Blue Dragon RalΩGrad 2
Tsuneo Takano & Takeshi Obata
(Blue Dragon RalΩGrad 2, 2006)
Aus dem Japanischen von Karsten Küstner
Tokyopop, 2008, Taschenbuch, 192 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-86719-142-5
Von Christel Scheja
„Death Note” von dem Zeichner Takeshi Obata wurde nicht nur in Japan zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten Mangas sondern auch im westlichen Ausland. Nach Abschluss der Reihe nutzte er den Erfolg jedoch nicht mit einem direkt an die Serie angelehnten Nachfolger, sondern wandte sich einem neuen, etwas anders gearteten Projekt zu, das ebenfalls im „Shonen Jump“ erscheinen sollte, und zwar der Fantasy-Serie „Blue Dragon RalΩGrad“.
Die Schatten, grausame Dämonen aus einer Höllendimension, suchen immer wieder die Welt des Lichts heim. Dann verbinden sie sich freiwillig oder in einem gewaltsamen Akt mit Menschen. Zusammen mit ihrer wahnsinnigen Herrin Obscuria haben sie nur ein Ziel: alles Helle und Schöne zu zerstören und die Welt mit Finsternis und Bosheit zu überziehen.
So ist das Leben der Menschen von Angst geprägt, auch wenn einige hoffen, dass es vielleicht eine Möglichkeit gibt, die Schatten mit ihren eigenen Waffen zu besiegen. Dreh und Angelpunkt sind Kinder, die zusammen mit einem Schatten in der absoluten Dunkelheit einer magischen Sphäre aufgewachsen sind und gelernt haben, in friedlicher Koexistenz mit einander auszukommen. Und der Plan scheint aufzugehen. Der Junge Ral und der Schattendrache Grad werden gemeinsam zu Rettern der Stadt, als ein Angriff der Höllenkreaturen sie zu überrollen droht. Vielleicht kann es ihnen gelingen, Obscuria zu besiegen und die Schatten entscheidend zu schwächen.
Deshalb ziehen Ral und seine Lehrmeisterin Mio zusammen mit dem kleinen Mädchen Aya und dem Ritter Kafka, die ebenfalls Schattenfreunde haben, aus, um die Königin der Dämonen zu stellen und zu besiegen. Wenn auch nicht für Gold, so will Ral das für den weiblichen Teil der Menschheit tun, denn er hat auf naive Art einen Narren an den Körperformen der Frauen gefressen.
Folglich sieht er es auch als selbstverständlich an, in der nächsten Stadt herauszufinden, warum dort immer wieder junge Frauen auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Kein Dämonenjäger oder anderweitiger Held hat das Rätsel bisher lösen können. Doch Ral und Kafka erkennen, dass die Lösung direkt vor ihren Augen liegt: in der mächtigen und hohen Mauer, die die Stadt umgibt. Als dann auch noch Mio in den unseligen Bann gerät und verschwindet, gibt es für den jungen Mann kein Halten mehr.
Mit dem zweiten Band löst sich „Blue Dragon RalΩGrad“ von etwaigen Vorlagen, auch wenn die Geschichte um die verschwundenen Frauen nicht gerade neu ist. Aber der immer noch recht naive Ral löst es auf seine typisch chaotische Art und Weise, auch wenn er diesmal mit Kafka einen besonnenen Gefährten an die Seite gestellt bekommen hat, der ihn hin und wieder zurück hält. Die abenteuerliche, manchmal etwas hektisch erzählte Geschichte ist nicht ganz so einfach gestrickt, immer wieder gibt es Wendungen und Details, die auch ältere oder erfahrene Leser überraschen können.
Viel mehr als ein reines Action-Abenteuer sollte man insgesamt jedoch nicht von dem Manga erwarten, da er doch in erster Linie typische Unterhaltung für Jungen ist. Dementsprechend seltsam ist auch das Frauenbild, das zwischen Nichtbeachtung und ersten zaghaften erotischen Andeutungen schwankt, und die hektische Erzählweise, die mehr auf plakative Effekte als auf hintergründiges Lesen zwischen den Zeilen setzt. Zusammen mit den qualitativ an „Death Note” heran reichenden Zeichnungen macht der Manga dennoch Lust auf mehr, wenn man sich auf die manchmal etwas zu seichte Handlung einlassen kann.