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Neff, Henry H.: Das geheime Portal - Schule der Magier 1 (Buch)
Henry H. Neff
Das geheime Portal
Schule der Magier 1
(The Tapestry – The Hound of Rowan)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michaela Link
cbj, 2008, Hardcover, 462 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-570-13440-5
Von Carsten Kuhr
Max McDaniels aus der Nähe von Chicago ist eigentlich ein ganz normaler Teenager. Wie jedes Jahr besucht er, zum Gedenken an seine vor zwei Jahren spurlos verschwundene Mutter, zusammen mit seinem Vater das Museum, um dort all die Gemälde, die seiner Mutter so viel bedeutet haben, zu besichtigen.
Dieses Jahr aber ist alles anders. Nicht nur, dass ihm schon im Zug ein seltsamer Mann mit einem weißen Auge auffällt, der ihn zu beobachten scheint, nein, im Museum selbst erwacht ein alter Gobelin scheinbar zum Leben und zieht Max förmlich ins das dargestellte Geschehen hinein.
Drogen hat er doch keine genommen, wird er verrückt?
Kurz danach nimmt man Kontakt mit ihm auf. Er erhält eine Einladung, die renommierte, sehr elitäre Rowan Academy in New England zu besuchen, ein Internat für besonders Begabte - hoppla, kommt uns das nicht bekannt vor?
Hier erfährt er, dass diejenigen, die die Alte Magie vererbt bekommen haben, seit Jahrhunderten Astaroth, das personifizierte Böse und seine Anhänger bekämpfen, und dass neben Mathe und Englisch auch Magie und Weissagen auf dem Stundenplan stehen - irgendwo habe ich so etwas schon einmal gelesen?
Schon am ersten Tag begegnet ihm Magie, als sich die Zimmer der neuen Erstklässler ihren Bewohnern magisch anpassen. Neben einem Mannschaftsspiel - dem Euclidischen Fußball, den üblichen romantischen Verwirrtheiten, dem Verräter und einem kleinen Dorf vor den Toren Rowans erinnert ein Zweitklässler, der es seit dem ersten Tag auf Max abgesehen hat und ihn piesackt wo es nur geht, an das große Vorbild. Kaum überraschend dagegen, dass es auch in Rowan magische Tiere gibt, um die die Schüler sich kümmern, dass Max im bevorstehenden Kampf eine bedeutende Rolle spielt, und die Schergen Azaroths versuchen, seiner habhaft zu werden. Nur mit Hilfe treuer Freunde und einer gehörigen Portion Glück kann er seinen Häschern entkommen und die vom Bösen gefangen gehaltenen Potentiellen befreien - ein Preis, ein Preis rufen die erfahrenen Hogwart-Leser und wirklich wird ihm der Panzerhandschuh des Beowulf verliehen ...
Die Zahl der Autoren, die mehr oder minder erfolgreich versuchen sich an den Erfolg der „Harry Potter“-Bücher anzuhängen, steigt kontinuierlich.
Neffs Auftaktband einer projektierten Trilogie vereint viele der Erfolgsrezepte des Vorbildes zwischen seinen Buchdeckeln, verbindet diese aber gar nicht ungeschickt mit Eigenständigem.
Natürlich sind die Parallelen zum großen Vorbild unübersehbar. So deutlich die Anleihen auch sind, wendet sich Neffs Trilogie aber eher an jüngere Leser. Es mangelt ein wenig an der überbrodelnden Fülle von magischen Beschreibungen, an eigenständigen Wesen und Erfindungen einer J. K. Rowling. Bei Neff ist alles eine Nummer kleiner, ist die Handlung ungleich mehr in der realen Welt eingebettet. Die magisch Begabten verstecken sich, zurückgezogen außerhalb der Metropolen, nehmen nicht wirklich Einfluss auf die tagespolitischen Geschehnisse.
Im Vordergrund des Plots steht eine simple Handlung - das uralte Böse entkommt aus seinem Gefängnis und sucht erneut, die Herrschaft über die Welt an sich zu reißen. Einige wenige, darunter unser Held, stemmen sich gegen die Bedrohung, entdecken ihre Kräfte und wachsen an ihren Aufgaben.
Alles altbekannt und schon oft so oder so ähnlich gelesen. Dabei muss ich, trotz aller bekannten Versatzstücke, dem Autor attestieren, dass er zu unterhalten weiß. Zwar kommt nie die typisch Potter'sche Intensität des Erzählflusses auf, wird man nie im selben Maße in die Handlung und die Welt hineingezogen wie bei dem großen Vorbild, doch es gibt deutlich schwächere Nachahmer.
Gerade in den Details vermag Neff es durchaus, eigenständige Ideen einfließen zu lassen, erzählt spannend und stringent seinen Plot zum ersten, in sich abgeschlossenen Finale.
Die jugendlichen Figuren sind ein wenig oberflächlich gezeichnet, hier ist durchaus noch Luft nach oben. Die Hauptfigur selbst ist sympathisch und abwechslungsreich dargestellt, es fehlt ihr jedoch bislang noch ein wenig die Tiefe. Insbesondere der Verlust der Mutter scheint kaum aufgearbeitet zu sein, das daraus resultierende besonders enge Verhältnis zum Vater wird unterschwellig thematisiert, bleibt aber für meinen Geschmack als den Jungen prägendes Element noch zu weit im Hintergrund.
Nicht unbedingt auch eine Lektüre für erwachsene Leserschichten, mehr Jugendbuch als Kult-Ttel, aber ganz nett, so mein abschließendes Urteil.
hinzugefügt: February 18th 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: cbj Hits: 3133 Sprache: german
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