Kekkaishi 1
Yellow Tanabe
Aus dem Japanischen von Yohana Araki
Carlsen, 2007, Taschenbuch, 190 Seiten, 6,00 EUR, ISBN 978-3-551-78791-0
Von Christel Scheja
Anders als im Westen sind Dämonen ein äußerst lebendiger Teil der japanischen Mythologie. Die wirkliche Welt ist von allerlei Geisterwesen bewohnt, die den Menschen nicht unbedingt freundlich gegenüber stehen und immer wieder besänftigt und gebannt werden müssen. Deshalb sind sie ein fester Bestandteil der Mangas und Animes und aus kaum einem phantastischen Titel weg zu denken.
Und so gibt es unzählige Geschichten um die Männer und Frauen, deren Aufgabe es ist, diese übernatürlichen Wesen in Schach zu halten. Manche davon benutzen dies auch nur als Aufhänger, um etwas ganz anderes zu erzählen. Dazu gehört auch die Serie „Kekkaishi” von Yellow Tanabe.
Kekkaishi ist der Titel jeder Auserwählten aus dem Hazama-Clan, die die schwere Aufgabe haben, die Menschen mittels spezieller Techniken gegen Übergriffe aus der Dämonenwelt zu beschützen. Jede Generation wird aufs Neue in den geheimen Künsten ausgebildet, auch wenn der Fürst, dem sie einst dienten, und dessen Familie lange tot sind. Doch ihre Verantwortung ist damit nicht erloschen.
Allerdings ist das Haus Hazama längst nicht mehr so stark wie früher, denn es ist mittlerweile in die verfeindeten Familien Sumimura und Yukimura zerfallen, die den Kontakt miteinander meiden, obwohl sie direkte Nachbarn sind. In diese angespannte Lage hinein wird Yoshimori geboren, den ein schweres Erbe erwartet. Obwohl seine Kräfte nicht besonders ausgeprägt sind, soll er eines Tages das Oberhaupt der Familie werden. Deshalb muss er umso mehr darauf bedacht sein, das Nachbarmädchen Tokine zu verachten, auch wenn er ihr irgendwann einmal das Leben verdankt. Denn sie wird eines Tages die Yukimura-Familie führen, und es brächte Schande über ihn, wenn er nach all den Jahren der Feindschaft nun auch nur überlegt, Frieden zu schließen.
Die Geschichte, die hinter dem Manga steht, ist klassisch - Junge und Mädchen aus tödlich verfeindeten Familien freunden sich irgendwie miteinander an, obwohl sie es nicht sollen. Auch wenn sie sich dagegen wehren und ihre Familien verärgert sind, die Gefühle füreinander können sie nicht unterdrücken, selbst wenn sie äußerlich das Gegenteil zu beweisen versuchen. Eine Liebesgeschichte ist nur angedeutet, da sich der Manga in erster Linie an Jungen richtet.
So dominiert in erster Linie das Abenteuer, garniert mit coolen Sprüchen. Und Yoshimori nimmt Tokine als Maßstab, um seinen Ehrgeiz anzustacheln und sie irgendwann zu überflügeln, da es nicht angeht, dass er schlechter als ein gleichaltriges Mädchen ist.
Heraus kommt der übliche Mix aus Action - im Kampf gegen Geister und Dämonen, von denen es in dem Band reichlich gibt - und irrwitzigem Slapstick, der vor allem dann zu finden ist, wenn sich die beiden oder ihre Familienmitglieder streiten. Die Figuren bleiben sehr oberflächlich und unausgearbeitet, ebenso wie der Hintergrund. Die hektisch erzählte Abenteuerhandlung und ihre vielen lockeren Späße stehen im Vordergrund.
„Kekkaishi“ wendet sich vor allem an Leser, die „Naruto” und ähnliche Titel mögen, und in denen sich ein eher tollpatschiger Junge, trotz aller Widerstände irgendwann und irgendwie beweisen muss. Daher stehen vor allem Action und Klamauk im Mittelpunkt der Handlung, aber weder die Charaktere noch der Hintergrund.