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World of Warcraft 3: Im Strom der Dunkelheit, Aaron Rosenberg (Buch)
Titel: Im Strom der Dunkelheit
Im Strom der Dunkelheit
Aaron Rosenberg
(World of Warcraft: Tides of Darkness)
Übersetzung: Mick Schnelle
Panini, 2008, Taschenbuch, 344 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8332-1640-4
Von Frank Drehmel
Der vorliegende Roman, der mehr oder weniger direkt an den Vorgängerband „Aufstieg der Horde” anschließt, schlägt einen Bogen zwischen dem ersten Krieg der Völker Azeroths gegen die Horde, der mit dem Fall Sturmwinds und der Flucht Lord Anduin Lothars und seiner überlebenden Getreuen nach Lordaeron endet, und dem zweiten Krieg, an dessen Ende die Zerstörung des Dunklen Portals steht.
Nachdem Sturmwind von den Orks geschleift wurde und Lothar in Lordaeron Asyl fand, fassen die Menschen den Plan, eine Allianz gegen die fremden Invasoren zu schmieden. Dabei muss Lothar nicht nur die auf den eigenen Vorteil bedachten Lords und Fürsten überzeugen, sondern auch versuchen, die ebenfalls bedrohten Rassen der Zwerge und Elfen mit ins Boot zu holen. Unerwartete Unterstützung findet er bei seinen Bemühungen in der Person Uther Lichtbringers, der ihm die ersten Pladine Azeroths aus dem Orden „Der Ritter der Silbernen Hand” unterstellt.
Lothars Gegenspieler auf Seiten der Horde, Orgrim Doomhammer, trachtet seinerseits danach, die Horde schlagkräftiger zu gestalten. Dazu bedarf er erstens der Hilfe des von ihm aufs Tiefste verachteten Hexenmeisters Gul’dan und muss zweitens bei den Waldtrollen, die seit undenklichen Zeiten mit den Nachtelfen im Krieg liegen, um Unterstützung bitten. Vor allem Gul’dans verderbter Magie ist es zu verdanken, dass schon bald Todesritter sowie versklavte rote Drachen die Reihen der Horde verstärken.
Doch obgleich es beiden Heerführern gelingt, schlagkräftige Bündnisse zu schmieden, so sind sie dennoch nicht gegen den Verrat aus den eigenen Reihen gewappnet. Auf Seiten der Allianz schließt Lord Perenolde von Alterac einen geheimen Nichtangriffspakt mit Doomhammer, während der Ork wiederum von Gul’dan, der einen eigenen, gefährlichen Plan verfolgt, hinters Licht geführt wird.
Das Chaos greift nicht nur nach Azeroth, auch die verantwortlichen deutschen WoW-Redakteure scheinen nicht vor seinen Einflüsterungen gefeit. Das Erste, was dem aufmerksamen WoW-Leser auffällt, ist das erneute Hü in der Lokalisation der Namen.
Nach dem erfreulichen Hott des Vorgängerbandes darf sich der patriotische Leser nun wieder mit englischen Namen wie Stormwind, Doomhammer u.v.a.m. rumärgern, was in Anbetracht der Tatsache, dass auf den deutschen WoW-Servern die meisten dieser Namen nur noch von historischer Bedeutung für einige Ewig-Gestrige sind, mehr als ärgerlich ist. Geradezu lächerlich wird das Ganze dadurch, dass das Hü eigentlich eher ein Hüt ist, denn nicht allen Namen widerfuhr das Unglück der „Re-Lokalisation”, sodass Eisenschmiede (Ironforge) neben Stormwind liegt und sich der Schattenhammer-Clan (Twilight Hammer) zum Blackrock-Clan gesellt.
Wem das noch nicht wirr genug erscheint, der möge sich bitte erstens bemühen, die bisher bei Panini erschienen „Warcraft“-Romane in einen chronologische Reihenfolge zu bringen und zweitens zu klären versuchen, ob die Halbork Garmona, welche König Llane tötet, ein vierjähriger Ork-Mensch- oder ein deutlich älterer Ork-Draenei-Mischling ist.
Doch genug des Quengelns; kommen wir zur inhaltlichen Kritik und der Frage, an welche Leserschaft sich dieser Roman richtet.
Die alten WoW-Recken/innen können es nicht sein, da die hier geschilderten Ereignisse für sie zum einen alles andere als neu sind und zum anderen auch im Vergleich zur schon bekannten Chronologie deutlich gestrafft wirken. „Alt und unvollständig” wäre zumindest für mich kein sonderlich schlagkräftiges Kaufargument.
Fantasyphile Nur-Leser werden auch kaum Freude an Rosenbergs Story finden, da sie mit den zahlreichen WoW-Namen (fast) nichts verbinden und der Autor zu vage erklärt und erläutert, um Hintergrund-Fremden einen plastischen Eindruck von Land und Leuten zu vermitteln.
Übrig bleiben damit also nur die WoW-Noobs, die zu kurz dabei sind, um „konkret krassen Durchblick” zu haben, und die zudem nicht in der Lage sind, eine der vielen vollständig(er)en und übersichtlich(er)en WarCraft-Zeitlinien kostengünstig aus dem Zwischennetz zu laden.
Mir persönlich geht es - gelinde gesprochen - ziemlich auf die Testikel, einmal mehr etwas über die Invasion der Horde zu lesen, habe ich doch - als jemand, der die bisher erschienen Romane verschlungen hat (und WoW spielt) - das Gefühl, die gesamte Storyline tritt auf der Stelle. Der WarCraft-Hintergrund bietet viel - sehr viel - mehr Potenzial, als es das ständige Kreisen um die ersten Kriege und das Nacherzählen alter Hüte mit neuen Worten vermuten lassen.
Nur Rosenbergs lockerem und gefälligem Stil ist es zu verdanken, dass ich überhaupt bis zum - hinlänglich bekannten - Ende durchhielt, wobei ich zugegebenermaßen die eine oder andere Passage nur überflogen habe.
Fazit: Ein ansprechend geschriebener WarCraft-Roman, der allerdings nur für Spiel-Einsteiger von Interesse ist!
hinzugefügt: January 26th 2008 Tester: Frank Drehmel Punkte: zugehöriger Link: Panini Hits: 2657 Sprache:
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