|
Roberts, Aileen P.: Das Gheiemnis der Kelten - Dìonàrah 1 (Buch)
Aileen P. Roberts
Das Geheimnis der Kelten
Dìonàrah 1
Titelillustration von Mark Freier
Cuillin, 2007, Paperback, 352 Seiten, 13,50 EUR, ISBN 978-3-9810966-3-7
Von Irene Salzmann
Bei Ausgrabungen entdecken die Archäologie-Studenten Ceara O’Reilley und Eric Mason ein geheimnisvolles Tor, durch das sie in eine magische Welt gelangen, die der der Kelten sehr ähnelt. Als Schattenwölfe angreifen, taucht der Krieger Daron auf und rettet den beiden das Leben. Wenig später stößt die Fiilja Fio’rah, eine Freundin Darons, zu der kleinen Gruppe.
Die Weltenwanderer erfahren, dass sie erwartet wurden, denn eine alte Prophezeiung besagt, dass Fremde kommen werden, mit deren Hilfe die Macht des bösen Königs Adamath und seines Handlangers, des Zauberers Krethmor, über das Land Dìonàrah endlich gebrochen wird.
Während Eric nur den einen Wunsch hegt, schnellstens nach Irland zurückzukehren, ist Ceara von dieser archaischen Welt und ihren neuen Freunden fasziniert. Sie möchte helfen, selbst wenn sie bezweifelt, dass ausgerechnet sie und Eric die auserwählten Mitstreiter sind.
Der gefährliche Plan, den Magier Myrthan, den Krethmor seit vielen Jahre gefangen hält, zu befreien, gelingt. Myrthan belohnt den Mut der Weltenwanderer, indem er sie in ihre Heimat zurückschickt. Wie sich bald erweist, war das ein Fehler, denn Cearas Unterstützung wird ein weiteres Mal benötigt. Myrthan, Daron und Fio’rah können bloß auf ein Wunder hoffen.
Unterdessen sehnt sich Ceara nach Dìonàrah und vor allem nach Daron. Zusammen mit Bran und Alan, zwei Freunden aus ihren Kinderjahren bei den Gypsies, will sie das Tor erneut durchschreiten, doch der erste Versuch misslingt…
Auf rund 350 Seiten erzählt Aileen P. Roberts eine spannende Fantasy-Geschichte, die dem Leser nahezu alles bietet, was er mit dem Genre in Verbindung bringt: ein an der keltischen Kultur orientiertes Setting, gute und böse Zauberer und Hexen, tapfere Krieger und Amazonen, Monster und Elfenpferde – und Helfer aus der Gegenwart.
„Das Geheimnis der Kelten“ wirkt wie ein Mix aus „Stargate“, J. R. R. Tolkiens „Herr der Ringe“, Diana Gabaldons „Highland“-Saga und Lisbeth Pahnkes „Britta“-Pferdebücher. Vertraute Abenteuer-Motive reihen sich aneinander, und Genre-Archetypen bevölkern eine mit vielen Details ausgeschmückte phantastische Welt.
Die Hauptfigur Ceara entdeckt zufällig den Weg in das mythische Reich Dìonàrah, das ihr Schicksal werden soll. Schnell findet sie sich in der neuen Umgebung zurecht, nicht zuletzt dank entsprechender Kenntnisse und ihrer treuen Freunde.
Anders als viele Autoren der Phantastik, die einen unbedarften Tollpatsch zum Retter der Welt machen, hat Aileen P. Roberts der Protagonistin einen Hintergrund verliehen, der erklärt, weshalb sich Ceara so problemlos anpassen kann. Natürlich ist sie eine Ausnahme, was durch ihren Begleiter Eric noch unterstrichen wird. Als typisches Kind der Moderne ist er froh, dass er nach einigen Abenteuern heimkehren darf.
Ganz anders wieder die Gypsies, die Ceara auf ihrer zweiten Reise begleiten: Für sie, die ihre alte Lebensweise haben aufgeben müssen und seither ein trauriges Dasein fristen, stellt Dìonàrah eine neue Chance dar. Leider bleiben Bran und Alan in diesem Band etwas blass. Erst gegen Ende hin wird Bran zum neuen Anführer aufgebaut, während Alan durch seine kindische Eifersucht auf Daron und dem unfairen Spiel mit Naras Gefühlen zunehmend negative Züge entwickelt.
Die übrigen wichtigen Protagonisten bekleiden traditionelle Rollen. Daron ist ein mächtiger Krieger, der einzige Überlebende eines Massakers, und ein Fluch lastet auf ihm. Erfahrene Leser sehen Parallelen zu Karl Edward Wagners „Kane“ oder Michael Moorcocks „Corum“. Fio’rah, die mit dem Schwert umzugehen weiß und zudem magische Kräfte besitzt, ist eine elfenhafte Amazone, die gleichberechtigt neben den Männern agiert. Myrthan ist der klassische Zauberer, der an Gandalf erinnert und eigentlich als Mentor der jungen Helden etwas aktiver in die Geschehnisse hätte eingreifen müssen.
Alle anderen, darunter Nara, Isodor, Pyrn und der Oberste Hüter, sind im Moment als supportive characters zu betrachten, die gelegentlich als Deus ex Machina auftreten, wenn Ceara und ihre Freunde allein nicht mehr weiter kommen. Vielleicht werden einige von ihnen in „Das Geheimnis der Kelten“ eine bedeutendere Rolle einnehmen.
Die Gegenspieler entpuppen sich als die typischen Bösewichter: Adamath ist ein Macht besessener, skrupelloser Ausbeuter und perverser Mörder. Der Zauberer Krethmor, den man mit Saruman vergleichen möchte, ist sein nicht minder grausamer Handlanger, der allerlei Monster wie Schattenwölfe, Trolle und Orks kontrolliert. Schade, dass die Autorin auf typische Schwarz-Weiß-Klischees setzt, statt Grauzonen zu schaffen und auch den Feinden plausible Beweggründe mitzugeben.
Schnell wird dem Leser klar, dass Ceara der Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist. Die Protagonistin erfährt, dass sie benötigt wird, um die Schreckensherrschaft von König Adamath zu beenden. Daraufhin beginnt die Queste mit der Befreiung Myrthans und der Bergung der ersten Runensteine. Zeitweilig werden die Gefährten getrennt, und nicht jeder soll mit dem Leben davon kommen.
Ein Abenteuer folgt auf das nächste, es gibt kleine Höhepunkte, aber kein großes Finale - sondern einen Cliffhanger am Schluss, der neugierig macht, ob die Gruppe den tragischen Verlust verkraften kann und ob Ceara rechtzeitig von ihren Freunden befreit wird.
Einige romantische Szenen werden dazwischen gestreut. Wieder ist es Ceara, die von nahezu allen Männern begehrt wird, obgleich sie sich schon zu Beginn für einen entschieden hat. Etwas weniger Superlativen und dafür realistischere zwischenmenschliche Szenen hätten der Handlung tatsächlich Würze verleihen können. Natürlich sollen sich die Paare nicht schon nach fünfzig Seiten in den Armen liegen, doch wirken die Eifersuchtszenen und das langwierige einander Umkreisen nicht dem Alter der Charaktere angemessen.
Die Sprache ist zeitgenössisch und flott. Aileen P. Roberts schreibt routiniert und sicher. Dadurch ist der Roman angenehm zu lesen. Bei den Dialogen wünscht man sich, dass die Autorin ein wenig mehr auf den Hintergrund der Protagonisten geachtet hätte, da sich ein alter keltischer Zauberer anders ausdrückt als ein junger Amerikaner, eine Frau anders als ein Mann.
„Das Geheimnis der Kelten“ ist ein Buch, das gleichermaßen Stärken und Schwächen aufweist.
Zu den Pluspunkten zählt zweifellos der gefällige Stil von Aileen P. Roberts. Es gelingt der Autorin, eine kurzweilige Handlung aufzubauen, der man gern folgt. Das Buch weist keine Längen auf, da immer etwas passiert oder ein neues Detail enthüllt wird, das für die Geschehnisse wichtig ist. Auf unnötige Grausamkeiten wird verzichtet. Die sympathischen Charaktere hüten das eine oder andere Geheimnis, das noch aufgedeckt werden muss, so dass die Spannung erhalten bleibt.
Weniger glücklich ist man mit den Schwarz-Weiß-Klischees; es gibt nur Gut oder Böse und nichts dazwischen. Der König und seine Kreaturen werden bloß oberflächlich beschrieben. Sie sind ausschließlich mit negativen Eigenschaften besetzt, ihre Triebfedern sind Machthunger und perverse Neigungen. Manche Handlungsweisen und Dialoge wirken recht naiv und entsprechen nicht dem Alter bzw. den Erfahrungen der Protagonisten. Auch werden bekannte Archetypen überstrapaziert, obwohl die Autorin durchaus neue Ideen bringen könnte, was sie mit den Gypsies beweist.
Von daher möchte man „Das Geheimnis der Kelten“ in erster Linie jungen Lesern – vor allem Leserinnen - ans Herz legen, für die Fantasy gleichbedeutend ist mit einem bunten Abenteuer in einer magischen Welt, die von Kriegern, Amazonen, Magiern, Orks, Monstern usw. bevölkert wird und in der auch Platz ist für eine cleane Romanze. Teens und Twens können sich leicht mit den Protagonisten identifizieren, an ihren Sorgen und Träumen teilhaben. Auch Genre-Neulinge, die vielleicht erst durch die Verfilmung des „Herrn der Ringe“ die Fantasy für sich entdeckten und mit entsprechend geprägten Erwartungen an eine Lektüre herantreten, werden von „Das Geheimnis der Kelten“ nicht enttäuscht.
Das lese-erfahrene Publikum hingegen findet wenig Neues, da es die Motive aus vielen anderen Büchern bereits kennt. Für eingefleischte Fans ist die Handlung vorhersehbar, es gibt zu wenig überraschende Wendungen, das Konfliktpotential wird nur unzureichend ausgeschöpft, die Charaktere sind zu sehr auf ihre Rollen festgelegt.
Wer Mainstream-Fantasy im Stil von z. B. Monika Felten, Bernhard Hennen oder Kai Meyer schätzt, wird auch von Aileen P. Roberts „Das Geheimnis der Kelten“ bestens unterhalten. Als Jugendbuch ist der Roman ebenfalls zu empfehlen.
hinzugefügt: February 18th 2008 Tester: Irene Salzmann Punkte: zugehöriger Link: Cuillin Hits: 2875 Sprache:
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|