Sorcerers & Secretaries 1
Amy Kim Ganter
Aus dem Amerikanischen von Aranka Schindler und Michael Waaler
Tokyopop, 2008, Taschenbuch, 182 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-86719-309-2
Von Irene Salzmann
Joshua weiß, wie man Frauenherzen gewinnt – aber die Richtige hat er noch nicht gefunden, und bei seiner Nachbarin Nicole kann er einfach nicht landen. Die mehr oder minder wohlgemeinten Tipps von seinem Kumpel machen die Situation nur noch komplizierter.
Was er nicht weiß, ist, dass Nicole durchaus Interesse hat, doch möchte sie nicht eine von den vielen sein, mit denen er ständig flirtet. So zieht sie sich bei jeder Gelegenheit ins Reich der Phantasie, Mythen und Märchen zurück und träumt davon, irgendwann einen Fantasy-Roman zu schreiben.
Die traurige Figur eines guten Zauberers, der von seinem hinterlistigen Gefährten hereingelegt wurde, und nun vor der schwierigen Aufgabe steht, alles wieder ins Lot zu bringen, umwabert Nicole. Wird sie Ellon, dessen Geschichte sie in einem Heft niederschreibt, den Vorzug geben und damit einer realen Beziehung – durch die sie verletzt werden könnte - aus dem Weg gehen?
Die Handlung ist im Milieu junger Angestellter und Studenten angesiedelt. In Folge sind die Protagonisten etwas älter als die Figuren in den meisten Mangas, die gegenwärtig in Deutschland erscheinen, und haben andere Probleme. Diese sind durchaus nachvollziehbar, da die Künstlerin auf im Westen vertraute Motive zurückgreift: der Wunsch nach einer festen Beziehung, die Angst vor der Enttäuschung, die Suche nach den eigenen Idealen, die Realisierung von (Berufs-) Wünschen.
Nicole ist Studentin und jobbt nebenbei als Rezeptionistin („Secretaries“). Sie liest gern Fantasy-Romane und hat angefangen, selber einen über den Magier Ellon („Sorcerers“) zu schreiben. Da sie sehr zurückhaltend ist und gewissermaßen in ihrer eigenen Welt lebt, bleibt sie überall eine Außenseiterin.
Als Joshua in ihr Leben tritt, blüht sie auf, doch noch überwiegt die Angst, von dem Schürzenjäger enttäuscht zu werden. Dies spiegelt sich in ihrer Geschichte wider, denn auch Ellon wird hintergangen von jemandem, dem er vertraute. Obwohl er nun seiner Fähigkeiten praktisch beraubt ist, macht er sich auf, um Sonneth zu finden und zu bestrafen. Soll sich Nicole an Ellons Mut ein Beispiel nehmen? Aber die Romanfigur selbst stellt sich zunächst zwischen sie und Joshua. So wird vielleicht erst der nächste Band verraten, ob Joshua sein Ziel erreicht und Nicole glücklich machen kann.
Die Geschichte wird in klaren, etwas cartoonhaft anmutenden Bildern erzählt, die nur ausnahmsweise aufwändiger und mit mehr Liebe zum Detail gestaltet sind. Die Handlung und die Protagonisten stehen im Vordergrund; die Illustrationen sollen nicht von der Erzählung ablenken.
Der Manga wendet sich in erster Linie an Leserinnen ab 13 Jahren, die nachvollziehbare Beziehungskomödien schätzen. Tatsächlich ist die eigentliche Handlung realistisch; die phantastischen Elemente bleiben auf die Träume und Romanideen von Nicole beschränkt.
Die sympathischen Protagonisten verkörpern klassische Typen, die man mit dem Genre verbindet: die versponnene Künstlerin, der glücklose Frauenheld, die geschwätzige/oberflächliche Freundin, der Macho-Kumpel. Man kann durchaus sich selber oder Personen aus dem Umfeld wieder entdecken. Da sie gängige Sorgen und Hoffnungen haben, funktioniert die Geschichte.
Wer das Thema mag und sich für den eher schlichten Stil der Zeichnungen erwärmen kann, erhält eine unterhaltsame Lektüre, die nicht den ausgetretenen Pfaden der japanischen Vorbilder folgt und auf deren Fortsetzung man gespannt wartet.