Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Der Eroberer (DVD)

Der Eroberer
USA 1956, Regie: Dick Powell, mit John Wayne, Susan Hayward u.a.

Von Thomas Harbach

Mit „Der Eroberer” aus dem Jahre 1956 legt Koch Media die zweite Howard Hughes-Produktion nach „Jet Pilot” vor, in welcher John Wayne mitwirkte. Aus heutiger Sicht sind die meisten von John Waynes Ausflügen in den Kostümfilm von untergeordneter Bedeutung. Auch der künstlerische und kommerzielle Fehlschlag von „The Conqueror”, der immerhin fünf Millionen Dollar verschlungen hat und zu einem reinen Kassengift mutierte, könnte als weitere Fußnote in der großen Karriere des Duke abgelegt werden, gäbe es nicht eine bemerkenswerte und eine tragische Komponente.

Die tragische Komponente ist die hohe Krebssterblichkeit der Crew, die in der Nähe von St. George in der Wüste des Staates Utah drehte. In unmittelbarer Nähe des Atombombentestgeländes, in welchem die USA mehr als einhundert Atombomben überirdisch zündete. Ein zwanzigminütiges Feature, das allerdings nicht so aktuell ist, wie es den Eindruck macht, berichtet von den vielen Toten vor und hinter der Kamera, der gemeingefährlichen Haltung der amerikanischen Armee den Strahlenfolgen gegenüber und schließlich auch von der mormonischen Bevölkerung, welche die Test in ihrer Nähe als Test ihrer Vaterlandstreue schweigend ertragen haben. Spätestens an dieser Stelle wird alle Kritik an diesem Film zu Makulatur, die Fotos, welche John Wayne mit einem Geigerzähler zeigen, zu einer bösen Verdeutlichung der Unwissenheit der amerikanischen Bevölkerung über das Ausmaß der Bedrohung durch radioaktive Strahlung. Obwohl einige Hauptdarsteller wie John Wayne Zeit ihres Lebens starke Raucher gewesen sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Strahlenbelastung in der Wüste über einen Zeitraum von mehr als neun Monaten und die spätere Verstrahlung in den alten Hal Roach Studios, als für Nachdrehs über zwanzig Tonnen des roten Sandes herantransportiert wurden, für die sehr hohe Krebsraten mit den entsprechenden Todesfolgen verantwortlich ist.

Viel interessanter ist die „künstlerische” Komponente des Films. Immerhin hat sich John Wayne auf dem Höhepunkt seiner Karriere für diesen Film und seine Rolle eingesetzt. Nach dem künstlerischen Desaster hat der exzentrische Produzent Howard Hughes wahrscheinlich auch unter dem Eindruck der vielen Krebsfälle - Hughes hatte panische Angst vor Krankheiten und Viren - den Film zurückgezogen. Erst 1974 begann seine zweite Existenz im amerikanischen Fernsehen. Einer der interessierten Zuschauer muss John Milius gewesen sein. Zu dieser Zeit begann er mit seiner eigenen Hollywoodkarriere. Nach seinem Surferfilm drehte er Anfang der achtziger Jahre für Dino de Laurentiis „Conan, the Barbarian” mit Arnold Schwarzenegger. Auch wenn gleich zu Beginn von „The Conqueror” darauf hingewiesen wird, dass die Geschichte eine Fiktion ist, die auf historischen Fakten basiert - John Wayne spielt eine Art Genghis Khan im Westentaschenformat zu Beginn seiner legendären Eroberungszügen - finden sich einige Elemente, welche Milius in seinem Sword and Sorcery-Epos sehr gerne wieder verwendet hat. Das beginnt mit der implizierten Idee, dass Waynes Vater von seinen Verbündeten verraten worden ist. Man hat ihm das Leben und seinem Volk die Länderein genommen. Wayne regiert nur noch über eine Handvoll Krieger in armseligen Hüten. Auch Conan hat früh durch einen Überfall seinen Vater verloren. Beide Männer werden durch Folter gestählt, Conan an einem überdimensionalen Mühlrad, Wayne wird mit den Händen gekreuzigt (!) vor einen Ochsenkarren gespannt. Beide Männer schlagen ihre wichtigsten frühen Schlachten nur mit einer Handvoll von Verbündeten. Beide Männer misstrauen den Zauberern, welche die schwachen Herrscher nach Gutdünken manipulieren. Entsprechende Szenen finden sich in beiden Filmen. Und vor dem letzten Kampf des jeweiligen Films beten sie zu ihren Göttern. Conan zwischen den Hünengrabsteinen, Wayne besteigt einen Berg und fleht um die Hilfe der Götter und seines Vaters, ihm Männer zu schicken. In beiden Gebeten geht es den überdimensionalen Kriegern darum, den Göttern zu beweisen, dass sie - den sicheren Tod im Auge - ein tapferes und gutes Leben gelebt haben Das sie keine Angst vor dem Tod haben und lieber mit dem Schwert in den Hand sterben als feige weiterleben. Es gibt auch einige Stimmen, welche Arnold Schwarzenegger für eine ähnliche prekäre Fehlbesetzung halten wie John Wayne als mäßig geschminkten Mongolenführer. Der martialische Tonfall ist in beiden Filmen gleich, die Dialoge umständlich und teilweise nicht mehr ernst zu nehmen. Sowohl John Milius als auch Dick Powell haben auf die Präsenz ihrer Stars gesetzt. Während Arnold Schwarzenegger zu diesem Zeitpunkt ein fast gänzlich unbeschriebenes Blatt auf den Leinwänden gewesen ist, stellte John Wayne für Amerika die Ikone des Western dar. Es ist erstaunlich, dass „The Conqueror” am besten funktioniert, wenn John Wayne im Pferdesattel sitzt. Dann wird aus diesem fiktiven historischen Streifen ein Western.

Insbesondere zu Beginn funktioniert „The Conqueror” überhaupt nicht. Dick Powell macht zusammen mit dem Drehbuch den Fehler, dem Zuschauern diese fremde Figur nicht vorzustellen. Es kommt gleich zu einer Begegnung mit der arroganten Susan Hayward, die im Verlaufe des Films sein Zelt, sein Bett und schließlich am Ende von seiner Stärke überzeugt sein Leben mit ihm teilen wird. Insbesondere der durchschnittliche Zuschauer hat trotz der ausführlichen Texttafeln kaum Informationen über das 13. Jahrhundert in der Wüste Gobi und die verschiedenen asiatischen Reiterstämme, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Anstatt wie es „Conan” später besser macht, die Lebensgeschichte Genghis Khans zu erzählen und verschiedene Schauspieler die einzelnen wichtigen Stationen darstellen zu lassen, geschieht zu viel in zu kurzer Zeit. Wayne raubt natürlich die schöne Tartarin - später wird sich herausstellen, dass ihr Vater der Verräter an Waynes Vater ist - und bringt ohne Rücksicht seinen kleinen Stamm in tödliche Gefahr. Damit zwingt der arrogante überhebliche Wayne nicht nur seinen Blutsbrüder - ein Attribut aus dem Western, ganz bewusst für das amerikanische Verständnis integriert - zu einer Entscheidung zwischen seinem Freund und seinem Volk, sondern ist später von derartig vielen Zufällen abhängig, dass die wenig stringente Handlung auseinander fällt. Erst in der zweiten, deutlich komprimierten und damit spannenderen Hälfte gelingen Dick Powell einige gute Szenen. John Wayne scheint sich hier entschlossen zu haben, seine nicht überragenden schauspielerischen Fähigkeiten und vor allem die teilweise grauenhaften Dialoge - insbesondere zwischen Susan Hayward und ihm - beiseite zu schieben und mit seiner Westernpersönlichkeit die Leinwand zu dominieren. Das er ein Breitschwert statt des Colts schwingt, ist dabei von sekundärer Bedeutung. Er beherrscht trotz eines schlicht falschen Make Ups die Szenario und wenn er schließlich die Stämme zum Kampf aufruft, wirkt das für eine Sekunde glaubwürdig. Das macht „The Conqueror“ zu einem interessanten, wenn auch nicht immer befriedigenden oder gar guten Sehvergnügen. Insbesondere die Nebenfiguren wie Susan Haywards Charakter sind eindimensional und teilweise beschämend klischeehaft geschrieben worden. Über weite Strecken des Films verachtet sie den Barbaren (!), wehrt sich gegen seine Zudringlichkeiten. Als Wayne schließlich ihren Vater vor ihrer Verschlagenheit warnt, zuckt dieser nur mit den Schultern und erklärt, dass alle Frauen hinterhältig und falsch sind. Immerhin lässt, sich Wayne noch in seinem Lager seine Wunden von seiner Mutter (!) pflegen, für ihn die einzige Frau, mit welcher er mehr als drei Worte ohne verachtenswerten Beiklang wechseln kann. Am Ende erliegt aber auch Susan Hayward seinem heldenhaften Wesen, schwört zumindest innerlich ihrem feigen versprochenen Ehemann ab, rettet Wayne aus der Gefangenschaft der Feinde und wird am Ende des Films Seite an Seite mit ihm an der Spitze ihrer unbesiegbaren Armeen reiten. Spätestens die Schlussszene negiert die abwertende Frauenhaltung, welche Wayne stellvertretend für alle amerikanischen Mongolen an den Tag legt. In den meisten Szenen muss Susan Hayward entweder gut aussehen - das gelingt, insbesondere wenn Wayne ihr gleich zu Beginn das Gewand vom Leib reißt und sie mit offensichtlich nackten, aber nicht der Kamera zugewandten Oberkörper wieder auf die Kissen ihrer Sänfte zurücksinkt, schockiert und erregt zu gleich - oder betroffen ängstlich den Machospielen ihrer potentiellen Männer zuschauen. Nur in einer Sequenz schwingt sie den Dolch, um Wayne vom Kreuz zu schneiden und damit ihren Bund fürs Leben zu besiegeln.

Die Schauspieler sind alle eine Fehlbesetzung und rattern die oft hanebüchenen Dialogen beschämt herunter. Die Kostüme sind eine bunte Mischung aus Altkleidersammlung und den orientalischen Filmen, welche Hollywood mit Vorliebe in den vierziger Jahren in strahlendem Technicolor zu drehen pflegte. Die Actionsequenzen sind nicht immer überzeugend. Atemberaubend sind die Pferde-Stunts, wenn die Reiter Schrägen zwischen dreißig und fünfundvierzig Prozent Gefälle heruntergaloppieren. Dick Powell hat ein sehr gutes Auge für die Landschaftsaufnahmen gehabt. Immer wieder überzeugen seine Breitwandkompositionen, welche dann in fahrlässig inszenierten Kämpfen amateurhaft aufgelöst werden. Da fallen ganze Reiterreihen, bevor die ersten Pfeile abgeschossen worden sind und einige Schwertstiche gehen selbst für die gut aufgebaute Kamera zu weit daneben, um wirklich Wunden in die Charaktere zu schlagen. Es ist ein bitterer Scherz, wenn man allerdings von dem atemberaubenden Panorama dieser roten Wüste spricht. Ein idealer Hintergrund für die fiktive Wüste Gobi.

Und dank Kochs sehr guter DVD-Veröffentlichung erstrahlt - das ist nicht so ironisch gemeint, wie es hier den Eindruck macht - diese in unglaublicher Qualität. Im Laufe der Zeit hat sich „The Conqueror” den Ruf eines der schlechtesten Filme aller Zeiten erworben. Das ist weder von der Hand zu weisen noch wegzudiskutieren. Die Dialoge klingen falsch und grauenhaft. Die Kostüme sind unpassend, die Schauspieler zum Teil teilnehmungslos oder wie John Wayne so von sich überzeugt, dass diese unterdurchschnittlichen Rollen von ihrem überdimensionalen Image einfach abprallen. Obwohl der Film über zu viele Schwächen verfügt, dass man sie im Rahmen einer Kritik aufführen könnte und dem exzentrischen Wesen seines Produzenten ein cineastisches , wenn auch nicht positives Denkmal setzt, gehört er wie „Jet Pilot” zum Ende der Ära der übermächtigen und reichen Produzenten, welche ihre mangelnde künstlerische Kreativität nicht wahrhaben wollten.

Koch Media hat sich aber mit der Produktion sehr viel Mühe gegeben. Neben einem sechzehnseitigen Booklet verfügt die DVD über den Originaltrailer und eine umfangreiche Bildergalerie. In dem zwanzigminütigen Feature - zu Beginn angesprochen - geht man auf die tragische Nebengeschichte des Films mit seinen vielen Krebstoten ein. Es werden nicht nur Zeitzeugen - so die einzige noch lebende Schauspielerin, die an allen Tagen der Produktion mitgewirkt hat - befragt, sondern ein Soldat, der auf dem Atombombenversuchsgelände in Utah Dienst geschoben hat. Wenn man seine Erzählungen von den ersten oberirdischen Atombombenversuchen hört, kann man nicht mehr an eine naive Haltung der Militärs glauben, sondern muss schlussfolgern, das hier ganz bewusst auch an den eigenen Truppen die Langzeitwirkungen der Atombombe untersucht worden sind. Sie liegt im Original mit deutschen Untertiteln vor und ist alleine trotz ihrer Kürze den Kaufpreis der DVD wert. Sie wirft ein erschreckendes, bezeichnendes Licht auf die fünfziger Jahre und die Furcht vor einem erneuten Aufflammen des Kalten Krieges. „The Conqueror“ selbst wirkt wie vom Negativ gezogen. Sehr gute, realistische Farben, die Kontraste sind kräftig und auch die Nachtszenen überzeugen durch ihre Tiefenschärfe. Die deutsche Monospur ist gut, es empfiehlt sich allerdings auf die amerikanische Originalspur auszuweichen. Sie klingt zwar deutlich leiser und dumpfer, dafür aber nicht so „blechern“ wie die deutsche Spur. Leider sind nur die damals geschnittenen Passagen - alle sind von minderer Bedeutung - untertitelt worden. Eine technisch überzeugende DVD.

DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0 Mono, englisch Dolby Digital 2.0 Mono

DVD-Extras:
Feature, Booklet, Bildergalerie

hinzugefügt: January 5th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch Media
Hits: 2648
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]