin in einer Eliteeinheit der koronaischen Armee.
Zeitgleich zu diesen Ereignisse folgt in dem berühmten Kloster St.-Mere-Abelle der junge Mönch Avelyn Desbris einem anderen Pfad. Aufgrund seiner außerordentlichen Fähigkeiten wird er vom Abt Markwart auserwählt, eine Expedition zur entlegenen Insel Pimaninicuit zu leiten. Nur dort regnet es alle einhundertsiebzig Jahre die heiligen Steine, mit deren Hilfe die Mönche ihre machtvolle Magie ausüben können.
Als Avelyn nach der gefährlichen Reise, welche viele seiner Begleiter das Leben kostete, mit reicher Beute nach St.-Mere-Abelle zurückkehrt, erwartet ihn hier jedoch ein so großer Verrat, dass er sich gezwungen sieht, mit den Steinen zu fliehen, um sie nicht den verdorbenen Brüdern überlassen zu müssen.
Jahre später führen Zufall und Not die drei ungleichen Streiter zusammen: Elbryan ist mittlerweile Nachtvogel geworden, der legendäre Hüter der Wälder, Pony dient immer noch als Offizierin im Heer und Avelyn treibt sich als düstere Prophezeiungen ausstoßender Trunkenbold durch die Tavernen und Kaschemmen des Landes. Die Armeen des Geflügelten sind auf dem Vormarsch und es bedarf wahrer Helden, sie zu stoppen.
Gemeinsam stellen sich die drei Streiter sowie ein weiterer Freund, der Zentaur Bradwarden, dem Dämon in einem Kampf, der für einen von ihnen tödlich enden wird.
Als ich vor rund zehn Jahren den ersten „Demon Wars”-Roman las, hielt sich meine Begeisterung - freundlich ausgedrückt - in Grenzen, da viel zu viele Ähnlichkeiten in zahlreichen Storyelementen mit Salvatores „Drizzt“- und „Deneir“-Geschichten einen faden, schalen Geschmack hinterließen.
In Folge dieser trostlosen Erfahrung waren meine Erwartungen an Dabbs Comic-Adaption des Stoffes bestenfalls ambivalent, obwohl ich es eigentlich hätte besser wissen können, denn in der Regel stellt ein Comic zu einen Roman eine Verkürzung des Stoffes, eine Art „Extrakt des Wesentlichen” dar.
Befreit vom Ballast des Überflüssigen und der ermüdenden Wiederholungen - z.B. im Bereich der Kampfbeschreibungen -, präsentiert der Comic Sword & Sorcery der unterhaltsamen Art. Die drei parallelen Handlungsstränge - Nachtvogels Initiation als Hüter, Jilseponies Irrfahrt und Avelyns Flucht bzw. Befreiung vom Joch seiner verlogenen Ordensbrüder - sowie der rund zwei Dekaden umfassende Handlungszeitraum sind übersichtlich gegeneinander abgegrenzt, stets nachvollziehbar und bieten neben einer guten Portion Action eine alles in allem nachvollziehbare Charakterentwicklung.
Schwächen lassen sich - wie in fast allen Mainstream-Fantasy-Werken - in der Zeichnung des Bösen, des großen Gegenspielers ausmachen, welche keinerlei originellen Ansatz erkennen und sich - eindimensional - auf „großer, roter Flattermann will Welt zerstören” reduzieren lässt. Etwas zu kurz kommt schließlich auch das durchaus interessante Magiesystem mit seinen auf unterschiedlichen Steinen basierenden Zaubern.
Im Bereich des Artworks trägt einmal mehr Tim Seeley als verantwortlicher Zeichner „Devil’s Due Publishings” die Hauptlast auf seinen Schultern und einmal mehr kann er nicht überzeugen. Zwar setzt Seeley die Protagonisten gerade auch unter Berücksichtigung der verschiedenen Lebensphasen gut in Szene und beweist in der Abbildung der fremdartigen Elfen und Goblins durchaus ein großes Geschick, aber insgesamt wirken die klassisch angeordneten Panels tot und leer. Zum Teil mag das an der eher flächigen und farblich zurückhaltenden Koloration liegen, hauptsächlich jedoch trägt die Detailarmut vor allem der Hintergründe zu diesem Eindruck bei.
Fazit: Eine unterhaltsame Sword & Sorcery-Mainstream-Story, die grafisch bedauerlicherweise allenfalls mittelmäßig umgesetzt ist. Für Genre- und/oder Salvatore-Fans dennoch zu empfehlen.