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Dierks, Martina: Zauber der Johannisnacht (Buch)
Martina Dierks
Zauber der Johannisnacht
Titelbild: Frauke Schneider
Arena-Verlag, 2007, Hardcover mit Schutzumschlag, 286 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-401-06084-2
Von Christel Scheja
„Der Trotzkopf” und andere klassische Jugendbücher - teilweise sogar mit phantastischen Inhalten - haben es vorgemacht. Die Zeit um die Jahrhundertwende bis kurz vor dem zweiten Weltkrieg ist wie das ausgehende viktorianische Zeitalter in England eine Epoche, in der es sich anbietet, Mädchenbücher anzusiedeln, in denen junge Frauen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden lernen müssen, sich anzupassen oder einen eigenen Weg zu gehen. Dabei haben sie hin und wieder Begegnungen mit einer Welt, die nicht die unsere, aber eng mit ihr verbunden ist.
Tessa und ihre jüngere Schwester Florentine wachsen auf ‚Fünf Eichen’, einem kleinen Gut in der Mark Brandenburg, auf. Während die kleinere von allen geliebt wird, weil sie sanft und zart ist, bekommt die ältere als Wildfang immer nur Tadel zu hören und muss bei allem ständig zurückstecken. So regieren Eifersucht und Hass das Verhältnis der beiden Schwestern.
Obwohl sie sehr selbstbewusst und eigensinnig ist, kann sich Tessa gegenüber Florentine nicht durchsetzen, denn die Kleine hat gelernt, ihre Macht über die Erwachsenen zielgerecht ein- und in allem ihren Willen durchzusetzen.
Tessa weiß nicht, was sie tun soll. Trost findet sie nur bei der alten Emilia, die ihr geduldig zuhört und klugen Rat gibt. Und da ist auch noch das Kindermädchen Marcia, das eines Tages unversehens ins Haus kommt und die gerade wieder vakante Stellung übernimmt. Sie scheint ebenfalls zu verstehen, was Tessa quält und belastet.
Florentine hingegen hasst die neue Gouvernante und überträgt diese Angst auch noch auf eine Puppe, die die Frau ihr schenkt. Deshalb arbeitet sie mit aller Kraft daran, Marcia zu vergraulen, was ihr im Schatten der Johannisnacht auch gelingt.
Tessa ist mehr als wütend, weil ihr so mehr genommen wird als nur die Teilnahme an den nächtlichen Sonnwendfeiern. Deshalb schleicht sie sich aus dem Haus, obwohl die Eltern ihr eigentlich aufgetragen haben, bei ihrer jüngeren Schwester zu bleiben. Und sie spricht am Feuer einen folgenschweren Fluch aus.
Als sie am nächsten Morgen erwacht, ist Florentine verschwunden. Später findet man nur ihr blutbeflecktes Haarband im nahen Wald.
Doch Tessa, selbst ernüchtert und entsetzt, spürt, dass die kleine Schwester nicht tot ist, sondern noch irgendwo lebt, gefangen von den dunklen und überirdischen Mächten aus der Johannisnacht. Bevor sie sich jedoch auf die Suche nach Florentine machen kann, wird sie von ihren Eltern nach Berlin geschickt, um bei ihrer Tante zu leben.
Martina Dierks verwendet klassische Motive des Mädchenromans. Wilde und selbstbewusste Mädchen, die doch ein Händchen für die weiblichen Tugenden haben, gab es schon im „Trotzkopf”, und auch der Widerstreit zwischen der ‚guten’ und ‚bösen’ Schwester ist ein Thema, das so alt ist, wie es Geschichten gibt.
Deshalb findet man sich leicht in die Handlung ein. Mit ihren lebendigen Alltagsschilderungen erweckt die Autorin Mitteldeutschland im Jahre 1891/92, als alles noch in Ordnung und der erste Weltkrieg nicht einmal eine leise Ahnung war, zum Leben. Über weite Strecken liest sich das Buch wie ein Entwicklungsroman, erst nach und nach schleichen sich immer mehr phantastische Elemente ein, die in Berlin selbst zu einem Höhepunkt geführt werden.
Am Ende schließlich steht eine Moral, die beide Schwestern von ihren negativen Gefühlen läutert und zusammenführt.
Bis dahin baut Martina Dierks die Handlung ruhig, aber spannend auf. Diese ist zwar nicht sonderlich kompliziert, überzeugt aber durch glaubwürdige und lebendige Figuren, zu denen man schnell eine Bindung aufbaut. Die phantastischen Elemente sind dabei eher sparsam eingesetzt worden, was der Geschichte aber keinen Abbruch tut.
Heraus kommt ein liebenswürdiger und stellenweise unheimlicher Roman für Mädchen ab zehn Jahren, den man aber auch als Erwachsener noch gut lesen und unterhaltsam finden kann, selbst wenn einiges für erfahrene Leser leicht zu durchschauen ist.
hinzugefügt: December 23rd 2007 Tester: Christel Scheja Punkte: zugehöriger Link: Arena Verlag Hits: 2421 Sprache:
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