Wolverine: Origin
Sammelband
Paul Jenkins, Bill Jemas, Joe Quesada, Andy Kubert u. a.
(Wolverine: Origin 1 – 6, 2001/02)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Joe Quesada und Richard Isanove
Panini, 2006, Paperback, 164 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86607-168-1
Von Irene Salzmann
Es gibt kaum eine Comic-Figur, um deren Herkunft ein so großes Geheimnis gemacht wurde, wie um Wolverine. Seit seinem ersten Auftritt in der Serie „Hulk“, auf die erst die Mitgliedschaft bei den „X-Men“, schließlich eine eigene Reihe und viele Gastauftritte bei z. B. „Spider-Man“, „Avengers“, „Alpha Flight“ etc. folgten, hat man immer wieder an ihm herum gebastelt, seinen Hintergrund neu definiert, wieder verworfen (falsche Erinnerungen durch Manipulationen) und erneut redesigned, doch nie seine Herkunft und Entwicklung gänzlich offen gelegt.
In der sechsteiligen Mini-Serie „Wolverine: Origins“ wird einmal mehr der Versuch unternommen, die Vergangenheit des Titelhelden zu beleuchten und die drängenden Fragen zu beantworten. Die Geschichte führt in die Vergangenheit zurück, weiter, als man angenommen hätte, selbst wenn einem bekannt ist, dass Wolverine zu den sehr langlebigen Mutanten zählt und er erheblich älter ist, als er aussieht.
Die kleine Rose wird als Gesellschafterin für Master James auf das Anwesen der Howletts geholt. Schnell merkt sie, dass in ihrem neuen zu Hause so manches nicht stimmt. Praktisch jeder in der Familie geht eigene Wege, und James ist ein kränkliches Kind. Sie alle scheinen eine merkwürdige Beziehung zu einem Säufer namens Thomas Logan und dessen Sohn, den alle bloß ‚Dog’ rufen, zu unterhalten. Trotz der Unterschiede freunden sich die Kinder miteinander an.
Das Idyll ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn Konflikte zwischen den Familien, die weit tiefere Wurzeln haben, entzweien schließlich auch die Kinder. Als sich Logan und Dog an den Howletts für alles rächen wollen, was ihnen angetan wurde, zeigt James seine wahre Natur. Trotzdem hält Rose weiterhin zu ihm, als Einzige.
Gemeinsam fliehen sie in den Norden Kanadas, wo keiner sie kennt oder sucht. James, der sich nun Logan nennt, wächst zu einem starken und wilden jungen Mann heran. Er verliebt sich in Rose, die davon nichts ahnt und einem anderen näher kommt. Doch das ist erst der Beginn der Tragödie…
Die Geschichte führt nach Kanada und zurück ins 19. Jahrhundert. Der Mann, der später den Codenamen Wolverine trägt und als Killer gefürchtet ist, ist ein kränkelndes Kind, dessen besondere Kräfte erst nach einem harten Schicksalsschlag hervor brechen und zu seinem Fluch werden.
Geschickt locken die Autoren den Leser zunächst auf eine falsche Fährte: Dog sieht dem erwachsenen Mutanten ähnlich, ebenso dessen Vater, und auch die Charakterzüge der beiden scheinen eher zu passen als die von James. Das und einige eingestreute Bemerkungen des alten Logan lassen die Spekulation zu, dass dieser James’ Vater und Dog dessen Bruder ist. Eine definitive Antwort gibt es allerdings nicht.
Rose liefert die Begründung für die Fixierung von Wolverine auf rothaarige Mädchen. Er liebt seine Begleiterin, bekommt sie aber nicht, da ihre Zuneigung einem anderen gehört. Ihr Schicksal endet in einer Tragödie wie auch das von Jean Grey (Marvel Girl, Phoenix).
In Dog lässt sich der spätere Sabretooth erkennen, der seinen zeitweiligen Kollegen immer wieder mit großem Hass verfolgt und umgekehrt. Aber auch in diesem Fall wird die Identität nicht bestätigt.
Des Weiteren werden erste Bezüge zu Wolverines Samurai-Hintergrund hergestellt, sein Codename taucht früh auf, und selbst die Neigung, lieber in der Wildnis unter Tieren zu leben als unter verlogenen, skrupellosen Menschen, die alles jagen, was anders ist, wird erklärt. Seit sich seine Mutantenkräfte manifestiert haben, wandelt James-Logan-Wolverine auf dem schmalen Pfad zwischen animalischen Instinkten und Vernunft und kämpft darum, nicht die Kontrolle über seine Wildheit zu verlieren.
Die harmonisch kolorierten Illustrationen von Adam Kubert passen zur Geschichte und können überzeugen.
Sammelbände, die einen kompletten Zyklus beinhalten, sind stets ein Geschenk an die Leser. Zum einen kann man eine Storyline ohne lästige Wartezeit bis zur nächsten Episode genießen, zum anderen dürfen auch jene zugreifen, die nicht jede Serie und jedes Heft sammeln.
Auch für „Wolverine: Origins“ benötigt man keine Vorkenntnisse, wenngleich das Lesevergnügen natürlich größer ist, kennt man den Titelhelden. Rund 160 Seiten für EUR 15 sind akzeptabel, zumal für den Softcoverband gutes Papier verwendet wurde und der Druck ordentlich ist.
„Wolverine-Fans“ kommen an dem Comic nicht vorbei, und auch die Gelegenheitsleser werden gut unterhalten.