Infinite Crisis Monster Edition 1
Rann-Thanagar War 1 - 6 Day of Vengeance 1 – 6
Dave Gibbons, Ivan Reis, Bill Willingham, Justiniano u. a.
Aus dem Amerikanischen von Steve Kups und Christian Heiss
Panini, 2006, Paperback, 276, 24,00 EUR
Von Irene Salzmann
Die „Infinite Crisis“ naht und bedroht das bekannte Universum der DC-Helden. Doch nicht nur auf die Top-Reihen haben die Ereignisse Auswirkungen, auch die so genannte zweite Garnitur ist davon betroffen, denn diese wird genauso in die heftigen Kämpfe hineingezogen, und Tragödien spielen sich ab.
Der vorliegende Sammelband konzentriert sich auf den Krieg zwischen den fernen Welten Rann und Thanagar - eine Space-Opera -, in den auch einige irdische Heroen verwickelt werden. Die andere Storyline – die dem Genre Horror/Mystery zuzuordnen ist - ist dem mächtigen Spectre gewidmet, der völlig außer Kontrolle geraten ist und den anscheinend niemand stoppen kann.
„Rann-Thanagar War“: Der Machthunger einer Verrückten zerstört den Planeten Thanagar. Zwischen den Überlebenden der Katastrophe und den Helfern von der Welt Rann herrscht Misstrauen: Sollte ursprünglich Rann vernichtet werden? Oder sind dessen Bewohner am Untergang von Thanagar schuld? Ein Funke würde genügen, dass der böse Plan aufgeht und ein Krieg ausbricht.
Adam Strange bittet Hawkman und Hawkgirl um Hilfe, und die beiden zögern nicht, die Reise nach Rann gemeinsam mit dem Freund anzutreten. Als die drei eintreffen, ist es bereits zu spät. Eine gewaltige Schlacht tobt, angeheizt durch eine Gruppe religiöser Fanatiker. Unerwartet trifft Verstärkung ein: Green Lantern und andere Helden versuchen, die Zahl der Opfer klein zu halten und den Frieden wieder herzustellen.
„Day of Vengeance“: Die böse Macht Eclipso findet einen neuen Wirt, aber es kommt noch schlimmer: Sie manipuliert den labilen Spectre, und gemeinsam wollen sie alle Magie tilgen. Davon betroffen wären Helden wie Captain Marvel. Da er und die anderen großen Kaliber alle Hände voll zu tun haben, beschließen einige undurchsichtige Anhänger der Magie, die Angelegenheit selbst in die Hände zu nehmen, statt zu warten, bis die Retter kommen – oder der Spectre. Sie mögen zwar nicht so mächtig sein, aber sie kämpfen mit dem Mut der Verzweiflung und haben erstaunliche Ideen.
Zwar fehlen auf diesen vielen Seiten illustre Helden wie Superman, Batman und Wonder Woman, aber ganz ohne zugkräftige Namen geht es doch nicht, und so stehen u. a. Green Lantern und Captain Marvel den zusammen gewürfelten Gruppen aus Freund und Feind bei, um gemeinsam gegen viel größere Gegner vorzugehen. Ihnen allen ist klar, dass das Unheil abgewendet werden muss, wollen sie selber am Leben bleiben. Tatsächlich beweisen die kleinen, meist unterschätzten Nebenfiguren einen Einfallsreichtum und eine Tapferkeit, die der ersten Garnitur der Superhelden in nichts nachsteht. Schätzt man SF und Mystery, möchte man daher vielleicht ganz gern einen Blick in diesen Sammelband werfen, ob er die Erwartungen zu erfüllen vermag.
Tatsächlich geht ein gewisser Reiz von Charakteren aus, die man, weil sie (in Deutschland) keine eigenen Serien haben, kaum oder gar nicht kennt: Sie sind unverbraucht und sorgen für Abwechslung, wenn der xte Kampf zwischen Superman und Lex Luthor oder Batman und dem Joker schon fast ein wenig die Überraschungsmomente vermissen lässt. Nicht selten wissen die weniger strapazierten Protagonisten positiv zu überraschen, so dass man gern mehr über sie erfahren möchte.
Trotzdem haben es solche Reihen schwer auf dem kleinen deutschen Markt. Nicht jede ist auf das hiesige Publikum zugeschnitten, und je mehr Titel im Umlauf sind, umso wählerischer wird der Leser. Man selektiert zwangsläufig, denn wer kann sich noch jeden Comic-Band bei dem gegenwärtig recht umfangreichen Angebot leisten?
Die Monster-Edition bietet für EUR 24 auf rund 270 Seiten 12 Episoden spannende Unterhaltung, aber man wird sich dennoch, wenn man kein Alles-Sammler ist, überlegen, ob man den Band wirklich braucht, denn gewiss kann man der Handlung der „Infinite Crisis“ auch folgen, ohne die Sidestorys gelesen zu haben, zumal das Ende beider Geschichten hier offen bleibt und man die Fortsetzung(en) kaufen müsste.
Die Illustrationen sind realistisch-idealistisch, wobei der „Rann-Thanagar War“ etwas gefälliger wirkt, die Bilder detailreicher sind. Das und die durchaus interessanten Charaktere könnten als Kaufanreiz in den Augen vieler aber immer noch zu wenig sein.
Daher empfiehlt es sich, dass man selber ein wenig in dem dicken Softcover-Band blättert, um zu prüfen, ob einem die beiden grundverschiedenen Serien, die dramatische Handlung, die ungewohnten Charaktere und der Zeichenstil gefallen oder ob man auf diesen Titel verzichten kann.