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Clauß, Martin: Der Atem des Rippers (Buch)

Martin Clauß
Der Atem des Rippers
Atlantis Verlag, 2008, Paperback, 108 Seiten, 6,90 EUR, ISBN 978-3-936742-90-9

Von Carsten Kuhr

Kaum ein anderer Serienkiller hat die Faszination der Menschen jemals in diesem Masse geweckt, wie der Täter, der 1888 im Londoner Eastend zumindest fünf Frauen ermordet hat und ihre inneren Organe kunstvoll um ihre Leichen herum arrangiert hat.
Martin Clauß, der in diesem Frühjahr bei Uebereuter seinen ersten, zusammen mit seiner Frau geschriebenen Fantasy-Roman veröffentlicht, sucht einen ungewohnten Zugang zu der Thematik.


Seine Handlung beginnt damit, dass Anno Domini 1903 ein in Frankreich lebender Maler wieder einmal seine Heimat, London, besucht. Schon auf der Fähre fallen ihm zwei Männer auf. Der eine, ein Geistlicher der die letzten Jahre unter der tropischen Sonne verbracht hat, der andere ein Gauner aus dem Bilderbuch. Interessiert verfolgt er die beiden und nimmt die auf der Flucht weggeworfene Reisetasche des katholischen Priesters an sich. Im Inneren entdeckte er eine Bibel und ein Tagebuch. Voller Faszination beginnt er mit der Lektüre, die ihm schlaflose Nächte und Alpträume bescheren wird. Niemand anderer als Leather Apron, dem die sensationslüsterne Presse den Namen »Jack, the Ripper« verpasst hat, berichtet in ergreifend eindringlichen Eintragungen von seinem Leben, seinem Motiv und seinen Taten. Zum Vorschein kommt hier das Bild eines vereinsamten, kranken Wesens und eines Mitwissers, der zunächst aus falsch verstandener Loyalität, später aus der Furcht, seinen warmen Platz in der Welt zu verlieren, den Täter deckt.


Mit viel Einfühlungsvermögen in die Psyche des kranken Täters lässt Clauß dessen Entwicklung anhand der kurzen Tagebucheinträge vor den Augen des Lesers Gestalt annehmen.
Wir begegnen einem Menschen, der sich dem Übersinnlichen zuwendet, der sich und sein Leben, seinen einzigen Halt, an kirchlichen Relikten festmacht. Schon hier ist deutlich, dass dieser Mensch Hilfe braucht, dass seine Seele nach Heilung schreit. Umso erschreckender dann, dass diese Hilferufe ignoriert werden, dass, statt dass man sich seiner angenommen hätte, er in die Ferne entsorgt werden soll. Zu was derartige Ignoranz führt ist bekannt. Ohne Hilfe versinkt der kranke Mensch immer tiefer in seinem Elend, werden seine Taten immer zwanghafter.
Psychologisch fundiert, stilistisch solide und inhaltlich anrührend bietet der Autor uns einen intimen Einblick in die gestörte Psyche eines Mörder, dessen Schicksal uns betroffen macht.

hinzugefügt: January 30th 2008
Tester: Carsten Kuhr
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