Love Hustler 1
Reiichi Hiiro
Aus dem Japanischen von Kristina Iwata-Weickgenannt
Carlsen, 2008, Taschenbuch, 168 Seiten, 6,00 EUR, ISBN 978-3-551-75251-2
Von Irene Salzmann
Kei Nikaido tritt als Magier an Bord des Kreuzfahrtschiffes Lorelei auf. Obwohl er durch seine Berufswahl in gewisser Weise den verstorbenen Vater hatte festhalten wollen und seine Zuschauer mit vielen Tricks erfreut, ist er mit seinem eintönigen Leben nicht glücklich. Sein Alltag wird jäh durcheinander gebracht, als ein angeblicher Croupier darauf besteht, dass die Kabine, die man Kei zugeteilt hat, für ihn reserviert war. Kei denkt gar nicht daran, dem unverschämten Kerl das Feld zu überlassen. Wenig später findet er ihn prompt in seiner Kabine vor. Schließlich spielen die beiden um den Raum, und Nagisa Takanashi zieht Kei dabei buchstäblich bis auf die Unterhosen aus.
Plötzlich erschüttert eine Explosion das Schiff. Takanashi will sich mit dem Koffer absetzen, der in der Nachbarkabine versteckt war. Kei folgt ihm auf ein anderes Schiff, die Discovery, und erfährt dort, dass Takanashi ein Schatzjäger ist und er den Auftrag hat, das wertvolle Metall, das sich in dem Behälter befindet, vor Dieben zu schützen. Wie sich herausstellt, ist der Koffer jedoch leer, denn Takanashis Rivale, der sich Killerwal nennt, hatte längst zugeschlagen.
Die Discovery folgt Killerwals Fährte zu einer einsamen Insel. Takanashi und Kei versuchen, den Räuber und den Schatz aufzuspüren, werden jedoch getrennt. Kei stürzt in eine Höhle, und als er wieder zu sich kommt, sieht er sich seinem neuen Freund gegenüber, doch etwas ist anders. Was ihm zudem erzählt wird, lässt Zweifel in ihm an Takanashi keimen…
Reiichiro Hiiro ist in Deutschland keine Unbekannte mehr, seit ihr humoriger und apart gezeichneter Boys Love-Manga „Wild Fish“ auf positive Resonanz bei den Leserinnen stieß. Mit dem Zweiteiler „Love Hustler“, von dem nun der erste Band erschienen ist, erfüllt Carlsen sicher den Wunsch vieler Fans nach weiteren Titeln, die schöne Illustrationen bieten, aber nicht unbedingt explizite Szenen beinhalten müssen.
Eingebettet in eine abenteuerliche Geschichte wird die sich entwickelnde Beziehung von dem Schatzjäger Takanashi und seinem Love-Interest, dem Magier Kei, geschildert. Spannende und actionreiche Szenen sind zwar vorhanden, stehen aber nicht im Vordergrund, denn der Schwerpunkt liegt auf der Enthüllung eines komplizierten Geflechts an familiären und freundschaftlichen Bindungen.
Zusammen mit Kei erfährt man nach und nach mehr über den geheimnisvollen Takanashi und seinen Konflikt mit dem skrupellos scheinenden Killerwal. Die Ursache hierfür reicht weit zurück und beruht auf einer Tragödie. Unverhofft wird ein weiterer Protagonist eingeführt, der als Deus ex Machina eingreift und außerdem mit Killerwal liiert ist.
Man darf ahnen, dass Takanashis Gegenspieler nicht wirklich böse ist, sondern sein Handeln von falschen Vermutungen bestimmt wird. Ob das Missverständnis geklärt werden kann und sich die beiden wieder vertragen, wird erst der nächste Band verraten – falls es Killerwal und Saki gelingt, die Insel wieder zu verlassen, nachdem ihnen ihr Schiff gestohlen wurde...
Attraktive junge Männer stehen im Mittelpunkt einer nachvollziehbaren, stellenweise auch spannenden bzw. humorigen Handlung. Dass einmal nicht das Schüler- oder Studenten-Milieu als Hintergrund gewählt wurde, ist eine willkommene Abwechslung. Beleuchtet werden die Beziehungen der Protagonisten untereinander, sexuelle Handlungen werden diskret angedeutet. Die Illustrationen sind sehr ansprechend und treffen den Nerv von BL-Fans, die vor allem die Werke von Yamane Ayano, You Higuri oder Shushushu Sakurai schätzen.
„Love Hustler“ kann man durchaus schon Leserinnen ab 14 Jahren empfehlen, die das Genre gerade für sich entdeckt haben und nicht unbedingt nackte Tatsachen sehen wollen.