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Koch, Boris B. B. B.: Die Anderen (Buch)

Boris B. B. B. Koch
Die Anderen
Titelbild & Innenillustrationen: Dirk Schulz
Heyne Verlag, 2007, Taschenbuch, 296 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-453-52378-4

Von Carsten Kuhr

Wirklich lustige Fantasy-Romane sind selten. Mit geradezu verbissenem Ernst und missionarischem Eifer gehen die Autoren in aller Regel an ihre Topics heran, und wehe, wenn einer wagt dagegen aufzubegehren – so er denn nicht gerade Terry Pratchett heißt.
Noch verwerflicher aber ist es, die so wohl überlegten, allzeit innovativen und durchgeplanten Versatzstücke erfolgreicher Fantasy-Bestseller auf die Schippe zu nehmen.
Boris Koch wagt genau dieses, und, was noch viel schlimmer ist, er persifliert auf äußerst vergnüglich zu lesende Art und Weise alles, was wir von den Völkerromanen her gewohnt sind - und legt ein rundum gelungenes Werk vor.


Natürlich geht es um eine mysteriöse, leider nicht ganz vollständig überlieferte Prophezeiung, die eindringlich vor einer Gefahr für die Völker der Welt warnt. Ebenso klar ist, dass es gilt mehrere Teile eines magischen Kleinods aufzufinden und zusammenzuführen, eine verbannte Prinzessin zu retten und gar fürchterlich unter den Gegnern zu wüten.

Und so machen sich zwei Heldentruppen auf den Weg, ihre Questen voranzutreiben. Als da sind die schrecklichen, wütenden Murmeltiere, die berüchtigste, schlangkräftigste Orkbande, die das Multiversum jemals gesehen hat. Nachdem sie es leider durch den Genuss von zu viel berauschenden Barbituraten versäumt haben, ihrer Herrin das erste der aufgefundenen Sternals zu übergeben, machen sie sich auf eigene Faust daran, die anderen vier in alle Himmelsrichtungen verteilten Überreste des zauberkräftigen Kleinods zu suchen. Dabei scheuen sie weder dunkle Trollgänge, noch den Besuch eines menschlichen Badestrandes, auch wenn das sardinenmäßig dort leichtbekleidet auftretendes Menschengezücht grenzwertig ausschaut und der abartige Anblick von so viel blasser menschlicher Haut eigentlich unter unzulässige Kriegsführung fallen würde.

Zur gleichen Zeit begibt sich eine gar aussergewöhnliche Truppe von Helden auf die Suche nach den Sternalen und den Sandkörnern, zu dem der magische Schlüssel wurde, der das Dimensionstor zur Welt, in die die Elfe Doro Elle verbannt wurde, passt. Zwei überhöfliche Elfen, zwei nicht ganz durchschnittliche Zwerge und ein Troll, der das Schreiben und Lesen lernen will, machen sich auf, die Welt das Fürchten zu lehren.

Damit nicht genug, munkelt man seit der Prophezeiung von der drohenden Gefahr der Invasion. Ein Volk, wie man es noch nie sah, ein Volk, dessen Kräfte alles Vorstellbare übersteigt, ein Volk, das so geheimnisvoll wie gefürchtet ist, ein Volk, von dem nicht einmal die Fantasy-Schriftsteller es wagen zu berichten – die Anderen schicken sich an, Grauen zu verbreiten ...


Boris Koch hat in Kooperation mit Dirk Schulz, der neben dem Cover und den Innenillustrationen auch einen Comic zum Buch beisteuert, ein wahrhaft vergnügliches Werk vorgelegt. In deutlichen Anspielungen auf gängige Bestseller zieht er alles durch den Kakao, was dem Fantasy-Fan lieb und teuer ist. Virtuos spielt er auf der Klaviatur der üblichen Versatzstücke, überzeichnet dabei die herrlich banalen und trivialen Plots, überrascht immer wieder durch das Zwerchfell malträtierende Offenbarungen. Da lässt er dann auch nichts aus, was dem einzig echten und wahren Fantasy-Fan lieb und teuer ist. Blutrünstige Barbaren, Schlachtengetöse, Männerfreundschaften und die hehre Minne, sie alle bekommen ihr Fett weg.

Neben der überspitzten und spritzigen Darstellung bekannter und viel genutzter Handlungsschemata sucht Boris Koch aber auch immer noch etwas Ungewöhnliches, etwas Eigenes draufzusetzen. Geschickt spielt er mit der Erwartungshaltung des Lesers, wie zum Beispiel, als er uns einen lerneifrigen Troll oder eine nymphomane Elfe vorstellt. So kann der Leser über die gesamte Dauer der Lektüre nie sicher sein, wie es weitergehen wird, jede Seite hält Überraschendes für uns bereit. In den trockenen Fußnoten und in den Werbeeinschüben nimmt der Autor sich selbst dann auf die Schippe, zeigt uns einmal mehr, dass Fantasy nicht unbedingt bierernst daherkommen muss, um zu unterhalten und den Leser vergnüglich und kurzweilig an die Seiten zu bannen.

hinzugefügt: December 20th 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Heyne Verlag
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