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Nassise, Joseph: Die Schatten - Die Chroniken der Templer 3 (Buch)
Joseph Nassise
Die Schatten
Die Chroniken der Templer 3
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Carola Kasperek
Knaur, 2008, Taschenbuch, 298 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-426-63672-5
Von Carsten Kuhr
Zum dritten und vorerst letzten Mal entführt uns Thriller-Spezialist Joseph Nassise in seine ganz eigene Welt des ewig währenden Kampfes der Guten gegen die Bösen.
Cade Williams und sein Echo-Team gehören zu dem längst tot und vernichtet geglaubten Orden der armen Ritter Christi vom Tempel Salomonis, gemeinhin eher unter den Bezeichnung Tempelritter bekannt.
Nach ihrer vermeintlichen Auslöschung durch den Papst und dem französischen König hat man sich Ende des zweiten Weltkrieges im Vatikan an die untergetauchten Kämpfer erinnert, und diese großzügig wieder in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. Seitdem stellen sie den schlagkräftigen Arm der Kirche gegen sämtliches auf Erden wandelnde Höllengezücht dar. Und über Mangel an Arbeit brauchen sich die Einzelkämpfer wahrlich nicht beschweren.
Boston ist in Gefahr, von Chiang Shih, den Schattenmenschen, überrannt zu werden. Die drohende Invasion kann nur gebannt werden, wenn sich die Männer ihr im Jenseits stellen – doch dort wartet neben einem alten Kameraden, der die Seiten gewechselt hat, und die seit Jahren tote Frau Cades, auch der Widersacher auf die Eingreiftruppe, ein Gegner, dem nicht beizukommen ist ...
Joseph Nassise hat sich mit seinen ersten beiden Romanen um die Templer in der Riege der Action-Thrillerautoren positioniert. Mit Geschick hat er jeweils ein rasant ablaufendes Kommandounternehmen mit übernatürlichen Begebenheiten kombiniert, dabei die seit Jahren sehr in Mode befindliche katholische Kirche als Machtfaktor im Hintergrund aufgebaut und uns so zu unterhalten gewusst. Dass es dabei mit der Logik oftmals nicht allzu weit her war kümmert keinen, die Leser von Reilly oder Rollins fragen auch nicht nach Glaubwürdigkeit; hier geht es schlicht darum, mit einem Team erfahrener Kämpfer für das Gute in die mörderisch spannende Schlacht zu ziehen.
Geschickt hat er dabei seine wenigen Protagonisten aufgebaut. Immer wieder ermöglicht er uns einen kleinen Blick in deren Vergangenheit, portraitiert ihre besonderen, übernatürlichen Gaben, aber auch ihre Verluste und schafft so markante Charaktere. Duncan, der mit seinen Händen zu heilen vermag, aber seine Gabe ablehnt. Cade, der mit seinem vom Widersacher zerstörten Auge dämonische Spuren sehen kann und der mit seinen Händen die letzten Augenblicke dessen, den er berührt nach- ja miterleben kann. Das sind faszinierende Werkzeuge im Kampf gegen das Böse.
So weit, so gut. Dieses Mal allerdings schießt Nassise ein wenig arg übers Ziel hinaus.
Zunächst beginnt die Handlung durchaus reizvoll, im Rahmen dessen, was wir erwarten können. Ein Priester wird in seiner Kirche vom Bösen ermordet, das Echo-Kommando wir ausgesandt, nach dem Rechten zu schauen. Schnell finden sie Spuren, die zu einem ehemaligen, ermordeten Kameraden führen. Die Bedrohung aus dem Jenseits wird thematisiert, sie stoßen in selbiges vor, erste Scharmützel fordern Opfer.
Dann aber gehen die Pferde mit Nassise durch. Plötzlich mischt er Elemente der Dark-Fantasy – eine ewige Stadt der vergessenen Bewohner und Häuser, Sklavenhalter, den fliegende Holländer, Charon und gefallene Engel – hinzu. Die Mixtur wird nicht nur unübersichtlich, sondern auch von der inneren Logik des Romans her unglaubwürdig. Als Cade seine vor sieben Jahren ermordete Frau trifft und befreit wird es gar noch rührselig, und das passt so überhaupt nicht zum Thriller-Image. Was hat er sich nur dabei gedacht, diesen unausgegorenen Cocktail zusammenzumischen. Da passt nichts mehr zusammen, das lässt wirkliche Spannungsmomente missen, das ist von seiner Auflösung her unglaubwürdig.
Soweit ich dies recherchieren konnte, ist im anglo-amerikanischen Sprachraum, aber auch in Russland, bislang jeweils nur der erste Roman erschienen, so dass die Knaur Veröffentlichung vom „Engel“ und „Schatten“ Welterstveröffentlichungen darstellen. Sofern der Autor aber seinen, die Trilogie abschließenden Roman nicht noch einmal sorgfältig überarbeitet, wird dies wohl auch so bleiben. Weniger wäre mehr gewesen Herr Nassise, eigentlich können Sie es nämlich viel besser!
hinzugefügt: February 7th 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Knaur Hits: 3351 Sprache:
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