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Stein, Jeanne C.: Verführung der Nacht (Buch)

Jeanne C. Stein
Verführung der Nacht
(The Becoming)
Aus dem amerikansichen Englisch übersetzt von Katharina Volk
Knaur, 2008, Taschenbuch, 314 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-426-63852-1

Von Carsten Kuhr

Anna Strong verdient ihr Geld auf recht ungewöhnliche Art. Zusammen mit ihrem Partner David, einem ehemaligen Football-Spieler, sucht sie im Auftrag eines Kautions-Büros in San Diego nach Flüchtigen. Und unsere beiden Kopfgeldjäger sind gut in ihrem Geschäft. Doch als sie eines Abends einen Buchhalter festsetzen wollen, läuft plötzlich alles schief. David macht unliebsame Bekanntschaft mit einer Stosßtange, die urplötzlich vor seiner Stirn auftaucht, Anna wird von dem unscheinbaren Buchhalter vergewaltigt.
Als sie zwei Tage später im Krankenhaus zu sich kommt, sind ihre Wunden sensationell schnell verheilt, und ihr Appetit hat sich radikal gewandelt. Die Knoblauch-Lasagne landet angewidert verschmäht im Müll, stattdessen kommt ein möglichst blutiges Steak auf den Tisch.

Wir ahnen es, Anna gehört seit Neuestem dem exklusiven Club der Vampire an. Ausgerechnet der smarte, sonnengebräunte Chefarzt der Klinik erweist sich als Artgenosse und gibt ihr erste Tipps, wie sie sich verhalten soll.
Dass sie seinen Reizen verfällt ist nur zu verständlich - eine Villa, diverse Nobelkarossen, ein gepflegtes Äußeres, der Aufstieg in die High Society San Diegos, scheint gesichert.
Als ihr Haus abbrennt, kurz danach David spurlos verschwindet und die Rächer, eine Organisation von Vampirjägern, sich auf ihre Fährte setzt, ahnt Anna, dass irgendjemand ihr an den Kragen will. Ohne sich von Beschwichtigungsversuchen oder Einschüchterungen aufhalten zu lassen macht sie sich auf die Suche nach ihrem entführten Partner, einer Suche, die so manche unliebsame Überraschung und Erkenntnis für sie bereithält...


Urban Fantasy boomt wie kaum eine andere Sparte der phantastischen Literatur. Jeder Verlag schmückt sein Programm mit Beschreibungen unserer modernen Welt, in der das Übernatürliche Einzug gehalten hat.
Dabei nehmen Beschreibungen von verborgen unter uns lebenden Vampir- oder Gestaltwandlergesellschaften breiten Raum ein. Verbunden werden diese Geschichten oftmals mit der Beschreibung starker, emanzipierter Protagonistinnen und eine Prise Erotik.

Vorliegender Roman ist, wie kann es auch anders sein, erneut der Auftakt einer eigenen Reihe. Er präsentiert sich ganz dem Schema entsprechend. Eine junge Frau wird zur Nosferatu, muss hier zunächst ihren Platz in der für sie neuen Welt suchen und weigert sich. die seit Jahrhunderten geltenden Regeln zu akzeptieren.
Das Ganze in der Ich-Form erzählt, im Tonfall gewollt und bemüht frech und forsch, soll der Leser durch eine Mischung aus Romantik, Krimi- und Vampirelementen an die Seiten fesseln.

Leider aber funktioniert dies vorliegend kaum.

Woran das liegt, wollen Sie wissen?
Nun, der zunächst herzerfrischend launische und freche Stil nützt sich im Verlauf der Handlung immer mehr ab, ja; hält den Vergleich zu den Vorbildern einer Mary Janice Davidson oder Charlaine Harris nie aus.
Zudem fehlt der Handlung ein wirklicher Knalleffekt. Zu Vorhersehbar bleibt der Plot, zu schablonenhaft die Zeichnung der Figuren, zu distanziert und oberflächlich insbesondere die Ausgestaltung Annas. Das liest sich mehr wie ein ausgelutschter Kaugummi, leidlich bekannt, aber ohne Tempo und Finesse.
Insoweit ist das Beste, was man über das Werk sagen kann, dass es mit rund 300 Seiten erfreulich dünn geraten ist, ansonsten aber Qualitativ zum Teil weit hinter den Konkurrenten zurückbleibt.

hinzugefügt: January 24th 2008
Tester: Carsten Kuhr
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