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Masters of Horror: Pelts (DVD)

Masters of Horror: Pelts
USA 2006, Regie: Dario Argento, mit Meat Loaf, John Saxon u.a.

Von Thomas Harbach

„Pelts” ist die sechste Folge der zweiten „Masters of Horror”-Season. Für Dario Argento stellt sie nach „Jennifer“ aus der ersten Staffel die zweite Möglichkeit dar, in den Staaten einen Horrorstoff zu inszenieren. Mit seinem nächsten Film „Giallo“ will er seine Zelte in Italien abbrechen und ebenfalls in den Staaten drehen. Das Drehbuch basiert auf F. Paul Wilsons gleichnamiger Geschichte. Matt Venne hat den Stoff adaptiert. Obwohl insbesondere „Jennifer“ einige Schwächen in Punkto Charakterisierung, Dialogen und Plotverlauf aufwies, überzeugte Dario Argento in seiner Hommage an die alten EC Comics mehr als viele schwache Folgen der jetzt veröffentlichten zweiten Staffel. Die dialogtechnische Schwäche – in knapp vierzig Jahren im Filmzirkus hätte man erwarten können, dass Dario Argento zumindest etwas besser Englisch lernt – sucht er mit einer Mischung aus magischem Realismus und graphischer Gewalt auszugleichen.

„Pelts“ – sowohl die vorliegende Folge als auch die originale Geschichte – adaptiert eine Idee Robert Blochs aus dessen Story „The Weird Tailor“ und versetzt die Handlung in den schmierige Unterwelt der Rotlichtbezirke. Jake Feldmann (Meat Loaf) ist Kürschner. Er kauft Felle billig ein, lässt sie billig verarbeiten und verkauft sie teuer. Nachts schleicht er sich durch die Striplokale und verfällt der farbigen Stripperin Shana (Ellen Ewusie). Er ist bei ihr Stammkunde und bei einer der privaten Stripshows überschreitet er die Grenze und versucht, sie zu küssen. Sie weist ihn angewidert ab. Der Zuschauer erfährt kurze Zeit später, dass sie lesbisch ist. Bei einem weiteren Besuch in einem der Lokale lernt Feldmann den debilen Fallensteller Jeb Jameson (John Saxon) kennen, welcher ihm von seinen besonderen Fellen berichtet. Feldmann zeigt kein Interesse. Erst als der Trapper ihm von der magischen Wirkung der Felle berichtet, dass sie jeden Wunsch eines Mannes erfüllen können, wird er hellhörig. Jake will den Trapper am nächsten Tag besuchen. Im Gegensatz zu ihm weiß der Zuschauer, dass die Waschbärenfelle von einem mystischen Ort stammen und er verfolgt, wie sich der Trapper und sein Sohn gegenseitig umbringen. Für Jake die einmalige Chance, die Felle für seinen einzigen Wunsch zu missbrauchen: Shana zu besitzen. Um die Besonderheit der Felle auch für den Zuschauer zu betonen, hat Effektspezialist Lee Wilson sie mit feiner Hand digital überarbeitet.

Wie bei vielen Folgen leiden Plot und Schauspieler unter dem Hang des Drehbuchautoren oder Regisseurs zu exzessiver Gewalt. Die deutsche Fassung ist radikal geschnitten worden. Verschiedene Szenen sind nur noch in ihren Auswirkungen zu erkennen. Damit nimmt die deutsche Fassung allerdings auch der Folge ihre Pointe. In vielen Dario Argento Filmen findet sich Gewalt gegen Tiere. Dabei hat der Italiener immer darauf wert gelegt, diese Szenen mit Tricks zu gestalten. In „Pelts“ möchte er aufzeigen, wie die brutale Gewalt der Menschen gegenüber Tieren später wieder auf sie zurückfällt. So sterben Menschen durch die Instrumente, welche sie zur Häutung der Tiere benutzen. Oder sie werden erschlagen, wie man es oft mit den Robbenbabys macht. Ganz deutlich mit explizierten Bildern zeigt Dario Argento die Verrohung der Menschen durch blanke Gier. Dabei spielt der magische Realismus, das übernatürliche Element, nur eine untergeordnete, aber das Geschehen treibende Rolle. Indem die deutsche Fassung über die teilweise groteske Übertreibung der Splatterszenen – siehe Feldmanns Endkampf – verzichtet, wird die implizierte Botschaft im Kern erstickt und vor allem die nicht unbedingt subtile Ironie ad absurdum geführt.

Es sollte sich für Splendid die Frage stellen, ob es sich unter diesen zensurtechnischen Prämissen überhaupt lohnt, die inzwischen nicht mehr als „Mastera of Horror“-Episoden zu erkennenden Folgen weiterhin zu veröffentlichen.

Während Sex in Dario Argentos frühen Filmen in erster Linie durch die Penetration mit einem scharfen Messer schöner Frauenkörper stattgefunden hat, veränderte sich spätestens mit den dunklen „The Stendhal Syndrome“ seine Einstellung. Mit dem in Bezug auf seine Gewaltdarstellung atypischen „Do you like Hitchcock“ – fürs italienische Fernsehen gedreht – stellte er seine voyeuristische Neigung bloß. Auch in „Pelts“ wird viel auf das nackte Fleisch geschaut, die beiden Sexszenen bestehen aus schnellen Nummern, unappetitlich und wenig erotisch inszeniert. Viel länger bleibt die Kamera an der Striptänzen Shana hängen und wenn Jake später den neuen Pelz seiner Angebeteten im Flur durch das Schlüsselloch präsentiert, wirkt die Sequenz nicht nur wie eine Würdigung von „Opera“, sondern in ihr dreht Argento den bisherigen Plotverlauf auf den Kopf. Bislang konnte Shana den schmierigen Bewunderer kontrollieren. Die Regel, sie nicht anzufassen, galt trotz zahlreicher Versuche seinerseits, sie zu überschreiten. Mit dem Mantel wird sie zum devoten Zuschauer. Ihr Mienenspiel ist in dieser Szene aussagekräftig. Stellvertretend für den Zuschauer wird Dario Argento allerdings nur in „Pelts“ zum Dirty Old Man.

Unabhängig von den gekürzten Goreszenen überzeugen in „Pelts“ in erster Linie die Nebenfiguren. John Saxon liefert seit vielen Jahren in verschiedenen Genreproduktionen eine solide Arbeit ab. Es ist erstaunlich, wie stark seine Präsenz in einer bewusst klischeehaft und eindimensional gehaltenen Rolle ist. Insbesondere in den wenigen Szenen, welcher er mit Meat Loaf hat, spielt er den gewichtigen Sänger an die Wand. Eine Hommage an die inzwischen nicht unbedingt zur Freude der Fans abgeschlossene „Three Mothers“-Trilogie findet sich in der Mitte der Folge. Jake sucht nach dem Tod des Trappers nach einem Pärchen dieser besonderen Waschbären, um sie zu züchten. Er sucht mit einer Flasche selbst gebrannten Schnaps eine zahnlose alte Frau in ihrem alten Schuppen in den Wäldern auf. Auf der Originalspur heißt sie „Mother Mater“, eine Hommage an seine drei anderen Mütter. Mit schnellen Schnitten auf die Waschbärengesichter, einer sehr subjektiven Kamera und einigen ungewöhnlichen Perspektiven erzeugt Argento eine so intensive Atmosphäre, wie sie in für seine Filme der siebziger und frühen achtziger Jahre exemplarisch gewesen ist. Meat Loaf an dritter Stelle zu nennen ist weniger einer Herabwürdigung seiner überzeugenden Leistung, sondern eine Relativierung im Gesamtkontext der Serie. Im Vergleich zu seinem Debüt in „The Rocky Horror Picture Show“ hat Meat Loaf nicht nur an Gewicht zugenommen, ihm liegt im wahrsten Sinne des Wortes das Schmierige. Er ist analfixiert, egoistisch, brutal und zumindest latent sadistisch. Wenn am Ende der Sexszene Shana davon spricht, dass sie für weniger schon mehr gemacht ist, ist diese Äußerung glaubwürdig. Ellen Ewusie hat mit Abstand die undankbarste Rolle der Folge. Meistens halbnackt und eindimensional angelegt mit teilweise dümmlichen Dialogen. Wie sexy sie aussehen kann, zeigt sie in ein oder zwei Szenen. Am Ende wird sie für ihre Gier bestraft. Wie alle Charaktere.

Es ist schon erstaunlich, dass die Story von Killerfellen überhaupt funktioniert. Das liegt weniger an der stringenten Erzählung und den technischen Bravour Argentos, sondern eher an der Frechheit, diesen Plot mit einem ernsten Gesicht einfach zu erzählen. In dem sich das Team auf die Todsünden Lust und Gier konzentriert, wird fast eine griechische Tragödie mit Blut, Schweiß und Tränen daraus. Auch in der geschnittenen Fassung wirken die Goresequenzen teilweise unnötig überzogen und Dario Argento hält mit seiner Kamera manchmal wenig subtil einfach drauf. Er lässt sich von den Trickspezialisten verzaubern und folgt damit der unsäglichen Tradition einiger anderer Folgen insbesondere der zweiten Staffel. Dabei ist der Kontrast zwischen Gewalt und Schönheit selten derart plakativ dargestellt worden wie im vorliegenden Film.

„Pelts“ kommt in einer schönen Metallboxedition. Nur die DVD Einlage hat die negative Eigenschaft, auf die DVD zu fusseln. Es empfiehlt sich, die DVD verkehrt herum einzulegen. Das Bild ist ungemein realistisch und sauber. Die Nachtszenen kommen tiefschwarz herüber. Der Ton ist auf beiden Spuren extrem kräftig und die Dialoge sind sehr gut zu verstehen. Zu den Extras der DVD gehören das obligatorische Making of und in diesem Fall ein Spezial zu den Trickeffekten. Obwohl beide zusammen etwas mehr als zwanzig Minuten lang sind, geben sie einen soliden Überblick über die Produktion mit vielfältigen Hintergrundinformationen. Der Drehbuchautor Matt Venne liefert einen unterhaltsamen Audiokommentar. Er ist selbst Horrorfan und bewundert insbesondere Dario Argentos frühes Werk. Ein weiteres, eher unbedeutendes Feature („In the Spotlight“) rundet die solide, aber aufgrund der ärgerlichen Kürzungen unbefriedigende Präsentation ab.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 2.0 Stereo (Audiokommentar)
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Audiokommentar mit Drehbuchautor Matt Venne, Feature, Making of

hinzugefügt: January 26th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Splendid
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Sprache:

  

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