Silver Diamond 3
Shiho Sugiura
Aus dem Japanischen von Kai Duhn und Rie Nishio
Carlsen, 2007, Taschenbuch, 168 Seiten, 6,00 EUR, ISBN 978-3-551-76533-8
Von Irene Salzmann
Der Waise Rakan hatte schon immer eine gute Hand für Pflanzen. Als er eines Tages in seinem Garten von einem Unbekannten angegriffen wird, verwandelt er dessen hölzernes Gewehr in einen Baum. Fortan wird er von Chigusa ‚Sanome’ genannt und mit Ehrfurcht behandelt. Wenig später tauchen mit Narushige und seiner sprechenden Schlange Kou zwei weitere seltsame Besucher auf. Die drei freunden sich an, doch Rakan will seine Gäste nicht zu sehr an sich heran lassen, da er befürchtet, dass sie ihn bald wieder verlassen werden und er dann so einsam ist wie zuvor.
Unverhofft erscheint mir Touji ein Gesandter des Prinzen der geheimnisvollen Wüstenwelt. Sein Auftrag: Rakan töten. Chigusa und Narushige stellen sich schützend vor den Jungen, doch ist es ihm zu verdanken, dass die Attacke ohne Blutvergießen endet und Touji gefangen genommen werden kann. Für den Neuankömmling ist vieles nur schwer zu verstehen. Wieso begegnet man ihm trotz des Angriffs mit Freundlichkeit? Weshalb sollte ein Sanome umgebracht werden? Warum sieht Rakan aus wie der Prinz? Was ist Lüge, was Wahrheit?
Der Abschied scheint nahe zu sein. Eine Pflanze trägt den Keim eines Sanome, den Chigusa in seine Heimat mitnehmen möchte, um die Wüste zum Erblühen zu bringen. Rakan wird nicht länger benötigt und soll sein ruhiges Leben ohne weitere Störungen fortsetzen. Einerseits ist Chigusa erleichtert, dass er den Freund nicht den Gefahren aussetzen muss, die auf sie alle warten, andererseits wird er Rakan sehr vermissen.
Plötzlich treten der Prinz und sein ständiger Begleiter Kinrei durch jenes Tor, das Chigusa, Narushige, Kou und Touji auf die Erde brachte. Dadurch verändert sich alles…
Nach einem verhaltenen Beginn entwickelt sich „Silver Diamond“ allmählich zu einer spannenden Fantasy-Serie, die über großes Potential verfügt. Der Leser kennt nach drei Bänden die wichtigsten Charaktere und einen Teil des Hintergrunds, der für den Hauptkonflikt verantwortlich ist. Nun zeigt sich auch, dass darüber hinaus weitere Intrigen gesponnen werden, die dazu beitragen, dass die Handlung an Komplexität gewinnt. Mehr als ein Rätsel ist zu lösen, und zusätzliche Probleme warten auf Rakan und seine Freunde.
Richtige Action-Szenen sind bisher Mangelware, da noch jeder Angriff relativ schnell und ohne großen Körpereinsatz abgewehrt werden konnte. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen auch nicht die Auseinandersetzung zwischen den Kontrahenten, zwischen Sanome und Ayame - jenen, die Pflanzen zum Wachsen bringen bzw. vernichten -, sondern die Entwicklung der Charaktere und ihre Beziehungen untereinander.
Allerdings sind auch die Boys Love-Elemente auf Andeutungen begrenzt. Rakan und Chigusa empfinden mehr als Kameradschaft füreinander, sprechen jedoch nicht über ihre Gefühle, und etwas anderes als Umarmungen bekommen die Genre-Fans nicht zu sehen. Mit der vage vorhandenen Homoerotik wird mehr humorvoll als romantisch umgegangen.
All das wird in ansprechenden Bildern präsentiert. Vor allem die Bishonen-Fans kommen voll auf ihre Kosten, denn praktisch für jeden Geschmack wird ein attraktiver junger Mann offeriert.
Ein kleines Manko ist die mitunter winzige Schrift (dies trifft aber auch auf andere Titel zu), vor allem wenn sie sich auf grau gemustertem Untergrund befindet. Die Sprechblasen sind groß, der Platz, den sie bieten, wird nie ausgenutzt – man hätte durchaus eine etwas augenfreundlichere Schriftgröße wählen können.
„Silver Diamond“ ist ein apart gezeichneter Fantasy-Manga mit wenigen Boys Love-Elementen, der sich vor allem an Leserinnen ab 14 Jahren wendet, die das phantastische Genre schätzen und den angedeuteten homoerotischen Beziehungen nicht abgeneigt sind. Die Handlung und die Charaktere sind viel versprechend, so dass man gespannt sein darf, wie sich die Serie entwickeln wird.