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Die Munsters - Season 1 Box (DVD)

Die Munsters – Season 1 Box
USA 1964

Von Thomas Harbach

Koch Media liegt in einer schönen, giftgrün schimmernden Hülle die erste Staffel - immerhin achtunddreißig Folgen - der „Munsters” auf. Die zweite und letzte Staffel soll in diesem Jahr folgen. Ergänzt wird die liebevolle Präsentation durch zwei Features und den ersten Testpilotfilm in Farbe, dessen Handlung in die zweite Folge der Serie „Der Liebestrank” eingeflossen ist. Insbesondere das erste Feature, „America’s First Family of Fright”, gibt sehr viele Informationen über die Entstehung der Serie und das Phänomen der Munsters. Viele dieser Daten sind auch in den ausführlichen Text des Bootlets inklusiv des obligatorischen Episodenführers eingeflossen.

Amerika in den sechziger Jahren. Die Bedrohung durch die atomaren Potentiale nahmen exorbitant zu, der Koreakrieg war gerade verdaut und Präsident Kennedy versprach einen Aufbruch zu neuen Ufern. Das Fernsehen hatte die Nation schließlich erobert und die Sender suchten verzweifelt nach neuem Material. In dieser Zeit wurden insbesondere die liebevoll gestalteten Horrorfilme des Universal-Studios um Dracula, Frankenstein oder den Wolfman aus den vierziger Jahren wieder entdeckt und regelmäßig ausgestrahlt. So ist nur eine kleine Überraschung, dass insgesamt drei Serien fast zur gleichen Zeit konzipiert und um die Zuschauer kämpften. Zum einen „Bewitched” („Verliebt in eine Hexe” ), zum anderen „The Addams-Family” (basierend auf den Cartoons des New Yorker Zeichners Addams) und schließlich, als zuletzte gestartete Serie, „The Munsters”. Während die Addams Familie nicht zuletzt aufgrund ihres finanziell unabhängigen Status weniger die Kinder, sondern in ihrer Boheme Art die intellektuellen Zuschauer ansprach, wandten sich „Bewitched” und „The Munsters” an ein breites Publikum. Ganz bewusst als nicht unbedingt boshafte Satire auf Serien wie „Leave it to Beaver” - von den gleichen Produzenten, die ihre großen Familien als Vorbild nahmen - und ihre Familienwerte konzipiert, stellten die „Munsters” Mitglieder der Arbeiterschicht dar, die - wie in der zweiten Folge aufgrund der stromfressenden Experimente des Großvaters - auch gegen profane Dinge wie überbordende Rechnungen ankämpfen müssen. Auch lehnte man sich deutlich mehr an die Universal-Komödien der vierziger Jahre an, nur sollten in der Serie nicht die menschlichen Schauspieler für den Humor verantwortlich sein, sondern die Monster. Die eigentliche Idee stammt allerdings schon aus den vierziger Jahren. Bob Clampett hatte unter anderem Bugs Bunny entworfen und wollte eine Cartoon-Serie starten, in welcher eine Monsterfamilie als „normale” Bürger in der Vorstadt leben. Er schickte diese Idee an die Produzenten seines Studios, bekam allerdings keine Antwort. In den sechziger Jahren überreichte er dieses Konzept noch einmal den Universal-Studios, welche die größte Affinität zu den Monstern aufgrund ihrer Produktionsgeschichte hatten. Immerhin haben sie das Image insbesondere von Dracula - dem Großvater - und Frankenstein - dem hart arbeitenden Familienvater - geprägt. Allan Burns und Chris Hayward begannen sich mit den Konzept als Cartoon-Serie zu beschäftigen, der Textfilm wurde allerdings mit realen Schauspielern und in Farbe gedreht. Danach wurde die Cartoon-Idee erst in den neunziger Jahren für einen der zahlreichen -und nicht erfolgreichen Versuche, die Munsters wieder zu beleben, noch einmal aufgenommen. Der Testfilm wurde von den Verantwortlichen des Studios sehr positiv aufgenommen, während insbesondere Fred Gwynne in der Hauptrolle das Drehbuch als schlecht und unausgegoren ablehnte. Schließlich entschied man sich, nicht nur aus Kostengründen, sondern vor allem um den Flair der alten schwarzweiß Filme zu erhalten, die Serie ohne Farbe zu produzieren und zwischen 1964 bis 1966 in zwei Staffeln sind insgesamt siebzig Folgen auf CBS Television ausgestrahlt worden. Begleitet nicht nur von einer ungeheuren Popularität, da „The Munsters” die breite Masse ansprach, sondern Merchandising und Medienblitzen, welche den heutigen Marketingmaßnahmen entsprachen. Die Schauspieler besuchten in ihren Kostümen von der Tierparkeröffnung bis zum Autorennen als Veranstaltungen, welche die Massen anzogen. Nach zwei Staffeln sank die Popularität aller schwarzweiß Fernsehserien und kurz hintereinander wurden „The Addams Family” und „The Munsters” eingestellt, „I dream of Jeannie” wechselte zum Beispiel nach der ersten Staffel auf Farbe über und konnte sich einige Jahre noch halten. In erster Linie machte allerdings diesen eher klassisch orientierten Sitcoms eine neue Art der Actioncomedy zu schaffen, „Batman” begann seinen Siegeszug und präsentierte überdrehte Schurken, surrealistische Sets und viel Farbe in Kombination mit oft infantilen Sprüchen. Das Studio versuchte es gleich im Anschluss mit einem farbigen Kinofilm („Munsters go Home”), der im Gegensatz zur Fernsehserie auch in Deutschland ausgestrahlt worden ist.

Erst in den siebziger Jahren sind die ersten Folgen untertitelt in den Vorabendprogrammen der ARD gelaufen. Der Druck der Privatsender führte schließlich dazu, in den achtziger Jahren weitere Evergreens auszugraben und die Folgen sind synchronisiert worden. Obwohl Puristen die Originaltonspuren mit den deutschen Untertiteln bevorzugen, hat sich der Sender Mühe gegeben, den Charakteren adäquate Stimmen zu geben und die amerikanischen Wortspiele vernünftig zu übersetzen.

Koch Media mit der Präsentation beider Tonspuren gibt den Interessenten die Möglichkeit, jetzt beide Tonspuren zu vergleichen. In den folgenden Jahrzehnten versuchte der amerikanische Sender die Munsters durch Specials, die schon angesprochene Zeichentickserie und ein neu gecastetes Revival wiederzubeleben, aber alle Versuche scheiterten. Nur die siebzig originalen Folgen und mit Einschränkungen der Kinofilm, der hoffentlich auf der zweiten Box mit präsentiert wird - immerhin ist die zweite Staffel sechs Folgen kürzer gewesen - haben von einer Fernsehgeneration zur nächsten nichts an Popularität eingebüßt.

Das liegt in erster Linie an den teilweise genialen Schauspielern, die sich sehr gut ergänzen. Hier empfiehlt es sich, den dreizehnminütigen Testpilot zuerst zu schauen. Auch wenn die Handlung in die zweite Folge „Der Liebestrank” integriert worden ist und Al Lewis schon als Großvater Dracula und natürlich Fred Gwynne als Herman Munster mitspielen, zeigt es sich, das der Charakter des Sohnes Eddie - hier ein einziges Mal gespielt von Nate „Happy” Derman - zu exzentrisch und abstoßend angelegt worden ist und das Joan Marshall als Phoebe zu sehr Morticia Addams ähnelt. Das All-American-Girl Marilyn auf der Suche nach einem netten Ehemann, der ihren „äußerlichen Fehler” übersieht, ist insgesamt von drei Schauspielerinnen während der insgesamt einundsiebzig Folgen inklusiv des Pilotfilms gespielt worden, ohne dass das Publikum wirkliche der Wechsel aufgefallen ist. Die Unterschiede zwischen Beverley Owen im Pilotfilm und Pat Priest ab der vierzehnten Folge sind marginal. Aber wie im Pilotfilm erkennbar, stimmte die Chemie insbesondere zwischen Herman Monster und Phoebe noch nicht. Im Verlaufe der Serie sollte die kinoerfahrene Yvonne De Carlo als nunmehr Lily Munster mehr und mehr zum Mittelpunkt der klassischen amerikanischen Familie mit dem normalen Aussehen werden und als Persönlichkeit neben den eingespielten Komikerduo Gwynne/Lewis gewinnen. Dass die beiden sehr gut miteinander arbeiten können, hatten sie schon in der Polizeisitcom „Car 54” bewiesen. So wird in der dritten Folge der Serie „A Walk on the Mild Side” insbesondere die Polizeiarbeit parodiert und für einen Augenblick zwei Polizisten eingeführt, welche an ein jugendliches und schlankeres Duo Gwynne/Lewis erinnern.

Wie gut das schwarzweiß Format nicht nur dem Make Up, sondern vor allem dem Haus getan hat, lässt sich am Pilotfilm und den in der zweiten Folge neu gedrehten Szenen vergleichen. Das Äußere des Hauses ist gleich, wirkt aber in schwarz weiß bedrohlicher und unheimlicher. Das betont den Kontrast zu der durchschnittlichen amerikanischen Familie noch stärker, die eben nur Nachkommen der beliebten Universal Monster sind. In Bezug auf die Innenarchitektur ist vor allem das Wohnzimmer großzügiger, aber auch mit sperrigeren Möbeln gestaltet worden. Die spartanische Küche wird mehr zum Mittelpunkt des Lebens, ganz in der Tradition der amerikanischen Familienserien, in denen das gemeinsame Frühstück der Ausgangspunkt eines erfolgreichen oder chaotischen Tages ist. Die zweite Folge weist mit Phoebes Kochkünsten ebenfalls eine interessante Parodie auf diese uramerikanische Tradition auf. Während Al Lewis seine Figur unverändert in die Serie übertragen wird und vieles dafür spricht, das einige Charakterzüge nicht geschrieben worden sind, sondern seinem Wesen entsprechen, sind die Veränderungen in Herman Munster signifikant. Äußerlich ist der Charakter schlanker und weniger bullig gestaltet worden. In der nicht verwandten Pilotfolge zeigt er sein trauriges Gesicht, ihm fehlt die ansteckende und sympathische Fröhlichkeit, sein im Grunde kindliches Gemüt, das schließlich zusammen mit dem Lachen eines Studiotechnikers zu seinen hervorstechenden Eigenschaften werden sollte.

Die Serie stellte zumindest in den sechziger Jahren fürs amerikanische Fernsehen ein Novum dar. Während die Addams-Familie ganz bewusst versuchte, sich durch ihr überzogenes Verhalten von der Masse abzuheben, sahen sich die Munsters als ganz normale amerikanische Familie und folgten satirisch exzentrisch der heilen Familienwelt. Aber nur mit einem Kind und ungewöhnlichen Haustieren. Mit dem Pilotfilm „Munster Masquerade” - die Originaltitel sind pointierter und ironischer, als die oft zu profanen deutschen Episodentitel - ist dies auf eindrucksvolle Weise verdeutlicht worden. Marilyns neuer Freund - der Beginn ist das Spiegelbild der nicht verwandten Pilotfolge und wird leider in der zweiten Episode noch einmal wiederholt - lädt ihren Onkel Hermann Munster und ihre Tante Phoebe zu einem Maskenball ins elterliche Haus ein. Auch ihr Onkel muss natürlich mitkommen und kostümiert sich als Napoleon. Hermann geht als Ritter in einer überdimensionalen Rüstung. Am Ende der Folge ist er beleidigt, als er den Kostümwettbewerb gewinnt und alle denken, er habe unter seiner ersten Maskerade - der Rüstung - ein zweites Kostüm. Wie subversiv der Humor allerdings ist, verdeutlicht Marilyns potentieller Schwiegervater. Während der Party findet er sich in Begleitung einer sehr schönen Haremsdame, während seine Ehefrau die Gäste unterhält. Wenn er schließlich mit der leicht bekleideten Haremsdame tanzt, erkennt man unter seiner Maske - er hat sich als Frankenstein verkleidet - die offensichtlich lüsternen Blicke und er würde liebend gerne eine spießige Ehefrau gegen diese attraktive Gespielin eintauschen. In der zweiten Folge bewirkt ein Liebestrank, dass sich die spießige Nachbarin nicht nur in eine Sexbombe verwandelt, sondern zusammen mit dem Postboten den Munsters nachstellt. Zu Beginn der Folge wird aufgezeigt, wie sehr die Nachbarn über die absonderlichen Munsters klatschen und sich mittels Elektrozäunen zu schützen suchen. Zu den optisch gelungensten Sequenzen ist der Marsch des Postboten aus der soliden Vorortnachbarschaft zu dem isolierten, sturmumtosten Haus. Ganz bewusst haben die Drehbuchautoren Wert darauf gelegt, dass der Humor auf den alltäglichen Missverständnissen bzw. Situationen basiert. In „Herman’s Rival” übernimmt Lily einen Job als Sekretärin, um ihnen aus den finanziellen Schwierigkeiten zu helfen, während Herman eifersüchtig wird und glaubt, dass seine Frau fremdgeht. Al Lewis fungiert insbesondere in den ersten Folgen als bemühter Verlierer der Familie. Seine guten Absichten stehen in einem starken Widerspruch zu seiner Unfähigkeit. Als er schließlich von seinen popeligen Verwandten genug hat, bricht er in „Grandpa leaves home” aus und versucht, sich als Magier durchs Leben zu schlagen. Noch schlimmer wird es in „Grandpa´s Call of the Wild” - er verwandelt sich wieder in einen Wolf - ein Attribut, das in erster Linie Hermann Munster Junior zugeschrieben wird -, um sich an die guten alten Tage zu erinnern. Da er bislang als Vampir sein offensichtliches Unwesen getrieben hat, eher ein Widerspruch zu den bisherigen Prämissen. Natürlich geht dieses Unterfangen schief und die Behörden nehmen den Vampir im Wolfspelz gefangen. In einer weiteren Folge wird Eddy von mit den Mitschülern geärgert. Großvater versucht ihm zu helfen, doch sein Zaubertrank fördert nicht das körperliche Wachstum, sondern ihm wächst ein Bart. In einer Folge gelingt es den Drehbuchautoren eine Anspielung auf Vietnam einzuschmuggeln, als Herman Munster einen Baseball mit voller Kraft trifft und scheinbar in den Orbit schlägt. An anderer Stelle wird Präsident Johnson auf den Arm genommen, der ja die Armut beseitigen möchte und damit den abgebrannten Munsters in Form der Skidroad den letzten Platz, zu dem sie flüchten könnten, nehmen will. In diesem Moment sind „The Munsters” zeitlos und könnten auch Präsident Bush karikieren.

Es sind diese nur Erwachsenen verständlichen Anspielungen in Kombination mit dem Humor der Screwball-Komödie, welche den Reiz der Serie ausmacht. Das Ende der ersten Staffel endet auf einer fröhlichen Note. In „Yes Galen, there is a Herman” rettet Herman Munster einem Jungen den Kopf - dieser steckt in einem Eisenzaun. Der Junge berichtet seinen Eltern von dem neuen, überaus starken Freund, nur um von diesen als Lügner dargestellt zu werden. Was deutlich wird in jeder Folge und insbesondere im Abspann ganz am Ende subversiv ausgedrückt wird, wir alle sind die Munsters. Der Erfolg der Serie basiert aber in erster Linie weniger auf den gut geschriebenen, aber oft routinierten Drehbüchern, sondern auf der einzigartigen Chemie der Schauspieler. Dazu gingen die Munsters in einer ausgesuchten Höflichkeit miteinander um, welche den Kontrast zwischen ihrem bizarren Aussehen und ihrer Umgebung noch verstärkte. Keine Flüche, keine Schimpfworte, sondern Komplimente - manchmal sehr verklausuliert und bizarr - und Nettigkeiten. Und das nicht nur an Feiertagen. Es sind fast ausschließlich die „normalen” Nachbarn, die nicht in der Lage sind, durch die Masken hindurch die Menschen zu erkennen. Dass die Kombination Vater, Mutter, Kind, Großvater und Nichte den oft überbordenden Familien anderer amerikanischer Serien widersprechen - auch die Produzenten der Serie hatten viele Kinder - macht sie nicht automatisch zu den Außenseitern. Es gibt bis auf die hübsche Marilyn keine typischen Amerikaner in der Serie.

Fred Gwynne wird den Rest seiner Karriere immer mit Herman Munster in Verbindung gebracht werden. Im Grunde ist er trotz seiner Vorbehalte insbesondere dem Pilotfilm gegenüber mit dieser Figur verschmolzen. Mit seiner Körpergröße von stattlichen 2.13 Meter überragte er seine Mitspieler und konnte trotz seiner manchmal linkisch aussehenden Bewegungen ein Kind im Körper eines Erwachsenen darstellen. Insbesondere im Zusammenspiel mit Al Lewis kamen seine Einzeiler oft pointiert und treffend aus dem Nichts heraus. Trotz seines umfangreichen Make Ups beherrschte er nicht nur die Gestik, sondern gewann vor allem mit seiner warmherzigen, treuen Mimik die Herzen der Anhänger. Als Schauspieler hat er gezeigt, wie eng man mit einer Rolle verschmelzen kann und viele Zeitzeugen haben bestätigt, das Gwynne im tiefsten Herzen vor allem Herman Munsters kindliche Naivität in einer immer rauer und härter werdenden Welt schätzte. Das Zusammenspiel mit seiner Frau (Yvonne de Carlo) funktioniert ausgezeichnet. Die Schauspielerin hatte die Rolle in erster Linie aus Geldnöten angekommen, konnte ihr aber eine sympathische Tiefe geben. Vor allem spielt sie Rolle im Vergleich zu Gwynne und Lewis sehr ernsthaft und verstärkt damit die Absurdität der Prämisse. Verfolgt der Zuschauer aus den Abstand von mehr als vierzig Jahren die Folgen, wird das klassische Timing mit Al Lewis, dem Mann mit den tausend Gesichtern, auffallen. Noch mehr als Fred Gwynne lebt Al Lewis diese phantastische Rolle und wird Zeit seines Lebens berechtigterweise stolz auf seine Arbeit sein. Damit hat er mit einer Reihe von Expositionsproblemen zu kämpfen: Ist er wirklich ein Werwolf oder doch lieber Dracula? Vor allem, warum nennt Lily ihren Vater Großvater? Ist er ein irrer Wissenschaftler oder ein verkanntes Genie? Auch wenn Al Lewis die Exzentrik der Figur in einigen Folgen überdreht und nicht nur die Munsters ihn lieber gehen als stehen sehen, gelingt es ihm, das Publikum mit gut gemeinten, aber von Beginn zum Scheitern verurteilten Situationen auf seine Seite zu bringen. Neben seiner komischen Talent gibt es kein Set - der Keller erinnert nicht zufällig an Frankensteins Laboratorium - , auf dem er sich nicht wohl fühlt. Die einfachste Rolle in der Theorie ist Marylin, das All American Girl. Gespielt von insgesamt drei Schauspielerin teilen sich Beverly Owen (die ersten dreizehn Folgen, bevor sie vor lauter Heimweh nach ihrem Freund und New York um die Auflösung ihres Vertrages bat) und Pat Priest für die restlichen Fernsehfolgen die Rolle. Sie ist eine hübsche Frau, blond, mit den richtigen Kurven, im Grunde das Klischee der Strandschönheit an der kalifornischen Küste, immer auf der Suche nach dem Mister Right. Dabei ist sie so unglaublich loyal und ehrlich ihrer Familie gegenüber, selbstkritisch und keineswegs arrogant. Ein hilfsbereiter Mensch, eine sympathische, liebens- und vor allem beschützenswerte Erscheinung, welche die oft selbstverliebten Dates überhaupt nicht verdient. Der Zuschauer wünscht ihr nach kurzer Zeit, dass ein weiteres Mitglied des Munste-Clans sie endlich heiratet und ihr eine bessere Zukunft bietet, als die Gegenwart verspricht. Über ihre Reinheit und Schönheit vergisst man sehr schnell, dass die Drehbuchautoren ihr nicht sonderlich viel zu tun geben. Der Gag mit den Dates, die beim Anblick ihrer Familie im Zeitraffer die Flucht ergreifen, nutzt sich sehr schnell ab. Oft dient sie nur als Stichwortgeber für das Publikum und stellt die offensichtlichen Fragen. Es ist viel zu wenig, was der Zuschauer von ihr zu hören bekommt und das Sehen alleine reicht bald nicht mehr. Das letzte Mitglied der Familie - der kleine Eddie gespielt von Butch Patrick - ist ebenfalls eine Figur, die nur selten über netter Hintergrund hinausgeht. In der amerikanischen Familientradition bewundert er seinen Vater - ein Mann, zu dem man nur aufschauen muss, alleine wegen seiner körperliche Attribute - und versucht nur mit kindischen Streichen auf sich aufmerksam zu machen. Eine klassische, nicht störende und vor allem trotz seiner Absonderlichkeiten wohlerzogene Identifikationsfigur für die ganz jungen Zuschauer.

Zu den eindrucksvollen Gaststars gehörte John Carradine, welcher Herman Munsters Arbeitgeber - er arbeitet entgegen der Aussage im Pilot in einem Beerdigungsinstitut und treibt nicht säumige Mieten ein - spielt und Paul Lynde als der kurzsichtige, aber gutherzige Arzt. Im Vergleich zu anderen Serien dieser Zeit konzentrierte sich das Geschehen fast ausschließlich auf die Munsters und ihre Familienprobleme. In einer weiteren Folge findet eine Beatnickparty statt, der einzige direkte Hinweis auf die sechziger Jahre. Auch wenn sich eine Reihe von Witzen wiederholt oder aus heutiger Sicht eher altbacken als originell sind, lohnt es sich, diese phantastische Sitcom insbesondere auf der sehr guten Präsentation von Koch Media zum ersten oder x-ten Mal zu besuchen. Die Figuren sind schräg, aber sehr warmherzig gezeichnet, nach einiger Zeit stört auch das Lachband nicht mehr und man beginnt, die einzelnen Schrullen zu lieben. Insbesondere im Vergleich zu Filmen wie „Abbott and Costello met Frankenstein” oder „Abbott and Costello met the Killer, Boris Karloff”, aber auch später „Frankenstein Junior”, ist der Respekt, mit welchem diese klassischen Charaktere in die Vorstadt versetzt worden sind, in jeder Zeile zu spüren. Weiterhin hat hier eine kleine Gruppe von Schauspielern für kurze Zeit eine Familie erschaffen, in welcher man sich einfach trotz oder gerade wegen ihrer kindlichen Exzentrik wohlfühlt, die auf ihre Art und Weise die normalste Familie der amerikanischen Vorstadt ist. Insbesondere in der heutigen Zeit mit ihren distanzierten CGI Trickeffekten ist es wichtig, mit „The Munsters” eine Serie anzuschauen, die in erster Linie Wert auf die einzigartigen Fähigkeiten ihrer Schauspieler Wert legt und auf dieser Basis oft unglaubliche lustige Plots aus alltäglichsten Situationen gezaubert hat. Im Vergleich zur „Addams Family”, die ihren exzentrischen Lebensstil beibehalten hat, versuchen „The Munsters” mit den Tücken des modernen Lebens in den USA der sechziger Jahre fertig zu werden. Jeden Tag stellen sie sich neuen Herausforderungen, welche für die Zuchauer eher Ärgernis als Ereignis sind. So kann man sich sehr viel besser mit „The Munsters” identifizieren und vor allem über ihre Probleme befreiter lachen. Immerhin geschieht es den anderen und nicht einem selbst.

Obwohl die Folgen mehr als vierzig Jahre alt sind, hat Koch Media mit der Bearbeitung ganze Arbeit geleistet. Das Menü ist verspielt, aber übersichtlich. Die Bildqualität der Folgen ist für ihr Alter mehr als akzeptabel, insbesondere die Farbfolge wirkt überzeugend und die Farben schrill, aber sehr kräftig. Es gibt einige sehr leichte Bildstörungen bzw. Spuren des Verfalls, aber alles in allem eine sehr schöne Wiedergabe der Folgen. Die Tonspuren sind akzeptabel, die englische Spur - trotz der überzeugenden Synchronisation die empfehlenswerte - ist ein wenig dumpfer, als die deutsche Spur. Dafür ist das Lachband in der deutschen Tonspur weniger penetrant. Zu den Extras auf einer siebenten DVD gehört neben der nie zuvor ausgestrahlten eigentlichen Pilotfolge eine Dokumentation über „America*s First Family of Fright”. In dieser dreiviertel Stunde werden die Entstehungsgeschichte der „Munsters”, ihre Popularität und schließlich ihr schnelles Ende gut, aber teilweise zu euphorisch dokumentiert. Insbesondere wenn auf die Einzigartigkeit der Serie eingegangen wird, schmeißt das Team zu oft mit Superlativen um sich und überspielt die Probleme der Serie ein wenig zu oft. Das Hintergrundmaterial ist aus filmhistorischer Sicht allerdings einzigartig und in einem sehr guten Zustand. Die zweite Dokumentation geht auf Fred Gwynne ein. Mit dem Titel „More than a Munster” fasst das Team seine Karriere in wenigen, passenden Worten zusammen. Obwohl es natürlich Überschneidungen zur ersten Dokumentation und insbesondere zum Booklet gibt, empfiehlt es sich, mit diesem Portrait anzufangen. Es zeichnet das Bild einer überaus sensiblen, nicht immer einfachen aber ehrgeizigen Menschen, dessen Leben von einigen tragischen Rückschlägen - unter anderem dem frühen Kindtod seines zweiten Sohnes und der geistigen Behinderung seines ersten Sohnes - gekennzeichnet worden ist. Eines Mannes, der nach dem seine Karriere mit der Popularität Herman Munster ein eher tragisches Ende genommen hat, neue kreative Ventile für sich suchte und schließlich mit über sechzig Jahren noch einmal Hollywood in Filmen wie „Cotton Club” erobern sollte. Verschiedene Interviews zeichnen ein gutes, vor allem nicht zuckersüßes Portrait dieses mit 2.13 Meter Körpergröße mehr als imposanten Mannes. Die Extras runden eine sehr empfehlenswerte Präsentation von America´s Blue Collar Family of Fright zufriedenstellend ab.

DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0 Mono, englisch Dolby Digital 2.0 Mono
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Nie zuvor ausgestrahlte Pilotfolge in Farbe, Dokumentationen, Booklet

hinzugefügt: January 20th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch Media
Hits: 4530
Sprache:

  

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