McKenna, Juliet E.: Ryshads Rache - Die Welt von Einarinn 2 (Buch)

Juliet E. McKenna
Ryshads Rache
Die Welt von Einarinn 2
( The Swordsman’s Oarth)
Aus dem Englischen übersetzt von Rainer Schumacher
Bastei Lübbe Verlag, 792 Seiten 14,90 EUR, ISBN 978-3404283330

Von Carsten Kuhr

Der erste Band des Zyklus um Einarinn heimste allerorten, auch von mir, höchstes Lob ein. Da erhob eine neue, unverbrauchte Autorin ihre Stimme, präsentierte uns eine sehr überzeugende weibliche Hauptperson und sorgte mit einer zwar nicht unbedingt neuen, aber doch spannenden Handlung für kurzweiligen Lesegenuss. Mit entsprechenden Erwartungen machte ich mich daher an den zweiten Roman - und wurde zunächst einmal enttäuscht. Die ersten gut 250 Seiten des fast 800 Seiten dicken Wälzers vergingen damit, die alten Gefährten wieder zu vereinen und mühsam eine neue Grundhandlung zu entwerfen. Das dauerte, zumindest für meinen Geschmack, entschieden zu lange. Dann wechselte die Autorin auch noch ihre Hauptperson. Statt der Diebin Livak steht diesmal der Schwertkämpfer Ryshad im Mittelpunkt der Geschehnisse. Immer wieder überkommen diesen Träume, die ihn in das Leben eines Edelmannes 24 Generationen vor ihm versetzen. Die Träume scheinen mit dem alten Schwert aus der Hochzeit des Reiches zusammenzuhängen. Bald schon wird unser Held von den weißhaarigen Kriegern aus dem Nordmeer verfolgt. Sie wollen sich nicht nur den Schwertes bemächtigen, auch die Bedrohung durch eine verloren gegangene Magie, die sich unserem Helden in seinen Träumen erschließt, soll abgewendet werden. Ryshad wird versklavt, auf die wilden Inseln verkauft und Leibsklave. Doch nie lassen ihn seine Träume zur Ruhe kommen, harren doch mehrere hundert, seit Generationen schlafende Menschen ihrer Rettung.


Zu Beginn des Romans, bis weit ins erste Drittel hinein verwirrte mich die Handlung. Zu diffus blieb das Geschehen, zu rätselhaft offerierten sich die Rätsel um die Träume und die Zusammenhänge. Erst, als unser Protagonist von seinen Gefährten getrennt wurde, kam die Handlung in Fahrt. Die Beschreibung der Sklavenzeit entschädigte für den schwachen Anfang, bot sie doch farbenprächtige Beschreibungen einer faszinierend unbekannten und ungewöhnlichen Kultur. Hier hätte ich mir noch weitere Ausführungen gewünscht. Doch auch nach Abschluss der entsprechenden Sequenz blieb es spannend. Blieb die Bedeutung der Träume zu Beginn des Romans noch haltlos in der Luft hängen, so erschloss sich mit zunehmender Dauer eine weitere interessante Facette Einarinns. Die Zusammenführung der Geschehnisse der Vergangenheit mit dem Handlungsfaden der Gegenwart vermochte dann ebenfalls zu überraschen. Einzig die Einbindung der weißhaarigen Krieger und deren Angriffe blieb über die gesamte Länge des Romans hinweg ein wenig unmotiviert. Deutlich merkt man hier, dass die Autorin sich Material für den dritten, abschließenden (?) Band aufgehoben hat.

Als Fazit bliebt, dass dieser sehr umfangreiche Roman nach einem recht schwachen Auftakt an Fahrt und Qualität gewann, den Vergleich mit dem ersten Teil aber leider nicht standhält.

hinzugefügt: July 28th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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